Tamiga AG
- Zuletzt aktualisiert am 30. April 2020
- Veröffentlicht am 30. April 2020
- Geschrieben von Christina Gardewin
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Tamiga AG: Virtueller Besuch aus Burkina Faso 28.04.2020
Auch wenn die Arbeitsgemeinschaften am GZE bis zu den Sommerferien ausfallen, so trifft sich die Tamiga AG freiwillig jede Woche zur Videokonferenz zum eigentlichen AG Termin. Heute war Yassia aus Kaya (Burkina Faso) dabei. Yassia ist ein verlässlicher und langjähriger Begleiter unserer Projekte in Burkina Faso, ob direkt vor Ort als Dolmetscher, oder als helfende Hand vor Ort, wenn gerade keine Fahrten nach Tamiga statt finden können.
Yassia hat ausführlich über die aktuelle Sicherheitslage im Land berichtet. In Tamiga ist seit einem Jahr die Primarschule geschlossen, denn verschiedene Terrormilizen, die sich zum Teil auch untereinander bekämpfen, greifen ländliche Regionen an, um das Land zu destabilisieren und Unsicherheiten zu schüren. Eigenständig ernannte Bürgerwehren schützen Dörfer und hätten laut Yassia Erfolge in der Sicherheit erbracht. Die Bevölkerung konnte dadurch im letzten Jahr den Ackerbau nur sehr begrenzt verfolgen, wie es dieses Jahr werde, konnte Yassia nicht einschätzen. In Tamiga selbst habe es bisher keinen terroristischen Angriff gegeben, so dass die Bevölkerung weiter dort lebe. Sie harren in ihrer unsicheren Lage aus, so Yassia. Ganz anders sei es in umliegenden Dörfern, dort hätten sich viele Einwohner auf den Weg in die Zentren nach Kaya oder Kongoussi gemacht. Die dort aufgebauten Zelte seien in Kongoussi durch starke Niederschläge am 25.04.2020 zerstört und weg geschwemmt worden. Häufig würden Schulen als Unterkünfte genutzt werden. Insgesamt seien laut Yassia 800 000 Menschen im Land auf der Flucht.
Auf Nachfrage, was denn der Staat gegen den Terrorismus unternehme, berichtete Yassia, dass Truppen in die gefährlichen Zonen (in den Norden und Osten des Landes) gesandt würden. Diese Einsätze seien sehr gefährlich, denn die Terroristen hätten vor allem die unbefestigten Landstraßen mit Minen bestückt. Daraufhin werden jetzt Streckenabschnitte asphaltiert. Yassia verlasse Kaya nicht mehr, auch nicht auf den bisher noch sicheren Hauptstrecken mit Asphalt!
Die aktuelle Situation in Burkina Faso durch die Corona Pandemie sei Grund für die landesweite Schließung aller Schulen seit dem 15.03.2020. Seit dem gelten strenge Regeln, wie das Händewaschen mit Seife und der Verzichtes des Handschlags bei einer Begrüßung. Busse fahren nicht mehr und alle Märkte wurden geschlossen. Am 09.03.2020 gab es den ersten positiven Test auf Covid-19 in der Hauptstadt Ouagadougou, dann weitere in Bobo. Aktuell (28.04.2020 liegt die Zahl der Infizierten bei 632, wobei 42 Menschen an dem Virus gestorben seien. Wer den Verdacht hat, an dem Corona Virus erkrankt zu sein, könne eine Telefonnummer anrufen und dann käme ein mobiles Einsatzteam. Das Einsatzteam würde beurteilen, wie der Gesundheitszustand sei und ggf. ein Abstrich nehmen und die Person behandelt. Die Behandlung dürfe nur in speziellen Zentren erfolgen. Erst wenn zwei Tests hintereinander negativ seien, dürfe man wieder nach Hause zu der Familie, die bis dahin in Quarantäne gelebt habe.
Ab dem 11.05.2020 sollen sukzessive Öffnungen der Schulen erfolgen, wobei zunächst die Abschlussklassen wieder unterrichtet werden. Die Schulen, die wie in Tamiga schon länger geschlossen seien, werden dann noch nicht geöffnet. Hier bleibt abzuwarten, wie sich die Sicherheit entwickelt. Geplant sei jedoch, dass die neuen Lehrer, die in Kürze das Examen ablegen, in die ländlichen Regionen gesandt werden, um mit den Schülern für Abschlussprüfungen zu lernen. So sei auch der Schulleiter Ouermi auf dem Sprung und bereit in Tamiga dieses Vorhaben vorzubereiten. Ouermi lebt in Kaya und hat regelmäßig Kontakt zu Yassia. Die Tamiga AG will in der nächsten Woche einen Brief Ouermi zukommen lassen, den er dann hoffentlich bald mit nach Tamiga nehmen und dort verlesen kann.
Seit dem 27.05.2020 gilt auch in Burkina Faso das Tragen eines Mundschutzes als Pflicht. Seit dem 25.04.2020 hat der große Markt in Ouagadougou wieder geöffnet, dies führt zu Unruhen in der Bevölkerung, denn alle kleinen Märkte sind weiter hin geschlossen. Yassia berichtete, dass niemand in Burkina Faso Vorräte zu Hause hat und keine Hamsterkäufe kennt. Viele Familien können sich nicht mit Lebensmitteln versorgen oder haben kein Einkommen, weil sie ihre Waren nicht auf dem Markt verkaufen können. Die Regierung hat Solidarität zugesichert, der Reis der ausgegeben wird, reicht aber nicht. So vertreten viele Menschen die Ansicht, sie hätten lieber Corona als die Armut! Den Virus würden sie vielleicht überstehen, das Verhungern nicht.
Zum Abschluss haben wir uns mit Yassia für nächste Woche zur gewohnten Zeit verabredet. Dann wollen wir gemeinsam überlegen, wie wir trotzdem eine Aktion zum Sponsorenlauf am GZE machen können und wollen ein gemeinsames Projekt mit Yassias Deutschschülern zu Märchen planen.
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