"Wilde Bühne" zu Gast in Edewecht
- Zuletzt aktualisiert am 04. Dezember 2018
- Veröffentlicht am 04. Dezember 2018
- Geschrieben von Christine Hermann
- Zugriffe: 1202
Spiel dein Leben in Jahrgang 7
„Eyh, geh weg, du stinkst!" – Da sind sich Lauras Freundinnen einig: Timo ist sowas von uncool... Wie soll Laura ihren beiden Freundinnen bloß klar machen, dass sie ausgerechnet „Stinke-Timo" total süß findet? Kann sie Timo vor dem beißenden Spott ihrer Mädels bewahren und weiteres Mobbing verhindern?
Am Mittwoch, 28.11.2018, spielte die „Wilde Bühne Bremen" diese Szene in 2 Aufführungen vor insgesamt rund 300 Schülerinnen und Schülern des 7. Jahrgangs aus allen weiterführenden Schulen im Umkreis von Edewecht. Initiiert hatte das Gastspiel auf der Bühne der Oberschule Edewecht die Edewechter Jugendpflegerin und Sozialpädagogin Carmen Rohe mit dem Präventionsrat Edewecht. Die Veranstaltung fand im Rahmen der Präventionstage Edewecht 2018 statt. Im Anschluss an das Theaterstück konnten die Jugendlichen sich daher an Ständen über verschiedene Beratungsstellen und die Angebote der umliegenden Jugendzentren informieren.
„Prä-vention", das heißt „zuvorkommen", aber wie kommt man unangenehmen oder sogar gefährlichen Situationen zuvor?
Das aktive Ausprobieren verschiedener Verhaltensalternativen im Schutzraum des Spiels auf der Bühne bot dazu am Mittwoch eine hervorragende Möglichkeit. „Forumtheater" oder auch „Dialogtheater" nennt sich die Methode der „Wilden Bühne", bei der einzelne Szenen von den Schauspielern angespielt werden, dann aber die Jugendlichen aus dem Publikum in das Geschehen eingreifen und mit ihren Ideen den Ablauf der Situation verändern.
Dabei ging es um brisante, aber hochaktuelle Themen: Was tun, wenn der enttäuschte Ex-Freund das im Vertrauen geschickte Nackt-Foto an die ganze Schule weiterleitet? – Die Jugendlichen ließen in ihrer Version dieser Szene einen guten Freund auftauchen, der den rachsüchtigen Liebhaber im letzten Moment auf das Recht am eigenen Bild hinweist und das illegale Weiterleiten verhindert.
Auch die weiteren Situationen sprachen aktuelle Themen der Präventionsarbeit mit Jugendlichen an: Freundschaft und Ausgrenzung, das verantwortungsvolle Ausprobieren von ersten Beziehungen, Alkohol am Steuer und die Gefühle von Jugendlichen, die zuhause Gewalt oder Alkoholsucht zwischen ihren Eltern mitbekommen.
Besonders bewegend wurden die Szenen dadurch, dass die Schauspielerinnen und Schauspieler am Ende aus ihrem eigenen Leben erzählten: Die überwiegend jungen Darsteller der „Wilden Bühne Bremen" sind ehemalige Alkoholikerinnen und Drogenabhängige, die einige der vorgestellten Elemente selbst erlebt haben und für die die Arbeit mit der „Wilden Bühne" eine neue Heimat und Aufgabe geworden ist.
Und „Stinke-Timo"? Wie im echten Leben gab es kein einfaches happy end: Die Mädels hörten mit ihren blöden Sprüchen nicht einfach auf, weder, als die verliebte Laura ihre Freundinnen in ihre Gefühle einweihte, noch als Timo sich zuerst einmal allein mit Laura traf zum Eisessen. Aber das Publikum war sich sicher: Wenn Laura und Timo offen zusammenhalten, werden die anderen Timo auf die Dauer schon akzeptieren. Und dann gibt es doch ein happy end!