Tamiga
Fahrt 2013
- Zuletzt aktualisiert am Freitag, 26. September 2014 21:38
- Veröffentlicht am Mittwoch, 12. Dezember 2012 11:23
- Geschrieben von Winfried Baroke
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Presse:
- NWZ vom 18.01.2013: "Aus Partnerschaft wird Brüderschaft"
- NWZ vom 22.12.2013: Neugier ist stärker als die Angst
Reisebericht:
Reisebericht:
Donnerstag, 03. Januar: Afrika, wir kommen!
Endlich, nach einer Tagesreise landeten wir am Flughafen in Ouagadougou! Wir konnten es kaum erwarten, aus dem Flugzeug zu steigen, um die afrikanische Luft zu atmen. Nach diversen Kontrollen fanden wir uns in der großen Gepäckausgabehalle wieder und nahmen auch tatsächlich alle unsere Koffer wieder in Empfang. Unsere mutigen Schritte in Richtung Ausgang wurden allerdings abrupt angehalten, denn ein besonders großer Koffer von uns sollte noch von den Beamten peinlich kontrolliert werden. Nachdem der Koffer wieder verschlossen war, konnten wir uns zu dem Ausgang begeben. Dort wurden wir von Fidele, dem Schulleiter in Tamiga, Yassia (unserem Dolmetscher) und etlichen Vertretern aus Tamiga begrüßt. Es gab Küsschen und herzliche Umarmungen.
Auf dem Weg zu den Autos wurden wir regelrecht von potenziellen Kofferträgern belagert und traten sogleich in ein Fettnäpfchen, indem wir den Männern direkt in die Augen blickten, eine Geste, die in Burkina Faso Überlegenheit signalisiert. Doch diese Bedeutung sollten wir erst viel später erfahren, und zeigt, welch unterschiedliche Bedeutung in einer harmlosen Geste dieser Art liegen kann.
Nach dem Gewusel in den abendlichen Straßen der Hauptstadt genossen wir die Ruhe im Hotel.
Freitag, 04. Januar: Europäer in Afrika (Wir haben die Uhr, die Afrikaner haben die Zeit.)
Das Erste was uns nach dem Aufstehen auffiel, war die Wärme. Fidele hatte uns erzählt, dass es für ihn zu dieser Jahreszeit kalt hier ist, und Ablasse, einer unserer Fahrer, hatte dementsprechend sogar eine dicke Mütze und Handschuhe an. Doch wir hatten in einem Tag einen Sprung von tiefstem Winter in den Hochsommer gemacht.
Zum Frühstück gab es ab jetzt immer frische Papaya und Omelette, ansonsten war es typisch französisch, wohl ein Erbe der kolonialen Vergangenheit! Erster Punkt auf unserer Liste war, das Geld umzutauschen. Frau Gardewin und Herr Wester hatten uns gewarnt, dass es eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen würde, aber so richtig vorstellen konnten wir uns das nicht. Wir sind aber schnell eines Besseren belehrt worden. Bei stundenlangem Warten vor der Bank fiel auf, dass es in Burkina Faso vielfältige modische Stile gibt. Zum einen tragen viele Menschen die traditionellen Gewänder, die in den schönsten und kräftigsten Farben leuchten. Solche Farben haben wir noch nie gesehen! Zum anderen wird schlichte, westliche Kleidung getragen, teilweise aber auch mit traditionellen Elementen vermischt. Beim anschließenden Bummel durch die Stadt bestätigten sich diese ersten Eindrücke.
Der Markt in Ouagadougou war am Anfang sehr befremdlich, da jeder uns seine Waren verkaufen wollte und dabei teilweise sehr aufdringlich war. Uns wurden Unterwäsche, Smartphones, Fahrradzubehör, Obst und andere Waren angeboten. Auf den Marktstraßen fanden wir uns aufgrund unserer hellen Hautfarbe als der unfreiwillige Mittelpunkt des Geschehens wieder. Es fühlte sich komisch an, in der „Minderheit" zu sein, aber es war eine wichtige Erfahrung.
Nach dem Trubel in der Stadt ging es nachmittags in ein Künstlerdorf an Rand der Stadt. Dort gab es viele Stände mit typisch afrikanischen Kunstgegenständen, wie Trommeln, aus Holz geschnitzte Elefanten oder bunte Tücher. Es war sehr angenehm, sich da alles anzugucken, und alle haben beschlossen, am letzten Tag noch einmal dort hinzugehen, um das restliche Geld dort auszugeben. Zum Abschluss des Tages stand ein Moscheebesuch an, der uns allerdings erst ermöglicht wurde, nachdem alle Besucherinnen ein Kopftuch umgelegt hatten. Abends gab es die wohl leckerste Pizza der Welt. Es klingt vielleicht komisch, aber ja wir haben die leckerste Pizza der Welt in Afrika gegessen! Morgen sollte es dann nach Bobo Dioulasso gehen!
Samstag, 05. Januar: Streicheleinheiten für Krokodile
Die lange Fahrt von Ouagadougou nach Bobo Dioulasso konnten wir gut zum Entspannen und Genießen der Landschaft nutzen, denn es gab viel zu entdecken, unter anderem viele kleinere Ansammlungen unterschiedlicher Hüttenstile. Eine Pause bei einem See mit heiligen Krokodilen wurde mit Spannung erwartet. Unser Fahrer beteuerte bereits im Auto, dass wir uns beruhigt auf die Tiere drauf setzen konnten. da sie seine ja heilig.
Nach einigen langsamen, respektvollen Schritten haben wir es uns dann zumindest getraut, die Krokodile am Schwanz zu "streicheln", sich drauf zu setzen, hat sich allerdings niemand getraut, nicht einmal unser Fahrer. Nach diesem aufregenden Erlebnis – wer hat schon jemals so engen Kontakt zu wilden Tieren?- ging unsere Fahrt Richtung Bobo weiter.
Inmitten einer kleinen Ansammlung von Hütten hielten wir an, um uns nach dem Weg zu erkundigen. Hier wurden wir das erste Mal auf erschreckende Weise mit der Armut im Land konfrontiert. Um unsere beiden Autos herum standen Kinder im Alter zwischen vier und zwölf Jahren, fast alle hatten einen großen Hungerbauch und sahen uns mit riesigen Augen an. Wir haben uns gefühlt, als ob wir im Zoo wären, damit dieses Gefühl vergeht, versuchten wir, uns mit ihnen zu unterhalten, doch leider konnte nur ein Mädchen bruchstückhaft Französisch sprechen. Außer „barka" (danke) konnten wir ihr in ihrer Sprache aber auch nichts entgegensetzen.
Unsere weitere Fahrt wurde dann nur noch einmal unterbrochen, um etwas zu Mittag zu essen, während wir auf unsere Pommes Frites und den Mangosaft warteten, wurden wir auf unsere Herkunft angesprochen und auf die Antwort „Aus Deutschland." bekamen wir ein freudiges: „ Ah Michael Ballack "zu hören.
Gegen Abend war dann die Ankunft in Bobo (also fast eine ganze Tagesreise für 370 km!) und die Stadt vermittelte einen ganz anderen Eindruck als Ougadoudou: Hier ist die Armut des Landes noch mehr zu spüren. Eine kurze Stadtrundfahrt in der Rushhour war zudem ein beeindruckendes Erlebnis.
Sonntag, 06. Januar: Stadt und Land
Für unser Zimmer war diese Nacht nicht ganz so erholsam. Wir sind morgens mit dem Gefühl aufgewacht, dass kann's doch nicht sein, man ist in Afrika und nachts fast erfroren. Die Ursache war schnell gefunden – eine zu kalt eingestellte Klimaanlage. Um diese Erfahrung reicher ging's dann um neun Uhr los zur Stadtbesichtigung.
Die erste Station war eine Moschee, die 1880 im sudanesischen Baustil aus Lehm errichtet wurde. Sehr interessant sieht sie aus, denn aus den weißen Wänden ragen in regelmäßigen Abständen Holzstreben heraus, die das Bauwerk stabiliseren. Nachdem wir ein weiteres Mal unsere Fähigkeiten im Kopftuchbinden ausprobiert haben (wobei einige kläglich versagten) durften wir die Moschee auch von innen besichtigen. Dort war es angenehm kühl aber auch relativ dunkel, denn Licht kommt nur durch kleine Luken aus der Decke.
Die zweite Station war das älteste Stadtviertel der Stadt. Dieses Viertel ist in vier Bereiche aufgeteilt: Musiker, Handwerker, Animisten (Angehörige der traditionellen afrikanischen Naturreligion) und Muslime. So sind wir auch an Musikern vorbeigekommen, zu deren Musik Kinder ausgelassen tanzten, und an Schmieden, die alles, auch die Bedienung des Blasebalgs per Hand vornahmen. In diesem Stadtviertel ist uns besonders der Müll aufgefallen. Am schlimmsten war es am Ende des Viertels, das von der Straße her abschüssig bis zu einem Bach verläuft. Dort waren die größten Müllberge zu finden, in denen sich nicht nur die Schweine vergnügten, sondern auch Frauen im Wasser standen, um dort Wäsche und Gemüse zu waschen. Seit dem Zeitpunkt wissen wir die Präsenz der vielen Mülleimer und einer Müllabfuhr in Deutschland mehr zu schätzen!
In dem Dreckwasser schwimmen außerdem die „heiligen Welse", die deshalb als heilig gelten, weil sie in der Wasserstelle geschwommen sind, die ein Dorf vor der Vertrocknung gerettet hat.
Mit diesen Eindrücken ging es noch weiter in den Süden, nach Banfora. Auf dem Weg dorthin haben wir an einem Markt gehalten. Wahnsinn, dieses durchorganisierte Chaos! Viele Frauen sind dort zu finden, die einen Teil ihrer Ernte verkaufen. Wir selber haben frittierte Teigklümpchen aus Bohnenmehl und Wasser, die dann entweder mit Salz oder Zucker bestäubt werden, sehr zur Freude der Verkäuferin probiert. Schmeckt... interessant.
Während der Fahrt gab es viele Baobabs (Affenbrotbäume) zu sehen, die sind echt irre! Sie sehen in dieser Jahreszeit wie abgestorben aus, sind sie aber nicht. Die Legende dazu besagt, dass ein Naturgott die Bäume erschaffen hat. Alle Bäume waren mit ihrem Aussehen zufrieden, nur der Baobab nicht. Daraufhin nahm ihn der Gott und steckte ihn umgekehrt in die Erde, sodass es aussieht, als würden die Wurzeln nun in den Himmel ragen.
Auch Zuckerrohrfeldern in unterschiedlichsten Reifezuständen, von grün mit Bewässerung bis stoppelfeldähnlich abgeerntet, sind wir begegnet.
In Banfora gab es ein super leckeres Picknick mit Baguette, Käse und Tomaten. So gestärkt konnten wir den Berg erklimmen, von dem sich die einzigen Wasserfälle des Landes in die Tiefe stürzen. Toll sieht das aus! Dem sauberen, klaren Wasser dort oben konnten wir nicht widerstehen und haben uns zur Begeisterung unserer Fahrer selber in die ruhigeren Becken zu einem Bad gewagt. Eine beeindruckende Landschaft ist im Süden von Burkina Faso zu finden, die viel grüner ist als die im Norden (Kongoussi und Tamiga), die uns von nun an umgeben sollte.
Montag, 07. Januar: Goldrausch in der Savanne
Wir starteten früh morgens mit dem üblichen perfekten afrikanischen Frühstück. Nachdem alles im Auto verstaut war, begaben wir uns auf eine lange Autofahrt gen Norden, von Bobo Richtung Kongoussi. Während der Fahrt beobachteten wir die vorbeiziehende Landschaft, die immer karger und farbloser wurde. Etliche Pausen lockerten unsere Rückenmuskulatur. Eine der Pausen wurde abrupt abgebrochen, da einer unserer Fahrer, Jean-Pierre, einen Motorradfahrer beobachtet hatte, der zweimal an unseren haltenden Autos langsam vorbei gefahren war. Sie befürchteten einen Überfall und mahnten deshalb zur Eile. Zügig stiegen alle wieder ein und wir waren sehr froh, Jean-Pierre an unserer Seite zu wissen.
Baumwollfelder und ein Lagerplatz für die geerntete Baumwollfrüchte boten Anlass für Foto- und Filmstopps .
Kurz vor unserem Ziel in Kongoussi stoppten wir abermals: Wir hatten ein riesiges eingezäuntes Areal entlang der Straße entdeckt. Im Hintergrund erkannte man große Maschinen, die Erde umschichteten und zu Bergen auftürmten. Später erfuhren wir, dass dieses Gebiet seit ca. einem Jahr von einem kanadischen Konzern gepachtet wird, um Gold abzubauen. In Richtung Kongoussi schlossen sich neue Wohnhaussiedlungen für die Minenarbeiter an, die bei unserem letzten Besuch vor 2 Jahren noch nicht existierten. Dieser Konzern brachte zwar Umweltprobleme (u.a. durch die Verwendung von Quecksilber zur Gewinnung des Goldes), aber leider keine Arbeitsplätze für die lokale Bevölkerung, da Fachkräfte benötigt werden, währen die Bevölkerung ungelernt ist.
Gegen frühen Abend ging die Reise nach Kongoussi weiter, wir bezogen unser Hotel, bei dem sich die Zimmerpreise im Vergleich zum vorherigen Besuch vor zwei Jahren aufgrund der Präsenz der kanadischen Investoren fast verdoppelt hatten. An diesem Abend entdeckten wir in unser zukünftiges Stammlokal in der Mitte des Ortes und es gab Couscous mit Gemüsesoße und Fleischsoße – und schmeckte mal wieder köstlich!
Dienstag, 08.Januar: Tamiga- Lernen und Leben im Dorf
Heute war der Höhepunkt der gesamten Reise: Endlich fuhren wir in das Dorf Tamiga. Dorthin, wo wir sehen konnten, was die AG, in der wir uns engagieren, bis jetzt alles erreicht hat. Wir konnten es kaum erwarten, mit den Dorfbewohnern in Kontakt zu kommen. Im Auto unterhielten wir uns noch darüber, wie wir die Begrüßung wohl meistern werden. Als wir endlich ankamen, war alles problemlos: Wir wurden wir von einer großen Menge an Schülern empfangen, die sich in zwei Reihen aufgestellt hatten. Vorne standen der Schulleiter Fidele und die Lehrer der Schule, die uns freundlich begrüßten. Sie führten uns durch die beiden Reihen, während die Schüler uns mit einem zuvor eingeübten Lied mit dem Titel ".Soyez les bienvenues.." (auf Deutsch ".Ihr seid herzlich willkommen") begrüßten. Nachdem wir vielen uns unbekannten Menschen die Hand geschüttelt hatten, wurden wir, uns auf die Stühle, die in den Schatten gestellt worden waren, gebeten. Kurz darauf saßen dort mit uns die Lehrer und Lehrerinnen und andere wichtige Dorfmitgliedern in einem Stuhlkreis. Eine Begrüßung, so wie es die Jahre zuvor üblich war, gab es bei uns leider nicht. Herr Wester hielt kurz eine Rede über die Ziele und Wünsche der Fahrt, danach stellte uns Frau Gardewin der Reihe nach vor. Die Tatsache, dass jede von uns Applaus bekam, gab uns erneut das Gefühl, dass wir hier willkommen sind. Nachdem auch die für uns fremden Afrikaner vorgestellt worden waren, wollten wir die Schule von innen sehen. Hierzu rief Fidele die Schüler in ihre Klassen, um uns zu zeigen, wie eine Unterrichtsstunde in Tamiga abläuft. Wir teilten uns in Zweiergruppen auf und besuchten jeweils verschiedene Unterrichtsfächer. Die einen erlebten den Biologieunterricht mit, die anderen den Matheunterricht, wieder andere ein drittes Fach. Ein großer Unterschied zu Deutschland ist, dass hier jedes Fach für die Schüler nicht in ihrer Muttersprache (Mooré), sondern in ihrer ersten Fremdsprache, Französisch, unterrichtet wird. Die Schüler haben sozusagen ab der ersten Klasse „bili".
Anschließend wohnten wir einem Fußballspiel bei, das zu unseren Ehren angesetzt worden war, und erlebten, wie eine Herde von Rindern das Spiel beeinträchtigte, indem sie in aller Ruhe das Fußballfeld überquerte. Im Unterschied zu Deutschland gibt es keine eingezäunten Areale für die Haustiere, sie laufen frei herum. Anschließend begaben wir uns auf einen Rundgang durch das Dorf. Viele neue Gesichter kamen uns entgegen und begrüßten uns erfreut. So wie bei jeder der bisherigen Fahrten nach Tamiga probierten auch wir, Hirse zu stampfen oder zu Mehl zu mahlen und Wasser aus dem Brunnen zu schöpfen. Dies war nicht nur für die Frauen aus dem Dorf ein Spaß, indem sie sahen, wie ungeschickt und ungeübt wir uns anstellten. Auch wir hatten sehr viel Spaß daran, uns in die Frauenrolle aus dem Dorf zu versetzen, auch wenn es traurig war, festzustellen, wie schwer sie es mit den alltäglichen Aufgaben haben, die sie erledigen müssen und die körperlich sehr anstrengend sind. Sehr oft tragen die Frauen noch ein Kind auf dem Rücken oder auf der Hüfte und /oder sind schwanger. Wir bestiegen auch den Hügel, dem das Dorf ihren Namen zu verdanken hat. Von dort oben konnte man weit über das gesamte Dorf in die Umgebung gucken.
Nach dem Ende dieses Rundgangs ging es zum Krankenhaus nach Kongoussi weiter, wo wir einen Termin mit dem Leiter des „Centre Medical Notre Dame la Misricorde de Bam" vereinbart hatten. Hier wird ein Laborgebäude gebaut, welches unsere Schule finanziert. Auch hier machten wir eine Führung durch das Krankenhaus und durch den Rohbau des Labors. Aufgrund der Bauarbeiten ließ sich nur erahnen, wie der fertige Bau später aussehen könnte. Der Verantwortliche Leiter, Abbe Jean-Pierre Sarkouri, empfing uns zur Klärung weiterer Fragen in seinem Büro Zusätzliche Informationen über die medizinische Lage dort bekamen wir durch das Interview, was wir mit ihm führten. Uns interessierte, warum der Ausbau des Krankenhauses so viel Zeit koste. Die Erklärung war, dass es nicht vorhersehbare Erdarbeiten zu erledigen gab und dass auch der hohe Wasserverbrauch ein Grund für die Verzögerung sei. Er selbst rechne noch mit etwa zwei Monaten, bis das Gebäude fertig ist, da der Bau wegen der notwendigen 1,5 m tiefen Fundamente sehr aufwändig sei. Handwerker im Alter von 25-28 Jahren sind auf dem Bau beschäftigt. Fast alle Arbeiter kommen aus Koudougou, einem kleinen Ort in der Nähe. Täglich arbeiten sie bis zu 17 Stunden Eine weitere Frage von uns bezog sich auf das Personal des Krankenhauses und auf die Kriterien, die ein Arzt oder Krankenpfleger erfüllen muss. Wir erfuhren, dass die Bewerber landesübliche Qualifikationen im medizinischen Bereich haben und über eine christliche Einstellung verfügen müssen, da der Leiter garantieren will, dass die Kranken als Mitmenschen wahrgenommen und behandelt werden. Die Konfession spiele beim Einstellungsverfahren dagegen keine Rolle. In Fragen der Hygiene bestätigte Abbé Sarkouri unseren Eindruck vom Rundgang, indem er sagte, dass die Hygiene dort nicht dem europäischen Standard entspricht. Im Vergleich zu anderen Krankenstationen in dem Gebiet sei es aber in seiner Einrichtung deutlich besser. Außerdem hätten die Kranken dort den Vorteil, auch behandelt zu werden, wenn sie kein Geld haben. In dem zukünftigen Laborgebäude wird das Blut und der Urin der Kranken untersucht werden, um schneller Diagnosen erstellen zu können. Das Problem aber, welches besteht, so Sarkouri, ist, wie es nach der Diagnose weitergeht. Für die Behandlung haben die Afrikaner dort meistens kein Geld. Da die Gesundheit der Bewohner von Tamiga, insbesondere der Schüler, für uns von großer Bedeutung ist, muss jedes Kind vor der Einschulung durch die Schuleingangsuntersuchung. Am häufigsten, erfuhren wir, treten die Krankheiten Malaria, Bronchitis und Aids auf. Aufgrund dessen wünscht sich Pater Sarkouri vor allem einen effektiven Aufklärungsunterricht bezüglich Aids und der Übertragungswege.
Mittwoch, 09. Januar: Partnerschaft ist Brüderschaft
An diesem Tag erhielten wir Besuch: Der „Inspekteur" der Grundschule kam zu uns zum Hotel. In dem Gespräch ging es darum, den Schülern in Tamiga nach ihrem Grundschulabschluss den Besuch einer weiterführenden Schule zu ermöglichen
Anschließend setzten wir unseren Besuch in Tamiga fort. Die Dorfbewohner hatten an diesem Tag viele ehemalige Tamiganer, die mittlerweile außerhalb des Dorfes leben, zu einer Besprechung mit den Mitgliedern des Fördervereins in Bad Zwischenahn eingeladen, bei der wir mit einer Rede des Schulleiters und der Stammesältesten offiziell begrüßt und mit Willkommensgeschenken überrascht wurden. Die sonst so festliche Tamtam-Begrüßung konnte aufgrund organisatorischer Probleme leider bei diesem Besuch nicht stattfinden.
Nach der Besprechung haben wir noch mit einigen Bewohnern Interviews geführt. wodurch wir erfuhren, dass viele Jugendliche im Alter von ungefähr 17 Jahren in Städte ziehen, da es vor allem in der Trockenzeit keine Möglichkeiten gibt, eine bezahlte Arbeit zu finden. Mit den Frauen wurde ein langes Gespräch über das alltägliche Leben in Tamiga geführt. Wir haben erfahren, dass sie sich eine Gesundheitsstation in Tamiga vor Ort wünschen, damit sie auch gerade während der Regenzeit von Krankenpflegern versorgt werden können. Gerade bei einer Schwangerschaft sei dies wichtig, da es während der Regenzeit kaum möglich ist, nach Nazree zur nächstgelegenen Krankenstation zu fahren. Schön zu hören ist jedoch, dass auch die Frauen von unseren Projekten profitiert haben und unsere Partnerschaft als Brüderschaft wahrnehmen. Während des Gesprächs mit den Dorffrauen haben sich unsere Lehrer mit den Verantwortlichen der Schule in Tamiga über das neue Ziel der weiterführenden Schule ausgetauscht. Mit einer gemeinsamen Mahlzeit und ein paar Erinnerungsfotos wurde unser Abschied eingeleitet. Die Stimmung in den Autos war bedrückt, als wir an den winkenden Kindern vorbei zurück fuhren. Bei einem Zwischenstopp bei den Goldgräberfeldern in der Nähe von Tamiga sind wir auf die letzten beiden Goldgräberinnen des Tages gestoßen. Eine ältere Dame packte gerade mit ihrer Enkelin ihre Sachen nach fünf bis acht Stunden Arbeit zusammen und machte sich auf den Heimweg, nachdem sie mit uns ein paar Worte gewechselt hatte. Die Ausstattung der Frauen zum Goldschürfen ist sehr ärmlich: Sie durchwühlen die Erde im Wesentlichen mit den bloßen Händen.
Der anschließende Besuch der Krankenstation Nazree, die für die Bewohner in Tamiga zuständig ist und von der die Frauen schon berichtet hatten, war nicht geeignet, unsere Stimmung zu heben: Die Behandlungstische, ja selbst der Desinfektionsraum, waren mit einer dicken Staubschicht bedeckt. Da die Fenster kein Glas, sondern nur Jalousien hatten, konnte jeder Windstoß Sand und Staub hereintragen. Bei uns kann man sich solche Behandlungsorte nicht einmal vorstellen.
Vor dem Abendessen kamen wir noch in den Genuss einer kleinen Ausstellung lokaler Kunsthandwerker, Mit den dort erworbenen Schlüsselanhängern als Erinnerungsstücke in der Hand haben wir den Abend dann mit einem schönen Abendessen ausklingen lassen.
Donnerstag, 11. Januar: Goldschürfen als Mittel zum Überleben
Unser vorletzter Tag brach an. Er führte uns zurück nach Ouagadougou, jedoch nicht auf dem direkten Weg; Der Besuch eines Goldgräberdorfes sollte unsere Erfahrungen mit dem Edelmetall in Burkina Faso ergänzen. Uns allen war dort nicht ganz wohl, denn Arbeiter graben schmale Gänge in die Berge, die bis zu 100 Meter in die Tiefe gehen. Das Alter und die Herkunft der Jungen und Männer spielt dabei keine Rolle, die Gruppen der Dörfer entscheiden, ob sie einen neuen Bewerber aufnehmen. Deshalb sind auch Kinder, die Geld für ihre Familien brauchen, dort zu finden. Ein junger Mann hat uns vorgeführt, wie die Goldgräber an einem Seil ohne moderne Sicherung in die Tiefe hinein gleiten - mutige junge Männer, die sich für wenig Geld das trauen und dazu tagtäglich Lebensgefahren aussetzen.
Wir hatten uns erhofft, im Vergleich dazu den modernen industriellen Abbau der kanadischen Firma näher anschauen zu können, jedoch kamen wir leider nicht weiter als zu dem Eingangsbereich. Uns fehlten die notwendigen Genehmigungen.
Der letzte Abend in Ouagadougou klang mit einem gemütlichen Beisammensein bei „unserem" Italiener (s. Tag 2!) aus.
Freitag, 12.Januar: Tradition und Zukunft
Unser letzter Tag sollte mit einer Zeremonie beginnen, die in jedem Tourismus-Führer über Burkina Faso verzeichnet ist und uns von Herrn Wester als etwas ganz Besonders angekündigt worden war. Leider war dies aber der Tag der Zwischenfälle. So kam einer unserer Fahrer gar nicht, weil ihm jemand ins Auto gefahren war. und Yassia, unser Dolmetscher, hatte eine Panne mit seinem Moped. Während wir auf sie warteten, wurden wir Zeugen des frühmorgendlichen Getümmels auf der Straße, Unmengen von Fahrradfahrern, Mopedfahrern und Autos waren kreuz und quer unterwegs. Irgendwann ist tauchte dann der zweite Fahrer auf. Obwohl wir spät dran waren, hatte das Spektakel aber noch nicht begonnen. Die Zeremonie vergegenwärtigt ein Ereignis aus dem 16. Jahrhundert und wird jeden Freitag durchgeführt. Damals wurde eine Prinzessin entführt, woraufhin wollte ihr Vater, der König, in den Krieg ziehen wollte, um sie zu befreien. Die Häuptlinge der vielen kleinen Dörfer kommen, um ihn von dem Vorhaben abzubringen. Nach angedeuteten Unterwerfungsgesten vor ihm als Zeichen des Respekts treten sie in Gruppen vor den König. Zu Beginn der Zeremonie trägt der König rot, symbolisch für die Kampfbereitschaft und das Pferd ist gesattelt. Nach dem Gespräch mit den Häuptlingen zieht der König ein weißes Gewand an, das nun seinen Friedenswillen unterstreicht, und das Pferd wird weggeführt. Das aufregendste an der Zeremonie waren zwei unerwartete Kanonenschüsse, die das Geschehen beendeten
Erst nach diesem Spektakel gab's das liebgewonnene afrikanische Frühstück im Hotel und anschließend den Besuch im Künstlerdorf, der am ersten Tag beschlossen worden war. Unsere letzten Francs CFA blieben dort.
Der letzte Programmpunkt unseres Aufenthaltes in Burkina Faso war der Besuch bei Katrin Rohde, einer Deutschen, die vor über 15 Jahren nach Burkina Faso ausgewandert ist. Dort hat sie zunächst ein Waisenhaus aufgebaut und, dann nach und nach weitere Projekte ins Leben gerufen, wie z.B. ein Frauenhaus, ein Mehrgenerationenhaus und eine Bio-Farm. Ihr Konzept hat uns sehr beeindruckt. Jedes der Häuser ist eigenständig und untersteht der Leitung eines/einer Einheimischen. Den Waisenkindern wird durch Bildung und Ausbildungsmöglichkeiten eine Perspektive geboten und gleichzeitig der Kontakt zu noch vorhandenen Familienmitgliedern gehalten, damit sie, wenn sie mit 18 das Waisenhaus verlassen, nicht ganz alleine dastehen und ihr Leben meistern können. Nach einem Gespräch mit Frau Rohde, das wegen der Kürze der Zeit leider nur sehr oberflächlich verlaufen konnte, begaben wir uns auf den Weg zum Flughafen. Umso mehr freuen wir uns, dass uns Frau Rohde am 22. Mai in Bad Zwischenahn besuchen wird, um den Besuch zu vertiefen.
Danach: Noch ein letzter Atemzug der milden afrikanischen Abendluft und dann: Auf Wiedersehen Afrika!
Es war eine spannende und lehrreiche Reise, die wir nicht missen mögen!
Fahrt 2005
- Zuletzt aktualisiert am Montag, 04. Mai 2015 06:42
- Veröffentlicht am Mittwoch, 12. Dezember 2012 11:23
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Reiseberichte von Schülerinnen und Schülern:
Reiseberichte von Schülerinnen und Schülern:
Märkte in Burkina Faso
Katharina Krause 2005
Märkte in Burkina Faso sind wie jeder Markt in erster Linie ein Ort zum Waren austauschen. Aber natürlich ist dies auch der Platz, an dem sich alle Leute treffen und die wichtigsten Neuigkeiten ausgetauscht werden. Da in den ländlichen Regionen Burkina Fasos Handys, Fernseher, Internet oder auch normale Telefone nicht sehr verbreitet sind, ist der Markt ein sehr wichtiges Kommunikationsmittel.
Natürlich kann man aber auch alle Lebensmittel auf den Märkten bekommen. Ob man nun tote oder lebende Hühner haben will, Gemüse, Obst, Bohnenbällchen oder frisch gebackenes Brot, alles ist zu haben. Auf vielen Märkten bekommt man dann noch Tücher in allen Farben oder bunte Eimer, was in Burkina Faso Standard ist. Einen einfarbigen Eimer haben wir nirgends entdeckt.
In Kongussi war der Markt eine Art Labyrinth in dem wir uns erst zurecht finden mussten. Aber wir bekamen Hilfe von einem Eingeborenem, der uns gerne herumführte, aber da er leider kein Französisch sprach und im Englischen nur „I love you" sagen konnte, gestaltete sich die Kommunikation etwas schwierig. Beim ersten Besuch wurden wir noch neugierig von den Menschen auf dem Markt betrachtet und besonders die Kinder folgten uns die ganze Zeit mit ihren Waren auf dem Kopf. Aber nach drei Tagen in Kongussi gewöhnten wir uns an den engen und immer vollen Markt und die Eingeborenen gewöhnten sich an uns. Auf den Märkten gibt es nicht nur viele verschiedene Waren, Menschen und Farben, sondern auch viele verschiedene Gerüche. Gerüche nach frisch gebackenem Brot und daneben der Schlachter vor dessen Tür die Aasgeier gierig hocken.
Aber neben den Märkten mit Nahrungsmitteln gibt es auch noch Viehmärkte oder Kunstmärkte. In Gorom-Gorom besuchten wir einen Viehmarkt. Hier stehen die Schafe friedlich neben den Ziegen, Kühen und Eseln. Viele Herden treffen hier auf einander und einige wechseln ihren Besitzer. Neben dem großen Viehmarkt ist auch ein Kunst- und Nahrungsmittelmarkt sehr berühmt in Gorom-Gorom. Auf diesem Markt trifft man auch andere Weiße, die hier Schmuck, Tücher, Trommeln, Skulpturen und vieles mehr bekommen können. Nach ein paar Minuten auf dem Markt hatten wir sofort einen eigenen Führer für uns, der uns die schönsten Stände zeigen und für uns den Preis verhandeln wollte. Aber gerade das war für uns das spannendste. Am Anfang waren wir noch etwas unsicher, aber nach einer Zeit hatten wir schon unsere besonderen Tricks um einen niedrigen Preis auszuhandeln.
Auch hier sahen die Marktleute uns gerne, da wir gute Abnehmer ihrer Ware waren. Doch nicht überall wurden wir, die immer nur „les blances" genannt wurden, so gerne gesehen. In Dori, einer Stadt weiter im Norden, waren die Menschen skeptischer. Auf ihrer Bank wollten sie uns nicht so viel Geld umtauschen, weil die Weißen ihnen alles klauen würden. Aber nachdem wir eine Stunde in der Bank waren, diskutierten wir nicht länger mit ihnen und gaben uns mit dem Geld was wir umgetauscht bekamen zufrieden. Dann endlich, nach eineinhalb Stunden, konnten wir die Bank wieder verlassen mit Geld von dem wir uns auf ihrem Markt Nahrungsmittel kauften.
Auf anderen Märkten, wie zum Beispiel auf dem Kunstmarkt in Ouagadougou, waren wir wieder sehr beliebt, sogar so sehr, das uns ein Marktbesitzer heiraten wollte und sehr traurig war, dass wir dann doch nur seine Skulpturen mit nach Hause nahmen. Meistens waren es jedoch die Kinder, die uns schon beim Aussteigen aus dem Auto umzingelten und um Geld baten oder sich freuten, wenn wir sie fotografierten und anlächelten.
Oft gaben sich die Einwohner sehr viel Mühe um uns etwas verkaufen zu können. So bauten sie in Bani für uns erst einen improvisierten Markt auf. Bei unserer Ankunft saßen nur einige Kinder und einige ältere Leute an der Wand einer Moschee, die wir besichtigten. Als wir später wieder aus der Moschee heraustraten saßen 10 oder 15 Frauen und Mädchen mit bunten Topfuntersetzern und Rasseln vor uns und warteten, dass wir ihnen was abkauften. Wie aus dem Nichts waren sie alle gekommen und priesen ihre Ware an.
Ein anderes Mal kam ein Kunsthändler mit seiner Ware zu uns ins Hotel, damit wir dort in Ruhe Sachen aussuchen konnten und nicht auf dem vollen Markt mussten. Innerhalb weniger Minuten hatte er eine Decke ausgebreitet, die voller Ketten und Ringe war. Außerdem verkaufte er uns noch Trommeln, aber erst nachdem er uns mit seinen Freunden etwas vorgespielt hatte und auch versuchte uns das Trommeln beizubringen.
Diese vielen verschiedenen Märkte zeigten uns eine ganz andere Welt. Sie symbolisieren die Vielseitigkeit Burkina Fasos. Und zeigten uns auch, wie unterschiedlich die Menschen auf uns reagierten. Die vielen verschiedenen Gerüche, Farben und Gesichter der Menschen, die sehr viel Leid, aber auch Freude zeigten, werden uns immer in Erinnerung bleiben.
Unser Aufenthalt in Tamiga
Anja Frerichs 2005
Es ist der 2.Januar 05, der fünfte Tag unserer Reise durch Burkina Faso. Es ist der Tag, an dem wir das erste Mal nach Tamiga fahren, in das Dorf, mit dem unsere Schule seit 12 Jahren eine Partnerschaft pflegt.
Aufgeregt fahren wir mit unserem Jeep in der Mittagszeit los. Die Autofahrt von Ouagadougou nach Kongussi war ja schon recht holprig, wobei auch eine Sitzbank unter unserem Gewicht zusammenbrach und jetzt durch einen Wagenheber erfolgreich oben gehalten wird. Aber die Straßen zwischen den beiden Städten sind nichts gegen den schmalen Weg, der nach Tamiga führt und kaum als ein Weg erkennbar ist.
Nach einer etwa halbstündigen Autofahrt kommen wir in Tamiga an und zwar direkt neben der Schule. Die Mitglieder des Ältestenrats warten schon auf uns und das, obwohl sie weder wussten an welchem Tag, noch um welche Uhrzeit wir kommen würden. Wir werden in einen der drei Klassenräume der von uns finanzierten Schule geführt. Wir bekommen ein Begrüßungsgetränk, welches jeder Gast in Tamiga serviert bekommt. Es besteht aus Wasser aus einem ihrer Brunnen, Zucker und Mehl. Sofort erinnern wir uns an die Worte von Herrn Wester: „Das Wasser in den Kleinstädten und in den Dörfern Burkina Fasos können unsere europäischen Mägen nicht gut vertragen, d.h. ungekocht besser nichts davon trinken!" Aus Höflichkeit trinken wir zumindest etwas und einige auch alles von diesem nicht unbedingt leckeren Trank. Zum Glück bereitet dieses Getränk später Niemandem Probleme.
Das anschließende Gespräch verläuft so, dass Herr Wester erzählt und Fragen stellt, dies wird dann von Fanny Coutier ins Französische übersetzt. Der Schulleiter der Schule übersetzt das Französische dann für die Bewohner in Moré, die Muttersprache der Dorfbewohner Tamigas. Auf die Frage, ob es ein gutes Jahr für sie gewesen sei, erhalten wir die Antwort: „Nein!" Das Wasserloch, das zum Wäsche waschen, zum Vieh tränken, zum Getreide wässern und zum Häuser bauen benötigt wird, sei völlig leer. Es gäbe nicht genug Nahrung für alle Bewohner und viele seien krank. Dies ist wohl das Erschütterndste, was wir bis jetzt gehört haben und auch bis zum Schluss unserer Reise hören werden.
Nach dem Gespräch machen wir einen kleinen Rundgang durch das Dorf, auf dem wir von vielen Kindern begleitet werden. Die Kinder haben allesamt Hungerbäuche, einige von ihnen haben entzündete Augen. Sie husten stark, dies liegt zum Teil an der staubhaltigen Luft, die in diesen Tagen sehr schlimm ist. Daher haben wir unsere Kopftücher zweckentfremdet und tragen sie als Staubschutz vor Nase und Mund. Wir sehen, dass das Wasserloch völlig ausgetrocknet ist, obwohl die Trockenzeit erst begonnen hat. An einem der Trinkwasser-Brunnen versuchen wir, die Besucher, auch einmal Wasser zu schöpfen. Das Wasser schöpfen ist Aufgabe der Kinder in Tamiga und es ist sehr anstrengend. Genau wie die Frauen des Dorfes mahlen wir Hirse mit einem Stein.
Die Frauen haben viele Kinder, um die ausschließlich sie sich kümmern. Wenn die älteren Geschwister etwa 4 Jahre alt sind, müssen sie die jüngeren betreuen, da die Mutter meistens bereits ein weiteres Kind erwartet. Die Babys werden von den Müttern und Geschwistern mit einem Tuch auf dem Rücken festgebunden. Die Frauen führen auch den Haushalt, waschen Kleidung und bauen Getreide an... Die Männer dagegen haben die „schwierigste" Aufgabe: Sie tragen die Verantwortung und müssen organisieren!
Von einem Hügel in der Mitte des Dorfes aus sehen wir, wie Tamiga aufgebaut ist: Das Dorf besteht aus drei kleineren Teilen, die „Cartiers" genannt werden.
Bevor wir wieder nach Kongussi zurückfahren, lassen wir noch ein paar leere Trinkflaschen für die Kinder im Dorf. Sie freuen sich riesig, denn damit können sie Wasser aus den Brunnen mit zur Schule nehmen.
Am nächsten Morgen laden wir in Kongussi unser Gepäck auf das Dach unseres Jeeps. Wir wollen wieder nach Tamiga fahren, diesmal aber mit der Absicht, die Nacht dort zu verbringen. Wir haben uns entschlossen, nur eine Nacht zu bleiben, damit wir den Bewohnern keine zusätzliche Arbeit machen. Dies war eine gute Entscheidung, denn bereits am gestrigen Tag haben wir bemerkt, dass der Staub uns ganz schön zu schaffen macht. Das Atmen fiel uns schwer und abends hatten wir Nasenbluten.
In Tamiga angekommen, bauen wir unsere Zelte in einem der Klassenzimmer auf, zum Schutz vor Mücken und anderen Kleintieren. Es zeigt sich, dass Frauen einfach geschickter im Aufbauen der Zelte sind.
Danach führen wir erneut ein Gespräch mit den Dorfbewohnern. Wir möchten wissen, was sich die Dorfbewohner wünschen und wie es mit den Kindern nach Ende der Schulzeit weitergehen soll. Über unsere Idee und Planung, eine Berufsschule zu bauen, die ihre Kinder nach Abschluss der 6. Klasse besuchen können, sind die Dorfbewohner begeistert. Darüber hinaus wird Tamiga einen weiteren Brunnen erhalten. Außerdem soll ein Gebäude für die Getreidebank gebaut und die Anzahl der Getreidesäcke zur Lagerung aufgestockt werden.
Wir erhalten Gastgeschenke, die jedem von uns persönlich überreicht werden. Die Frauen erhalten eine Ledertasche und die Männer traditionelle Kleidung. Die männlichen Bewohner Tamigas müssen nun den Klassenraum verlassen, damit wir fünf Frauen alleine mit den Dorfbewohnerinnen sprechen können. Wir möchten wissen, was sich speziell die Frauen wünschen und erfahren, dass sie gerne mit einer Afrikanerin über Probleme wie Beschneidung und Aids sprechen möchten. Wir haben sehr gehofft, dass die Frauen diesen Wunsch äußern, denn die Beschneidung ist eine grausame Tradition, die keinem Mädchen und keiner Frau zugefügt werden dürfte.
Vor dem Schulgebäude tanzen die Frauen; sie stehen dabei in einem Kreis und jeweils zwei Frauen gehen in die Kreismitte. Der Rhythmus wird durch Klatschen erzeugt. Die beiden Frauen stoßen während des Tanzens ihre Pos aneinander. Einige Frauen haben dabei ihre Kinder auf dem Rücken. Wir Mädchen durften bei dem Tanz mitmachen, durch den Frauen in die Dorfgemeinschaft aufgenommen werden.
Erneut besichtigen wir das Dorf und sehen, wie die Bewohner leben. Die muslimischen Männer haben mehrere Frauen. Diese Männer haben eine eigene Lehmhütte, genau wie jede ihrer Frauen gemeinsam mit ihren Kindern. Unser Patenkind Abul wird von uns beschenkt. Er ist das Patenkind unseres Projektes, da er geboren wurde, als die Grundsteinlegung zum Schulbau war. Abul schenkt uns im Gegenzug ein Huhn. Noch stand die Frage offen, wer von uns es schlachten soll, denn wir können ja kein lebendes Huhn mitnehmen. Zum Abendessen können wir es allerdings noch nicht essen, denn die Frau des Schulleiters hat uns etwas gekocht. So verschiebt sich die Schlachtfrage erst einmal. Es gibt Reis mit Huhn und Salat. Und schon wieder haben wir ein Problem. Der Salat wird mit dem Wasser aus den Brunnen gewaschen, aber wir haben ihn trotzdem mutig verspeist. Anschließend unterhalten wir uns mit den zwei Bewohnern, die eine medizinische Ausbildung erhalten haben. Sie möchten, dass das Geburtshaus des Dorfes erneuert wird, allerdings weniger von innen, sondern von außen. Wir sind damit nicht einverstanden, da das Gebäude von innen nicht hygienisch sauber gehalten wird. Und solange sie dies nicht ändern, wird das Gebäude nicht erneuert.
In dieser Nacht in Tamiga haben wir aufgrund einer harten Isomatte und der Kälte wenig geschlafen. Nach dem Frühstück, das wie immer aus Baguette mit Marmelade oder Schmierkäse besteht, sehen wir beim Schulunterricht der 2. Klasse zu. In jedem Klassenraum werden ca.80 Schüler zur gleichen Zeit unterrichtet. Es besuchen mehr Mädchen als Jungen die Schule, was äußerst selten in Burkina Faso ist. Mädchen werden eigentlich nicht zur Schule geschickt, da sie sowieso früh heiraten, dann den Haushalt führen und sich um die Kinder kümmern. Heute haben die Kinder Biologieunterricht, sie melden sich alle und zwar fast die gesamte Stunde. Anschließend bekommen sie Luftballons von uns; weil das Aufpusten ihnen Schwierigkeiten bereitet, pusten wir zahlreiche Luftballons auf. Außerdem schenken wir den Kindern Schreibmaterial, Süßigkeiten und weitere Flaschen.
Nach einem abschließenden Gespräch verlassen wir Tamiga mit gemischten Gefühlen.
Erst viel später bemerken wir, dass wir das Huhn beim Schulleiter vergessen haben, wir sind nicht gerade traurig darüber.
Eindrücke aus Tamiga
Sandra Hinzmann 2005
Als wir in Tamiga ankamen, wollten wir weder Geschenke, noch knicksende Begrüßungen oder Cola. Wir wollen nur sehen, dass dort ein Prozess in Gange ist, der ein Ziel der Gesundheit, Bildung und Aufklärung der dortigen Bevölkerung durchsetzt. Natürlich möchten uns die Dorfbewohner ihre Dankbarkeit zeigen und uns etwas zurückgeben. Doch jeder weiß, dass dort wo die Not ohnehin schon groß ist, das wenige Geld für andere Dinge besser investiert wäre.
Und ein jeder dort reisender wird solche Zwiespälte erleben müssen und auch jedes Handeln meinerseits führte mich in einen inneren Konflikt. Wenn ich zum Beispiel Männer, Kinder, und Frauen und deren Tiere fotografierte, die von Armut und Krankheit gezeichnet worden sind, dann tat ich das eigentlich um Dinge zu dokumentieren und um diese Bilder dann nach Hause zu transportieren und um sie dort auch an Andere zu vermitteln. Doch in dem Moment, in dem man vor einem Kind steht, das durch einen einfachen Fingerdruck und mit Hilfe unseres Wohlstands nach nur wenigen Sekunden in eine Anordnung von Pixeln auf dem Display einer Digitalkamera zerfällt, fühlt man sich nicht wie ein „toller, weißer Helfer", wie es vielleicht manche von euch vielleicht glauben mögen.
Und auch die Erweiterung meines Selbstwertgefühls, durch das „Danke" eines Menschen im Dorf steht nicht auf der Liste von Dingen die ich in Tamiga erfahren wollte.
Jeder der glaubt, eine solche Fahrt beruhigt das Gewissen, denn man tut doch etwas gegen die herrschende Armut, weiß nicht wie es sich anfühlt, wenn man Kinder sieht, deren Bauchnabel vor Hunger nach außen gedreht ist.
Stellt euch vor, vor euch sitzen zwei Menschen - eine Frau und ein Mann - die beide über Hygiene und medizinische Ersthilfe aufgeklärt worden sind. Doch was sie fordern ist nicht eine Vergrößerung des Bestands an Medikamenten oder neue medizinische Schulungen für die Dorfbewohner. Nein, sie halten dagegen eine Sanierung der Fassade der Gesundheitsstation für notwendig. In solchen Momenten beißt man sich auf die Lippe und fragt sich was falsch läuft.
Doch was habe ich erwartet?
Einen Ausbau sozialer europäischer Werte und unserer Kultur inmitten in der Sahelzone Westafrikas?
Wie sollen Menschen die nicht verstehen warum sie krank werden begreifen, das Dreck zwischen Arzneimitteln nichts zu suchen hat?
Man spürt wie in einem die Wut kocht, wenn man feststellen muss, dass die Tochter des Lehrers mehr Freiräume hat, als andere Kinder des Dorfes. Es bring einen zur Verzweiflung Männer zu sehen, die den gesamten Tag nur im Schatten sitzen, während deren Frauen schwerste körperliche Arbeit leisten.
Ich habe an ein Dorf geglaubt, welches Zusammenhalt lebt und auch aus den geringsten zur Verfügung stehenden Mitteln, den größten nutzbaren Erfolg zieht. Denn „Not macht erfinderisch" gehört wohl auch zu den Dingen, die ich mir in einer solchen Situation vorstellte. Zwar ist es nicht falsch zu glauben, dass sich die Dorfbewohner nicht bemühen ihren Zustand zu verbessern, aber es ist dagegen auch nicht richtig zu denken, dass diese ihre gesamte Kraft in ihr Schicksal legen.
Fährt man zum Beispiel von Ouagadougou weiter in Richtung Kongussi, sieht man dort andere Dörfer, in denen kein verputztes oder Wellblech Haus ein Entwicklungshilfe Projekt vermuten lässt. Man sieht Dörfer, die selbst Sonnendächer gegen die Hitze gebaut haben. Und zwar lediglich ein paar Pfähle in den Boden geschlagen und eine verzweigte Dachkonstruktion mit aufliegendem Stroh zum endgültigen Schutz vor der Sonne. Das ist etwas, das für jedes Dorf zu schaffen ist. Doch der Ältestenrat von Tamiga bittet uns darum für sie ein solches zu bauen, damit die Kinder in den Pausen einen Schattenplatz haben.
Aber sollen wir uns nun zurückziehen, damit es für die Dorfbewohner keine andere Möglichkeit mehr gibt außer der, selbstständig zu Handeln? Oder stagniert der bis jetzt erreichte Fortschritt lediglich und man sollte bereits erreichte Strukturen verändern um einen Fortschritt weiter voran zu treiben?
Aber ganz egal was wir tun werden: Niemand kann die Grundsätze ändern, die dieses Land beherrschen. Und selbst der höchsten Instanz des Landes klebt Blut an den Händen.
Burkina Fasos Präsident Blaise Compaoré lies vor 17 Jahren seinen Vorgänger Thomas Sankara mit Hilfe eines Militärputsches ermorden.
Dessen Politik war, im Gegensatz zur heutigen, ausgerichtet auf den Kampf gegen den Hunger und die herrschende Korruption, die Verbesserung des Bildungswesens und der Gesundheitsversorgung, sowie die Gleichstellung der Frau. Er verbot in Westafrika die Beschneidung von Frauen, was in dieser Region vergeblich nach Nachahmern sucht. Er verurteilte Polygamie und propagierte Verhütung zum Schutz vor AIDS. Dieser Mann versprach Fortschritt und hätte ihn vielleicht wirklich erreicht. Doch diese neunen Ideen passten nicht in das System der immer noch existierenden Seilschaften. Und solange diese Hürden bestehen, wird es auch für Dörfer wie Tamiga schwierig einen massiven Fortschritt ihrer Lebenssituation und ihrer Gesellschaftsprinzipien zu erzielen.
Frauen und Mädchen waren, sind und werden auch weiterhin noch lange das erste Opfer bleiben. Doch wer hier nur die entsetzliche Ungerechtigkeit sieht, vergisst, dass trotz all dem ein Frauenrat aufgebaut wurde. Dass mehr Mädchen wie Jungen in der ersten Klasse sind. Dass sich Frauen über die Jahre ein immer mutigeres Auftreten wagten. Und auch, dass es eine immer größer werdende Zahl von Aufklärungskampagnen gibt.
Die gemeinsame Unternehmung, das schon erwähnte Sonnendach zu bauen, hieße das gesamte Dorf würde zusammen für die eigenen Kinder arbeiten. Diese zwei Dinge liegen in Tamiga, und ganzheitlich gesehen auch in der gesamten Mossi Kultur leider nicht unbedingt dicht aneinander.
So schwer es uns auch fallen mag, das zu verstehen.
Um uns das deutlicher zu machen: Stellt euch vor, ihr haltet einen Schraubenschlüssel in eurer Hand und ihr seht ein kaputtes Gerät, an dem lediglich eine Schraube angezogen werden müsste. Für euch wäre alles Weitere klar.
Doch eben dieses Problem führte die Menschen in Tamiga dazu, die lokale Baugesellschaft einzuberufen um diesen banalen Schaden zu beheben. Erst als ein Dorfbewohner darauf angesprochen wurde, man könne den Schaden eigentlich auch selbst beheben, und dieser keine Antwort wusste, verdeutlichte das den herrschenden Mangel an Selbstständigkeit.
Und eben diese Umstände sind mit einer kurzzeitigen Unterstützung kaum zu ändern. Zukunftsorientierte Hilfe und nicht nur der Blick auf die Gegenwart muss Ziel der „Hilfe zur Selbsthilfe" sein.
Und auch wenn Schulen keine Mägen füllt, eine Hebamme keine Beschneidung verhindert und eine Getreidebank keine Hungerbäuche verschwinden lässt. Es sind eben diese kleinen Erfolge, die uns darauf hoffen lassen, dass nach einem langen, steinigen Weg endlich eine bessere Zukunft auf unsere Schützlinge wartet.
Eine Zukunft in der auch unsere Hilfe hoffentlich nicht mehr notwenig sein wird.
Wann dieser Weg von der durch Schlaglöcher durchzogenen Landstraße zu einer geteerten wird, ist noch nicht abzusehen. Doch wer soll anfangen diesen Weg zu ebnen, wenn nicht wir? Und „kleine Abgründe werden immer wieder Dinge zu Fall bringen, aber Ideen lassen sich nicht töten" (Thomas Sankara, in einer Rede eine Woche vor seiner Ermordung).
Zwischen Stadt und Land liegen Welten
Sina Zimmermann 2005
Roter Sandstaub vernebelte die Luft. Der Asphalt der Straße brennt. Links und rechts sind Verkaufsstände mit Kleidung und CDs. Es stinkt nach warmen Fäkalien und verrottendem Abfall. Sie verfaulen in einer Rinne neben der Straße – abgedeckt durch ein paar Steine. An jeder Ampel stehen etwa zwei bis drei Jungen, nicht älter als 15 Jahre, und verkaufen Handykarten. Wir sind in Ouagadougou, der Hauptstadt Burkina Fasos. Mädchen und Jungen verkaufen Obst oder einfachen Schmuck an wohlhabende Afrikaner oder an uns - „le blanc" (= die Weißen). Ihre jüngeren Geschwister betteln. Mit alten, kaputten Blechbüchsen gehen sie umher. Ihre Kleidung ist zerrissen, ihre Gesichter verdreckt, ihr Blick gesenkt. Ein leises Gemurmel, ein trauriges Bitten.
Die Lebenserwartung in Burkina Faso beträgt im Durchschnitt 44 Jahre. Das tägliche Einatmen der Abgase verschlechtert ihre Lebensbedingungen enorm, doch eine andere Möglichkeit zum Überleben haben sie nicht. Armut prägt das Bild. Wir würden den Kindern gerne helfen, aber es wäre nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Sie würden lächeln, es würde ihnen für den Moment gut gehen. Dennoch, würde es bei diesem einen Moment auch bleiben. Wie viel die Kinder selber von dem Geld haben und wie viel sie davon ihrer Familie geben, wissen wir auch nicht.
Es bleibt der traurige Blick der Sechsjährigen, ihre zarten flehenden Stimmen, das herzerweichende Fordern. Die Kinder werden auch morgen wieder an dieser Stelle stehen, die gleiche verrostete Büchse in ihren kleinen Händen, der gleiche unglückliche Blick in ihren dunklen Augen.
Es geht weiter mit dem Jeep in Richtung Norden zu den drei Dörfern Kongoussi, Tamiga und Dori. Die offenherzige Begrüßung der Kinder und die freundliche, aber schüchterne Zurückhaltung der Erwachsenen zeigen sich vor allem in Kongoussi und Tamiga. Mädchen und Jungen stehen am Wegrand, ihre Kleidung ist rot von dem Sandstaub, ihre T-Shirts sind ausgebeult durch Hungerbäuche, ihre Gesichter sind mit Dreck beschmiert. Sie stehen und sitzen auf einem Müllberg, schauen uns an. In ihren Gesichtern ist keine Spur von Traurigkeit zu sehen. Sie lächeln uns an, winken und laufen dem Jeep mit „den Weißen" hinterher. Der enorme Unterschied zwischen der Mentalität in der Stadt und der auf dem Land wird deutlich.
Kinder wühlen im Müll, neben ihnen Schweine und Ziegen bei der gleichen Tätigkeit. Die Häuser aus Lehm, nicht wesentlich größer als ein 3-Personen-Igluzelt, das Dach aus geflochtenem Stroh. Sie halten in der Regel nicht länger als zehn Jahre, dennoch ist der Zerfall bereits jetzt deutlich. Nur wenige Dorfbewohner können sich eine „Toilette" leisten, ein noch geringerer Anteil hat fließendes Wasser. Die äußeren Lebensbedingungen scheinen hier schlimmer zu sein, als in der Stadt. In dem Dorf Tamiga gibt es bloß drei Brunnen für mehr als 1.000 Einwohner, die einzige Quelle von sauberem Wasser. Die Hungerbäuche der Landkinder sind ausgeprägter, viele haben nur eine kure Hose an, versuchen ihre nach außen gestülpten Nabel zu verdecken. In ihren Gesichtern klebt der trockene Sand, Waschen ist nutzlos.
Auf dem Land gibt es nicht viele Möglichkeiten Geld zu verdienen. Es sind zu wenige Menschen dort, denen sie etwas verkaufen könnten, noch weniger von denen sie Geld erbetteln könnten. Hier ist der Unterschied zwischen arm und reich nicht so deutlich erkennbar wie in den Städten, wo neben dem Geschäftsmann in Anzug und Krawatte ein anderer Mann mit verstümmeltem Körper am Boden liegt. Hier sind sie fast alle arm, man versteht die Probleme der anderen.
Mit scheuen Blicken, weit aufgerissenen dunklen Augen beobachten die Mädchen und Jungen jeden Schritt, jede Bewegung von uns, den Fremden. Wir schenken ihnen leere Wasserflaschen, die sie für die Schule gut gebrauchen können. Sie lachen und winken; beginnen zu singen und tanzen, sobald sie unseren Fotoapparat erblicken. Die Kinder haben einen Stock und einen alten Fahrradreifen bei sich, mit dem sie im Sand spielen. Für die Kleinen mit den europäischen Pokémon- und 50Cent-T-Shirts war es das Größte, uns die Hand zu geben oder für Fotos posieren zu dürfen. Es geht den Bewohnern Tamigas im Moment nicht gut, die Ernte fiel schlecht aus. Es ist nicht sicher, ob die Brunnen in der Trockenzeit weit genug in das Grundwasser hineinreichen werden. Sie haben viel gelacht und hatten unbeschreiblich viel Spaß mit den von uns mitgebrachten Luftballons, Cappies, Kugelschreibern, Ansteckern und weiteren kleinen Geschenken. Für ihre Eltern war es viel mehr eine Lebensmotivation. In Gesprächen wurde festgelegt, wie wir im Weiteren mit dem Schulbau vorgehen werden, welche Bedeutung die Gesundheit und die Bildung im Dorf hat und wo Verbesserungen wichtig sind.
Auf dem Land haben die Menschen noch Hoffnung und Energie die schlechten Zeiten zu überwinden. Die Möglichkeit zur Schule zu gehen gibt den Erwachsenen ein größeres Vertrauen in die Zukunft ihrer Kinder.
Diese Zuversicht in den Gesichtern der Menschen ist es, die uns dazu bringt mit aller Kraft weiter zu machen. Für sie gibt es noch Chancen durch Bildung in ihrem Leben etwas zu erreichen, für das es sich zu kämpfen lohnt.
Tamiga Projektbeschreibung
- Zuletzt aktualisiert am Donnerstag, 31. März 2022 12:00
- Veröffentlicht am Mittwoch, 12. Dezember 2012 10:47
- Geschrieben von Winfried Baroke
- Zugriffe: 32980
Klicken Sie Sich durch die Reiter, um mehr mehr über das Projekt, die Projektgruppe und deren Ziele zu erfahren.
Die Entstehung des Projektes:
Die Entstehung des Projektes:
1992 befasste sich ein Politik-Leistungskurs mit Entwicklungspolitik. Die Schülerinnen und Schüler entwickelten dabei den Wunsch, konkrete Hilfe für Menschen in Entwicklungsländern zu leisten. So entstand das „Tamiga-Projekt“. Grundsätze des Projektes sind Achtung und Verständnis gegenüber der Kultur und der Lebensweise der Menschen in Tamiga. Gemeinsam werden vor Ort neue Projekte entwickelt, geplant und durchgeführt.
Die Ziele:
Die Ziele:
SDG - Ziele für nachhaltige Entwicklung in der Tamiga AG:
In unserem aktuellen Projekt überprüfen wir die unseren gemeinsamen Ziele mit unserem Freund Yassia. Nächstes Jahr besteht das "TAMIGA-Projekt" am GZE seit 30 Jahren. Ein Film soll diese Ergebnisse vorstellen!
Bildung ist eines der Ziele für nachhaltige Entwicklung - und damit kennen wir uns aus! Ebenso wichtig ist die Gesundheit und die tägliche Ernährung von Schülerinnen und Schüler. Dabei kommen die Projektideen immer von unseren Partnern vor Ort, bei der Durchführung und Finanzierung können wir helfen.
- Finanzierung der Schulgelder für Waisenkinder in der Hauptstadt Ouagadougou über unseren Projektpartner AMPO
- Finanzierung des Gartenbauprojektes in Kibtangaye (Bau eines Brunnens, Bewässerungssysteme und Saatgut für Kartoffeln, Zwiebeln, Tomaten und Kohl) mit unserem Freund Yassia
Märchenprojekt:
Kein Geldtransfer - dafür Märchentransfer!
Welche Moralvorstellungen und Erziehung transportieren Märchen in Kulturen? Wie werden Märchen erzählt? Sprechennicht häufig Großeltern zu ihren Enkeln in Märchen?
Der Hase und die Hyäne gehen fischen.
Die Bremer Stadtmusikanten.
Gartenprojekt Kibtangaye
Hier wird in der Trockenzeit Gemüse angebaut und bewässert. Überschüsse werden auf dem Markt verkauft, so konnte ein Fahrrad für den Transport finanziert werden. Ebenso wird Saatgut für die nächste Saison zurück gelegt.
Wie kann ich helfen?
Wie kann ich helfen?
1. Spenden Sie! Jeder Euro hilft vor Ort so viel!
Auf Wunsch bekommen Sie eine Spendenquittung ausgestellt.
2. Treten Sie dem Förderverein bei.
3. Engagiere Dich in der Tamiga AG.
Wir freuen uns immer über neue Mitglieder in der Tamiga-AG.
Sei dabei! Einfach Mail an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! senden.
4. Werben Sie für uns auf Ihrer Homepage.
Um uns bekannter zu machen würden wir uns freuen, wenn Sie den unten stehenden Banner speichern (rechte Maustaste -> speichern unter...) und ihn auf Ihre eigene Homepage mit folgendem Quelltext stellen:
<a href="http://www.tamiga.de" target="Eine Schule für Tamiga"><img SRC="banner.gif" height=101 width=356></a>
Burkina Faso-Informationsbox des GZE |
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Fahrt 2016
- Zuletzt aktualisiert am Mittwoch, 17. Februar 2016 11:25
- Veröffentlicht am Mittwoch, 12. Dezember 2012 11:23
- Geschrieben von Christina Gardewin
- Zugriffe: 3030
Reisevorbereitungen:
Absage der Tamiga Fahrt 2016
Reisevorbereitungen der Fahrt 2016
Unsere Zusammenarbeit mit Katrin Rohde:
Tamiga - Pressearchiv
- Zuletzt aktualisiert am Dienstag, 25. Mai 2021 15:36
- Veröffentlicht am Mittwoch, 12. Dezember 2012 10:47
- Zugriffe: 4401
Damit Sie gezielter nach Artikeln über das Tamiga Projekt suchen und sich besser informieren können, hier eine Auflistung uns bekannter Presseartikel:
- NWZ vom 08.05.2021: Näher dran und doch weit weg
- NWZ vom 20.06.2019: Abkühlung erwünscht
- NWZ vom 06.06.2018: Schüler laufen für Tamiga
- NWZ vom 30.06.2017: Doppelausstellung im Rathaus
- NWZ vom 08.02.2017: Kredite aus Zwischenahn für Frauen in Tamiga
NWZ vom 27.05.2009: Grundbedürfnisse nicht sicher- NWZ vom 27.12.2008: Seit 15 Jahren Hilfe für Tamiga
- NWZ vom 01.11.2008: Afrikatag: Zwischenahner stellen Hilfsprojekt vor
- NWZ vom 21.05.2008: Nicht nur Schule für Tamiga
- NWZ vom 16.05.2008: Schüler geben Einblicke in eine unbekannte Welt
Bad Zwischenahn Journal 12/2007 - 02/2008: Eine Schule für Tamiga - 15 Jahre Zwischenahner EntwicklungshilfeNWZ vom 10.01.2008: Nach Schulbau weitere Projekte geplant- NWZ vom 02.01.2008: Anwälte unterstützen wiederholt TamigaNWZ vom 18.10.2007: Für das Tamiga-Projekt in die Pedalen getreten
- NWZ vom 22.05.2007: Einblicke in eine Welt, die unfassbar ist
NWZ vom 15.02.2007: Fröhlichkeit und Elend dicht beianander- NWZ vom 30.12.2006: In Burkina Faso über Projekte sprechen
- Pressemitteilung vom 28.12.2006: Mit einem Sack voll Geld nach Tamiga
- PIN BORD NORD 12-2005: PEDALE-Förderpreis geht an zwei Preisträger
- NWZ vom 30.12.2005: 13500 Euro für Tamiga-Projekt
NWZ vom 21.12.2005: Rechtsanwälte helfen Schülern in Burkina Faso- NWZ vom 15.07.2005: Mit dem Jeep durch die Gluthitze
- Delmenhorster Kreisblatt vom 13.07.2005: Grundschüler spenden für Afrika
- NWZ vom 01.07.2005: Zwischenahner Tamiga-Projekt gewürdigt
- NWZ vom 17.02.2005: Tamiga - Brunnen vor der Schule
NWZ vom 22.12.2004: Erlös der Sponsorenrallye mit im Reisegepäck- Pressemitteilung 12-2004: Sponsorengeld geht mit ins Gepäck
- NWZ vom 24.07.2004: Anerkennung erfahren für Entwicklungshilfeprojekt
- NWZ vom 02.06.2004: Tamiga-Gruppe nach Berlin
- NWZ 12-2003: Schulpartnerschaft für Tamiga ausgeweitet
Pressemitteilung 12-2003: Sponsorenrallye am hiesigen Gymnasium mit überwältigendem Ergebnis- NWZ vom 10.01.2003: Über Schulbau in Burkina Faso informieren
- NWZ vom 21.06.2002: Start frei zum Sponsorenlauf
- NWZ vom 03.12.2001: Spende für Tamiga
- NWZ vom 29.09.2001: Abiturientenspende
NWZ vom Frühjahr 1999: In zwei Jahren eine weitere Klasse- NWZ vom 15.04.1995: Patenschaft für einen Brunnen
- Ammerland Kurier vom 26.02.1995: Schule macht Schule
- Ammerländer Sonntagszeitung vom 24.10.1993: Verein für Schulpartnerschaft gegründet
- NWZ vom 06.10.1993: Schule für Burkina Faso geplant
Fahrt 2017
- Zuletzt aktualisiert am Sonntag, 26. Februar 2017 18:29
- Veröffentlicht am Mittwoch, 12. Dezember 2012 11:23
- Geschrieben von Christina Gardewin
- Zugriffe: 2655
Reisebericht:
Reisebericht:
Eine erfolgreiche und erlebnisreiche Woche ist nun zu Ende. Drei Schülerinnen und Schüler sowie drei Lehrerinnen und Lehrer des Gymnasiums Bad Zwischenahn-Edewecht sind zurück aus dem westafrikanischen Burkina Faso, wo sich die Schule mit einem selbst gegründeten Entwicklungsprojekt für das Dorf Tamiga im Norden des Landes einsetzt.
Mit der afrikanischen Sonne im Herzen blicken die Schülerinnen des Gymnasiums Emilie Knichel und Leonie Knichel, der Schüler Vincent Knichel, die Lehrkräfte Jan Scherwitzki, Beate Kasulke und Christina Gardewin, sowie die ehemalige Schülerin der Schule Klara Lobmeyer und der stellvertretende Vorsitzende des Tamiga-Vereins Franz Wester in eine gesicherte Zukunft des Tamiga Projektes. "Die Zeit verging viel zu schnell!", so der abschließende Satz am Flughafen in Ouagadougou von unserem langjährigen Freund und Dolmetscher Yassia Ouedraogo. "Trotzdem konnten zahlreiche vertiefende Gespräche und Diskussionen mit unseren Freunden in Tamiga und bei AMPO geführt werden", lautete das Fazit vor Abflug.
In Tamiga hat sich die Gruppe, die vom Förderverein für Schulpartnerschaften in Entwicklungsländern bei der Reise großzügig unterstützt wird, einen Überblick über die aktuelle Situation der Schule, der Brunnen im Dorf und der Getreidebank verschafft. Besonders bewegend war der Austausch mit den Frauen, aber auch mit verschiedenen Dorfbewohnern und dem neuen Schulleiter haben intensive Diskussionen stattgefunden. An den zwei Tagen, in denen wir in Tamiga waren, stand allen die Freude ins Gesicht geschrieben - sowohl bei denen, die das Dorf erneut besuchten, als auch bei Emilie, Leonie und Vincent, die das Projekt seit der sechsten Klasse begleiten und wie Jan Scherwitzki zum ersten Mal in Burkina Faso und in Tamiga waren.
"Es ist ein tolles Gefühl, in dem Dorf zu sein, für das man so intensiv gearbeitet hat" war eines von vielen Urteilen über die Erlebnisse der vergangenen Tage. Die Begeisterung war bei allen Beteiligten sehr groß. Ein Gefühl von familiärer Atmosphäre und Geborgenheit stellte sich schnell bei allen Mitreisenden ein. Zu diskutierende Projekte sind die Vergabe von Mikrokrediten an Gruppen von Frauen aus Tamiga, eine Schuleingangsuntersuchung für die jeweils erste Klasse in Tamiga und die finanzielle Beteiligung an einem sich im Bau befindlichen College.
Da in den letzten vier Jahren die Schulleiter in Tamiga häufig wechselten und kein direkter Kontakt zur Schule aufrecht erhalten werden konnte, engagiert sich die Tamiga Projektgruppe seit zwei Jahren auch bei AMPO. Diese Organisation wird von Katrin Rohde, einer Deutschen, die vor über 20 Jahren nach Burkina Faso ausgewandert ist, geleitet und richtet sich vor allem Waisenkinder. Durch unsere finanzielle Unterstützung besuchten in den letzten zwei Jahren 150 dieser Kinder verschiedene Schulen. Die Reisenden sind froh, diese Schülerinnen und Schüler kennen gelernt zu haben.
Um die enge Freundschaft mit Tamiga und AMPO zu pflegen und zu intensivieren ist bereits für Januar 2018 eine nächste Reise angedacht.
Von: Vincent Knichel und Christina Gardewin
Burkina Faso-Informationsbox des GZE |
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