Stunden weg – Stimmung mies
- Zuletzt aktualisiert am 18. August 2017
- Veröffentlicht am 18. August 2017
- Geschrieben von Christian Korte (NWZonline)
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Die Nachricht kam am zweiten Schultag, der Stundenplan muss neu geschrieben werden. Eltern wollen sich direkt an das Ministerium wenden.
Bad Zwischenahn - Der erste Tag eines neuen Schuljahres ist für Kinder und Jugendliche immer besonders spannend: Welche Lehrer werden wir wohl bekommen? Wie sieht der Stundenplan aus? Die Antwort auf diese Fragen bekommen die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Bad Zwischenahn-Edewecht in diesem Jahr gleich zweimal. Denn die Welle der Abordnungen von Lehrern der Gymnasien an Grund- und Oberschulen in Niedersachsen, die schon seit Beginn des Schuljahres für Wirbel in der Bildungslandschaft sorgt, hat die Zwischenahner Schule besonders hart getroffen.
Schon kurz vor Beginn der Sommerferien hatte die Landesschulbehörde das Gymnasium aufgefordert, 20 Unterrichtsstunden an andere Schulen abzuordnen, berichtet Katharina Hungerland, Vorsitzende des Schulelternrates. Diese fehlenden Stunden konnte das Kollegium um Schulleiter Klaus Friedrich auffangen und im Stundenplan berücksichtigen.
Doch der war natürlich längst fertig, als am Tag nach dem Schulanfang die eigentliche Bombe platzte. Zusätzlich 82 Stunden, insgesamt also 102 Stunden, muss die Schule abgeben – an verschiedene Grund- und Oberschulen. Bei 23,5 Unterrichtsstunden pro Woche und Lehrer fehlen der Schule im laufenden Jahr plötzlich 4,34 Vollzeit-Stellen, so Hungerland. Das Gymnasium, mit einer Unterrichtsversorgung von rechnerisch 104 Prozent, soll helfen, die deutlich schlechtere Versorgung an Grund- und Hauptschulen zu verbessern.
Für die Schule hat das weitreichende Folgen. Der bisherige Stundenplan ist hinfällig, viele Klassen bekommen neue Lehrerinnen oder Lehrer, eine siebte Klasse wird komplett aufgelöst, die Jungen und Mädchen auf die anderen Klassen verteilt. Sogar eine zwölfte Klasse muss, kurz vor dem Abitur, einen Lehrer abgeben. Das Nachmittagsangebot der teilgebundenen Ganztagsschule, gerade neu an der Schule eingeführt, wird wieder gestrichen. Schülerinnen und Schüler der 8.,9. und 10 Klassen konnten hier in Arbeitsgemeinschaften ergänzende Sprachkenntnisse zum Beispiel in Chinesisch erwerben, sich aber auch sportlich oder künstlerisch betätigen. Das alles fällt jetzt weg – die neuen Stundenpläne wird es voraussichtlich am kommenden Montag geben.
Schulleiter Klaus Friedrich wollte die Entwicklung gegenüber der NWZ nicht kommentieren, die Elternvertreter wissen aber: Nicht nur bei den Schülern sondern auch im Kollegium ist die Stimmung angesichts des plötzlichen Stundenverlustes mies.
Der Schulelternrat setzt jetzt auf ein Instrument, dass schon im vergangenen Jahr Erfolg gehabt habe, als die Schülerbeförderung nicht funktionierte.
Damals waren die Eltern gebeten worden, ihre Probleme individuell zu schildern und Anregungen zu geben. Das habe sehr gut funktioniert, so Hungerland.
In einem Brief hat der Elternrat jetzt darum gebeten das erneut zu tun – adressiert an das Kultusministerium in Hannover. „Es geht uns nicht einfach nur um Protest – wir wollen auch Lösungsvorschläge anbieten", so Hungerland.