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Lions-Quest am GZE
- Zuletzt aktualisiert am Sonntag, 31. Oktober 2021 11:20
- Veröffentlicht am Donnerstag, 17. Dezember 2015 21:02
- Geschrieben von Karin Müller und Malte Hümme
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Lions-Quest-Konzept
des Gymnasiums Bad Zwischenahn-Edewecht
Grundlagen des Programms
Lions-Quest „Erwachsen werden“ ist ein Jugendförderprogramm, welches am GZE in den Jahrgängen fünf bis acht implementiert ist. Lions-Quest wird somit vorrangig im Unterricht der Sekundarstufe I vermittelt. Je nach Bedarf besteht aber durchaus die Möglichkeit, gezielt einzelne Aspekte auch in höheren Klassenstufen, bis hin zur Sekundarstufe II, einzusetzen.
In den 1970er Jahren wurde das Programm von der unabhängigen amerikanischen Stiftung „Quest International“ (Quest, engl. = Suche, Streben) unter dem Namen „Skills for Adolescence“ entwickelt und wird seit 1984 in Kooperation mit Lions Clubs International in heute mehr als 50 Ländern weltweit eingesetzt. In Deutschland wurde das Programm unter dem Namen Lions-Quest „Erwachsen werden“ erstmals 1994 in einer provisorischen Fassung angeboten. Mit Unterstützung durch die Universität Bielefeld (Prof. Dr. Klaus Hurrelmann und Mitarbeiter) fand bis 1997 eine erste angemessene Anpassung des vollständigen Programms an deutsche gesellschaftliche und schulische Verhältnisse in einer 1. Ausgabe des Lehrerhandbuchs „Erwachsen werden“ statt. Seit 2021 liegt die fünfte vollständig überarbeitete Ausgabe der Materialsammlung mit Planungshilfen und Kopiervorlagen für den Unterricht vor, in der die Erfahrungen der deutschen Schulen aus der mehrjährigen Arbeit mit dem Programm eingearbeitet wurden.
Im Mittelpunkt des Unterrichts mit „Erwachsen werden“ steht die planvolle Förderung der sozialen Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern. Diese werden nachhaltig dabei unterstützt, ihr Selbstvertrauen und ihre kommunikativen Fähigkeiten zu stärken, Kontakte und positive Beziehungen aufzubauen und zu pflegen, Konflikt- und Risikosituationen in ihrem Alltag angemessen zu begegnen und konstruktive Lösungen für Probleme, die gerade die Pubertät gehäuft mit sich bringt, zu finden. Gleichzeitig möchte der Unterricht mit diesem Programm jungen Menschen Orientierung beim Aufbau eines eigenen, sozial eingebundenen Wertesystems anbieten. Damit ordnet sich das Konzept von Lions-Quest „Erwachsen werden“ in den Ansatz der Life-Skills-Erziehung (Lebenskompetenz-Erziehung) ein, dem von der aktuellen Forschung die größten Erfolgsaussichten bei der Prävention (selbst-) zerstörerischer Verhaltensweisen (Sucht- und Drogenabhängigkeit, Gewaltbereitschaft, Suizidgefährdung) zugesprochen werden.
So werden die Gedanken des GZE-Leitbildes – das GZE als kooperative und gesundheits-bewusste Schule - mit „Erwachsen werden“ praktisch umgesetzt. Gleichzeitig ergänzt das Lions-Quest-Konzept das UNESCO-Konzept des GZE, in dem sowohl Demokratieerziehung und Menschenrechtsbildung als auch Verantwortungsübernahme für sich selbst und andere als wesentliche Ziele formuliert werden. Des Weiteren ist „Erwachsen werden“ Teil des Präventionskonzeptes und somit auch direkt im Schulprogramm verankert.
Mit seinem Fokus auf Themen wie Interkulturalität und Inklusion wirkt Lions-Quest darüber hinaus gegen die Entstehung und Verbreitung von Vorurteilen. Durch die Verbindung von sozialem mit politischem Lernen werden zudem die demokratischen Urteils- und Partizipationskompetenzen nachhaltig gestärkt. Damit leistet Lions-Quest, aktuell ganz besonders im Hinblick auf die langfristige Integration der Flüchtlinge in Deutschland, einen substanziellen Beitrag zu einer chancengerechten und friedvollen Gesellschaft der Vielfalt und des Respekts.
Schwerpunktthemen
„Erwachsen werden“ ist in jahrgangsspezifische Schwerpunktthemen gegliedert und zielt auf die Vermittlung und das Training grundlegender Lebensfertigkeiten (Life Skills), ausgerichtet an den entwicklungspsychologischen Aufgaben der Jugendlichen.
Im Folgenden sind die inhaltlichen Schwerpunkte aufgeführt:
1 Gute Gemeinschaft
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit Fragen der eigenen Person: Wer bin ich? Wer sind die anderen? Wie gehen wir miteinander um? Welche Bedeutung hat die Gruppe und wie beeinflusst sie mich? So wird die Grundlage für eine offene, vertrauensvolle und konstruktive Lernatmosphäre und damit für die gemeinsame Arbeit mit den weiteren Kapiteln des Programms gelegt.
2 Gesundes Selbstvertrauen
Was ist eigentlich Selbstvertrauen? Worauf gründet sich mein Selbstvertrauen? Wie kann ich mein eigenes oder auch das Selbstvertrauen anderer stärken? Sich der eigenen Fähigkeiten und Stärken bewusst werden, diese auch einzusetzen und so Verantwortung zu übernehmen und dafür auch Anerkennung zu bekommen, fördert die Ausbildung eines gesunden Selbstvertrauens.
3 Vielfältige Gefühle
„Erwachsen werden“ fördert Kinder und Jugendliche in der Fähigkeit, eigene Gefühle wahr- und ernst zu nehmen, sie zu akzeptieren, auszudrücken und als etwas zu begreifen, das ihnen bei der Entwicklung ihrer Persönlichkeit hilft. Ein wichtiges Thema ist in diesem Kapitel auch der Umgang mit belastenden Situationen.
4 Wichtige Mitmenschen
Gerade im Jugendalter sind Freunde außerhalb der Familie für Heranwachsende besonders wichtig. Wie kann man echte Freundschaften aufbauen, weiterentwickeln, aufrechterhalten? Welchen Einfluss hat die Clique? Wie hält man Gruppendruck stand? Wie kann man Meinungsverschiedenheiten oder Konflikte in einer Freundschaft konstruktiv lösen? Wie geht man gut mit Enttäuschungen, mit einem Verlust um?
5 Klare Kommunikation
Hier geht es um das Problem der Verantwortung eigener Entscheidungen u. a. bei den Themen Lebensstil, Umgang mit dem eigenen Körper und berufliche Zukunft. Werbung und Medien werden kritisch hinterfragt. Auf der zum Lions-Quest-Ordner gehörenden CD werden Informationen über Sucht, Suchtmittel und Suchtverhalten aufgegriffen.
6 Gute Entscheidungen
Kinder und Jugendliche haben viele Träume und Hoffnungen, was sie einmal in ihrem Leben erreichen möchten. Damit ihre Träume und Hoffnungen Realität werden können, müssen sie lernen, sich Ziele zu setzen und sich auf den Weg zu machen. Mit Überlegung, Anstrengung, Geduld und Selbstdisziplin lässt sich Vieles erreichen.
Alle aufgeführten Kompetenzen werden durch Unterrichtseinheiten, die in dem umfangreichen Ordner (4. Auflage) zu finden sind, altersentsprechend vermittelt. Die Unterrichtseinheiten enthalten jeweils eine Angabe zur Zielsetzung, Zusatzinformationen zum Thema, einen möglichen Stundenverlauf mit Alternativen, entsprechende Kopiervorlagen und Reflexionsfragen für die Lerngruppe. Somit entlastet der Ordner die Lehrkräfte in hohem Maße bei der Durchführung der Einheiten.
Fortbildungen
Damit aber die Lehrkräfte „Erwachsen werden“ professionell in der Klasse umsetzen können, werden sie vom speziell ausgebildeten Senior-Trainer, Hartmut Denker, in verschiedenen Seminaren praxisorientiert geschult, begleitet und fortgebildet. Der Trainer konnte immer wieder durch seine offene Art, seine ansprechende Moderation und seine Motivation die teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen begeistern.
Diese Begeisterung wird mit jedem Kurs wieder in das GZE hineingetragen und hat Lions-Quest zu einem festen Bestandteil im Schulprogramm werden lassen. Jährlich finden diese „Einführungsseminare“ in örtlicher Nähe zu Bad Zwischenahn, in Dreibergen, statt. Nach der vollständigen Teilnahme an einem Seminar erhält jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer eine Bescheinigung, die dazu berechtigt, Lions-Quest „Erwachsen werden“ im eigenen Unterricht einzusetzen.
Kooperationspartner
Die Organisation und Betreuung dieser Fortbildungen, an denen auch Lehrkräfte umliegender Schulen teilnehmen, wird von den regionalen Lions Clubs (LC Inamorata, LC Ammerland), der Stiftung der Deutschen Lions und der Lions Quest-Koordinatorin des GZE Christine Hermann übernommen. Die Finanzierung der Fortbildungen erfolgt durch die eigens entwickelte „Drei-Säulen-Finanzierung“. So übernehmen die Schulen, die Lions Clubs und die Fördervereine der Schulen gemeinsam die Finanzierung. Ganz besonders erfreulich ist dabei die nachhaltige Zusammenarbeit der Lions Clubs mit dem Gymnasium Bad Zwischenahn-Edewecht. Vertreter der Lions Clubs konnten sich durch Hospitationen im Lions-Quest Unterricht einen Eindruck davon verschaffen, wie die Einheiten umgesetzt werden. Dadurch entsteht Transparenz und das Vertrauen in die finanzielle Unterstützung steigt.
Konkrete Umsetzung des Lions-Quest-Programmes im Unterricht
Um Lions-Quest sinnvoll und nachhaltig umsetzen zu können, muss ein großer Teil des Kollegiums fortgebildet werden und auch die Unterrichtsverteilung darauf ausgerichtet sein. Angestrebt wird, in jeder Klasse mindestens drei Lions-Quest geschulte Lehrkräfte einzusetzen, um die Durchführung der Einheiten auf möglichst viele Fächer zu verteilen und so nicht ein Fach über Gebühr zu belasten.
Seit 2012 haben 70 KuK des GZE an den Einführungsseminaren teilgenommen. Mittlerweile sind somit mehr als die Hälfte aller Kolleginnen und Kollegen ausgebildet worden. Die regionale Presse hatte über diese Fortbildung und die teilnehmenden Lehrerinnen und Lehrer regelmäßig berichtet. Am GZE wurde das Programm in ein schuleigenes Konzept für die Jahrgänge 5 bis 8 umgearbeitet:
In den Jahrgängen 5 und 6 steht den Lehrenden und Lernenden eine Klassenlehrerstunde zur Verfügung, in der viele Einheiten des Programms im Allgemeinen gut durchgeführt werden können. Ebenso wird die im 5. Jahrgang stattfindende Kennenlernfahrt genutzt, um geeignete Aspekte des Lions-Quest Programms umzusetzen.
Darüber hinaus geschieht die Durchführung der Einheiten auch im Fachunterricht. Die Koordination wird dadurch gewährleistet, dass in jedem Klassenbuch eine Tabelle mit den abgesprochenen Inhalten zu finden ist, in die sich die in der Klasse unterrichtenden Lehrkräfte eintragen und abzeichnen, wann die Einheit durchgeführt wurde. Den Klassenlehrkräften obliegt die Koordination der Verteilung. Ebenfalls ist auf der Homepage der Schule eingestellt, welche Einheiten für welche Klasse vorgesehen sind, um die Planung für die Lehrkräfte zu erleichtern.
In den Jahrgängen 7 und 8 wird Lions-Quest nur im Fachunterricht durchgeführt, da in diesen Klassenstufen keine Klassenlehrerstunde im Stundenplan vorgesehen ist. Die Organisationsstruktur gleicht der für den Fachunterricht in den Jahrgängen 5 - 6.
Für alle fünften, sechsten, siebten und achten Klassen wurden zu den Altersstufen passend ein bis zwei geeignete Einheiten so vorbereitet, dass sie direkt im Unterricht eingesetzt werden können. In der Schule werden sie als sogenannte „Vertretungskisten“ bezeichnet, da sämtliche benötigte Materialien in Kisten so zusammengefügt wurden, dass diese Einheiten ohne jegliche Vorbereitung (Kopieren, Materialbeschaffung) auch spontan in Vertretungsstunden eingesetzt werden können.
Lions-Quest-Evaluationen
Jedes Jahr findet eine von drei Evaluationen statt. Die erste in diesem 3-Jahreszyklus ist die für die Lehrkräfte, gefolgt von der für die Schülerinnen und Schüler und schließlich die für die Erziehungsberechtigten. Die Auswertungsergebnisse werden auf den Gesamtkonferenzen und Dienstbesprechungen vorgestellt und sich ergebende Änderungen dargestellt.
Kommunikation und Transparenz
Auf den Elternabenden des Schulelternrates werden durch Christine Hermann die Arbeit mit Lions Quest und die aktuellen Entwicklungen in diesem Bereich regelmäßig präsentiert.
Wesentliche Informationen wurden für alle Lions-Quest Beteiligte und Interessierte auf der Homepage des GZE eingestellt. So befindet sich dort neben diesem Konzept eine Auflistung der regulär in den Jahrgängen vorgesehenen Einheiten, wobei auch Bündelungen möglich sind
- eine Aufstellung der Einheiten in den „Vertretungskisten“, sowie
Elternbriefe für
Ein Verlaufsplan, der veranschaulicht, welche organisatorischen Aspekte zu welcher Zeit des Schuljahres terminiert sind, befindet sich auf dem Schulserver im geschützten Lehrerbereich.
Die detaillierten Angaben auf der Homepage ermöglichen es, Schülerinnen und Schülern im Falle einer möglichen Bewerbung darauf zu verweisen, dass sie an einer Schule waren, an der Soft-Skills, die immanent für das zukünftige Berufsleben sind, unterrichtet wurden.
Bewusst wird am GZE darauf verzichtet, einen Lions-Quest-Pass auszustellen, da es, bedingt durch die große Anzahl an Schülerinnen und Schülern, nicht möglich ist, ganz klar zu differenzieren, an welchen Aspekten und in welcher Form tatsächlich erfolgreich mitgearbeitet wurde. Des Weiteren würde dieses Vorgehen suggerieren, dass Sozialkompetenzen abgearbeitet werden können, statt dass vielmehr wiederkehrend eine sozialkompetente Haltung geschult wird.
Die Schülerinnen und Schüler erhalten in den Lions Quest-Stunden regelmäßig Arbeitsblätter, die durch das einheitliche Design leicht als Lions Quest-Material erkennbar sind. Idealerweise werden diese in einer eigenen Lions Quest-Mappe abgeheftet. Flipchartbögen und Präsentationen an den Pinn-Wänden der Klasse unterstützen den Lernerfolg.
Durch drängende klassenorganisatorische Anliegen, Unterrichtsausfälle oder andere Schulprojekte kann es immer dazu kommen, dass zu wenig Zeit für die Umsetzung von Lions-Quest bleibt. Angedacht ist es, in solchen Fällen Tage anzusetzen, an denen fehlende Einheiten gezielt thematisiert werden. Besonders geeignet erscheinen die Tage vor der Zeugnisvergabe.
Prozessbegleitung
In vielen Regionen werden Lehrkräfte, die das Programm Lions-Quest „Erwachsen werden“ in ihrem Unterricht einsetzen, professionell bei ihrer Arbeit begleitet.
Das GZE hatte mit Karin Müller und Malte Hümme jahrelang zwei Prozessmoderatoren im Haus. Beide haben durch Ihre Erfahrungen im Bereich der Prozessbegleitung mit anderen Schulen entscheidende Schritte am GZE in Gang setzen können. Im Jahr 2016 wurde über das System B&U der Landesschulbehörde Osnabrück eine Beratungsanfrage gestellt, um das Lions-Siegel beantragen zu können. Im September 2018 konnte die Siegelvergabe und damit die Anerkennung als Lions-Quest-Schule mit einer Feierstunde gebührend begangen werden.
2021 obliegt die Lions Quest-Koordination am GZE der in allen Lions-Quest-Programmen ausgebildeten Lehrkraft Christine Hermann. Karin Müller ist weiterhin für Lions Quest als Praxisbegleiterin der Landesschulbehörde tätig.
Stand Oktober 2021
Text erstellt von Malte Hümme, Karin Müller
bearbeitet von Christine Hermann