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Aktuelles am Gymnasium Bad Zwischenahn-Edewecht (GZE)

Informationen zur Tamiga-AG

Gemeinsam Zukunft gestalten!

Wir planen das erste Incoming burkinischer SchülerInnen am GZE! Im September 2023 werden burkinische SchülerInnen mit ihrem Lehrer und unserem langjährigen Partner Yassia endlich nach Bad Zwischenahn kommen! 

 

 

Tamiga AG in Leipzig 25.-27.11.2022

Auf dem "Eine Welt Wochenende" von ENSA.

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Tamiga AG mit "children Jugend hilft!" in Berlin unterwegs 21.-25.09.2022

Die Tamiga AG ist unter den Preisträgern des children Jugen hilft! Award und reist nach Berlin!

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Brücken für Begegnungen bauen!

Am 09./10.12.2021 fand die 1. internationale Partnerschaftskonferenz der im Netzwerk "Niedersächsischer Schulen MIT Afrika" organisierten Schulen und deren Partnerschulen statt. 

Wir waren dabei und haben mit Yassia und Krissi aus Kaya (Burkina Faso) weiter an unserem gemeinsamen Brückenbau geplant, diskutiert und uns ausgetauscht. Im Graphic Recording findest du mehr Informationen und natürlich auf der ENSA Homepage.

09.12.2021:

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10.12.2021:

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Nachhaltige Entwicklung: Thema in den Videokonferenzen

 

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Videokonferenz Kaya - Bad Zwischemahn

Jeden Dienstag um 20:00 Uhr trifft sich die Tamiga AG mit Schüler*innen aus Kaya.

Durch die Förderung von CHILDREN konnten wir ein Gebäude renovieren und das monatliche W-LAN Abo finanzieren.

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Die Tamiga AG gewinnt den dritten Platz bei dem bridge.it award 2020! Hier könnt ihr mehr dazu erfahren:

 

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Ein Freund von Yassia hat diese Szene aus dem burkinischen Märchen gezeichnet.

 

Das folgende Märchen haben wir gemeinsam ausgewählt:

"Mba soamba, der Hase, und Mba nagnuri, die Hyäne, gehen fischen

Eines Tages gingen Mba soamba, der Hase, und Mba nagnuri, die Hyäne, fischen. Im Gegensatz zu Mba soamba, dem Hasen, konnte Mba nagnuri, die Hyäne, ihren Korb mit Fischen füllen. Sie beschlossen, wieder nach Hause zu gehen. Mba soamba, der Hase, der mit seinem Fang nicht zufrieden war, versuchte unterwegs, eine List anzuwenden. Während Mba nagnuri, die Hyäne, ganz stolz ging, sagte Mba soamba, der Hase: ,,Geh weiter! Ich verrichte mal meine Notdurft im Busch und hole dich bald ein.’’ 

Er lief fort durch den Wald, legte sich vorne auf dem Weg nieder und schloss die Augen, als ob er tot wäre. Mba nagnuri, die Hyäne, kam näher und schrie: ,,Oh, Hasenfleisch! Schade, dass mein Korb heute voll ist.’’ Sie lief weiter. 

Mba soamba, der Hase, stand auf, lief wieder durch den Wald und legte sich erneut mit geschlossenen Augen nieder, als ob er tatsächlich tot wäre. Mba nagnuri, die Hyäne, kam vorbei und sagte: ,,Noch ein verstorbener Hase. Ich hätte dich auch mitgenommen, wenn ich noch Platz in meinem Korb hätte.’’ Und sie ging weiter. Mba soamba, der Hase, wiederholte sein Täuschungsmanöver zum dritten Mal und Mba nagnuri, die Hyäne, fing an zu bedauern: ,,Hätte ich den ersten verstorbenen Hasen mitgenommen, hätte ich jetzt schon drei Hasen haben.’’ Sie stellte ihren Korb nieder und ging zurück, um die ersten Hasen zu holen. Da stand Mba soamba, der Hase, auf, nahm den vollen Korb von Mba nagnuri, der Hyäne, und floh nach Hause. 

Mba nagnuri die Hyäne stellte fest, dass weder der erste noch der zweite Hase da waren. Blitzschnell lief sie zurück und und bemerkte, dass ihr Korb und der dritte Hase auch verschwunden waren. 

Lehre: Wer zu viel gewinnen will, könnte alles verlieren."

 

 

 

Fahrt 2001

Reisebericht von einer Schülerin:

Reisebericht von einer Schülerin:

Eine Reise nach Tamiga

von Eva Baroke

Letzter Aufruf: Flug SN609 Brüssel nach Ouagadougou. Das Ziel meiner Reise, Burkina Faso (Westafrika), schien für mich noch so endlos weit weg zu sein, als ich in Brüssel die Boeing 747 der Sabena Airlines betrat. Nicht der Flug von ca. 4500 Kilometern machte mir Angst, sondern die Ungewissheit, was mich da erwartete. Bis zu meiner Abreise hatte ich eine Reihe von Impfungen über mich ergehen lassen müssen, und meine Reiseapotheke drohte überzuquellen. Ich war also bestens präpariert und abflugbereit. Trotzdem betrat ich den Flieger mit einem mulmigen Gefühl im Bauch. Afrika – was erwartete mich dort?

eva10 326x270Im Rahmen eines Entwicklungshilfe-Projektes des Gymnasiums Bad Zwischenahn-Edewecht und des Fördervereins für Schulpartnerschaften hatten nicht nur ich, sondern zwei weitere Schülerinnen des Gymnasiums, Nele Veddeler und Astrid Heesch, die Gelegenheit in eine ganz andere Welt einzutauchen.

Rotbraune Farben, Trockenheit, Hitze, Staub und ein absolutes Chaos auf den Strassen von Ouagadougou, der Hauptstadt Burkina Fasos, waren meine ersten Eindrücke. Das ist also Afrika! Etwas irritiert und überwältigt durch die Vielzahl fremder Eindrücke wurde ich in den Pick-up des Deutschen Entwicklungsdienstes verfrachtet, der uns rechtzeitig vor einer Horde von Kofferträgern und Taxifahrern rettete, die sich auf uns stürzte.

Im Hotel angekommen blieb nicht viel Zeit zur Erholung. Da wir nur zwei Tage in Ouaga eingeplant hatten, wurde es höchste Zeit, sich unter die Leute zu mischen und die Stadt zu erkunden, da die nächsten Tage auf Grund des vollen Programms nicht die Gelegenheit dazu boten. Nur das „Sich unter die Leute mischen" klappte nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Der Versuch, einen entspannten Bummel über den Markt zu machen, entwickelte sich schnell zum Alptraum, unsere Gruppe verursachte einen immer größer werdenden Menschenauflauf, aus dem es fast kein Entrinnen gab. Die bei uns vermutete Kaufkraft ließ viele Händler zur Hochform auflaufen: Tücher, Ketten, Badelatschen.... wurden uns vor das Gesicht gehalten und die Vorzüge der Ware lautstark angepriesen. Auch unser freundliches, aber bestimmtes „Non, merci!" ermöglichte es mir nicht, mehr als einen Meter nach vorn zu schauen. Mir wurde sehr schnell klar, dass allein meine auffällige Haut- und Haarfarbe und nicht mein Verhalten, das sicherlich unterschiedlich motivierte Interesse meiner afrikanischen Gastgeber an mir verursachten.

Nach zwei Tagen Aufenthalt in Ouaga und einer Übernachtung in Kongussi rückte unser eigentliches Reiseziel, Tamiga, immer näher. Eine anstrengende Fahrt in einem engen, klapprigen Jeep führte uns über sandige Buckelpisten durch eine karge, ebene Steppenlandschaft, hin und wieder bedeckt mit trockenem, hohen Gras und Bäumen in den verschiedensten Formen, wobei der mächtigste unter ihnen, der Baobab sofort ins Auge stach; mit seinem dicken Stamm und den skurril geformten Ästen erweckte er den Eindruck, als würde er auch oberirdisch nach Wasser suchen.

eva3 416x272Müde und abgekämpft erreichten wir schließlich unser Ziel, das „Bilderbuchdorf" Tamiga. Es ist ein typisch afrikanisches Dorf inmitten der Sahelzone Burkinas. 1992 hatte der damalige Leistungskurs meines begleitenden Lehrers, Herrn Wester, beschlossen, diesem Dorf zu helfen, die Wasserversorgung zu sichern und den Bau einer Schule finanziell zu unterstützen. Dank der Spendeneinnahmen (ca. 40.000 €) sind inzwischen zwei Brunnen im Dorf funktionstüchtig und die ersten beiden Klassenräume der Grundschule sowie eine Lehrerwohnung sind fertiggestellt. Dichtgedrängt sitzen 130 Kinder auf schmalen Schulbänken in doch letztlich viel zu kleinen Klassenzimmern. Es ist klar, dass sich der sehr engagierte Lehrer nur mit kräftiger Stimme verständlich machen kann. Aber die Kinder sind glücklich, dass sie zur Schule gehen dürfen und präsentierten uns stolz, was sie gelernt hatten.

eva5 276x421Ganz besonders beeindruckt hat mich die Gastfreundschaft der äußerst liebenwürdigen Bevölkerung dieses Dorfes. Bei meinem Gang durch das Dorf, stets umringt von einer großen Zahl von Kindern, die sich alle fünf Minuten zu verdoppeln schien und die jeden Schritt ganz genau und interessiert verfolgten und mich mit ihren großen dunklen Augen fixierten, passierte es mir immer wieder, dass sogar die Erwachsenen aus ihren kleinen, runden Lehmhütten, die mit spitzen Strohdächern gedeckt sind, kamen, um mich persönlich zu begrüßen. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so viele Hände geschüttelt, wie in diesen zwei Wochen.

Nach den drei Tagen im Dorf und nachdem die weiteren Planungen für den Bau der Schule und mögliche Hilfsprojekte besprochen waren, machten wir uns auf, den burkinischen Norden, eine Nomadenregion, zu entdecken. Hier informierten wir uns z.B. über ein schweizerisches Projekt, welches den Nomaden unterschiedliche Anbaumethoden in der Landwirtschaft vermitteln möchte. Wir verbrachten einige Tage auf dieser Versuchsfarm und konnten auch Einblicke in die Lebensphilosophie und Denkweise der ehemaligen Peulh-Nomaden gewinnen. Für sie ist Mittellosigkeit weniger bedeutsam als beispielsweise die spirituelle, emotionale und geistige Armut.

Meine anfänglichen Bedenken bezüglich des Gesundheitsrisikos haben sich aber während des Aufenthaltes nicht bestätigt, und ich möchte Erfahrungen und Eindrücke, die ich während der zwei Wochen gesammelt habe, nicht missen.Am Ende dieser Reise fiel es mir nicht leicht, in unsere Überflussgesellschaft zurückzukehren.

Fahrt 2002

Reiseberichte von Schülerinnen und Schülern:

Reiseberichte von Schülerinnen und Schülern:

Menschen und ihre Mentalität

von Anja Luther 2002

Fulbe – Frauen (Gorom-Gorom)

Die Fulbe, wie auch die Tuareg, waren einst Nomadenstämme, die heute aber mehr und mehr sesshaft werden. Die Frauen der Fulbe sind mir besonders aufgefallen, weil sie ein sehr auffälliges Äußeres haben. Ihre Kleidung besteht aus Baumwollkleidern, die eine schlanke Taille hervorheben, und langen Baumwolltüchern, die sie über dem Kopf nach hinten wegfallend tragen und eines, wie einen Wickelrock, um die Hüfte schwingen. Die Stoffe sind bunt und vielfältig bedruckt, man nennt diese auch „pagné". Unter den Kopftüchern tragen sie in Zöpfe geflochtene Silbermünzen und viele Ketten mit silbernen Anhängern. Sie tätowieren sich häufig die Unterlippe dunkel. Die Fulbe halten sich für heller als der Rest der afrikanischen Völker. Um diesen Unterschied besonders zu betonen, tätowieren sie sich. Sie haben außerdem auch eine andere Gesichtsform. Ihr Gesicht ist schmaler und wirkt dadurch länger. Auf dem Markt erscheinen mir diese Frauen sehr viel stolzer, ehrwürdiger oder auch erhabener, reservierter anderen Frauen gegenüber als die Frauen in der Stadt oder die Mossi-Frauen.

Mossi-Frauen (Tamiga)

In Tamiga waren die scheinbar jüngeren Frauen eher altmodisch europäisch gekleidet. Einige trugen nur Tücher um die Hüften, so dass ihr Oberkörper unbekleidet war. Beim ersten Besuch im Dorf fiel mir gleich auf, dass die Frauen zwar freundlich, aber dennoch eine distanzierte Haltung bewahrten. Eine ältere Frau zeigte uns mit Freude und einem Lächeln, wie man mit einem Stein aus Körnern Mehl herstellt. Andere hingegen guckten uns eher musternd an, irgendwie skeptisch reserviert und dennoch neugierig. Selbst bei der Frau des Lehrers fiel mir auf, dass sie eine eher untergeordnete Rolle spielt, dass es die Frauen im Dorf aber auch gar nicht zu stören scheint, sich in diese Rolle hinein zu begeben. Wir fragten, ob sie nicht mit uns allen essen wolle. Obwohl sie das Essen gekocht und liebevoll auf den Tisch gestellt hatte, verneinte sie mit einem Kichern, so dass man vermuten konnte, diese Frage sei urkomisch und total absurd.

Frauen in der Stadt (Ouagadougou)

In der Stadt scheint es eine Art unsichtbare Grenze zwischen Frau und Mann zu geben. Frauen sieht man meist nur zu zweit und nie mit Männern. Man sieht auch keine Pärchen händchenhaltend oder küssend herumlaufen. Nur ein Pärchen habe ich bemerkt, und das war in der Bank, wo man eigentlich kaum sah, dass man in Ouaga und nicht in einer westlichen Bank war. Frauen liefen dort in Kostümen herum, die Männer trugen Anzug und Krawatte. Nur zwei Dinge erinnerten mich daran, dass ich in in einer Bank in Ouga war. Erstens die Haartrachten der Frauen und zweitens die Hautfarbe. Die Haartrachten spielen hier eine große Rolle. Man sieht die verschiedensten und aufwendigsten Frisuren: mit Kunsthaar, am Kopf entlang geflochten, mit Draht zusammengebunden usw. ...
Es ist Aufgabe der Frau, auf den Markt zu gehen und zu kaufen und zu verkaufen. Oft sieht man sie entweder schwanger, mit Kind oder beides.
Aber nicht nur bei uns, sonder auch in Burkina Faso gibt es Prostitution. Frauen, z.B. aus Ghana, versuchen so, hier für ihre Familie, die in Ghana zurück bleibt, Geld zu verdienen, mit welchen Mitteln auch immer. Meist wissen ihre Familie und ihr Dorf nichts davon. Alles in allem aber strahlen die meisten Frauen eine starke und unbeschreibliche Güte aus.

Kinder und Jugend auf dem Land

Die Kinder werden in den ersten Jahren auf den Rücken gebunden. Oft schlafen sie und man befürchtet, sie könnten gleich aus dem Tuch fallen.
Ältere Kinder sieht man oft im Sand sitzen, mit „einfachen" Werkzeugen hantieren oder Spielzeugautos aus Draht formen. Als wir durch Kongoussi spazierten, ist es nicht selten vorgekommen, dass wir mit wilden „cava"- Rufen begrüßt wurden und darauf hin jedem Kind die Hand geben mussten. Je älter jedoch die Kinder wurden, desto mehr flaute die Begeisterung über unser Erscheinen ab. Es war sogar so, dass man uns mit bösen Blicken empfing, vor allem die Frauen.
Auf unseren Autofahrten sahen wir meist Viehherden mit Jungen als ihre Hüter.
Aber nicht nur solche idyllische Bilder, sondern auch Bilder von dicken Hungerbäuchen und nach außen gewölbten Bauchnabeln werden mir noch lange im Gedächtnis bleiben.
Wenn ich an die Mädchen und Jungen in Tamiga denke, denke ich an die Mädchen, die Getreide im Holzkübel stampfen mussten. Oder auch an die Jungs, die ganz selbstverständlich ein Huhn fingen und rupften. Bei uns wäre es undenkbar, dass ein Achtjähriger ein Huhn tötet, ausnimmt und anschließend rupft.

Kinder und Jugend in Ouagadougou

Typisch für die Stadt ist, dass die Jungen alles, was sich irgendwie verkaufen lässt, unter die Leute bringen. Man fragt sich, wer wohl Taschentuchpackungen einzeln kauft. Aber im Gegensatz zu den um dich herum wuselnden Jungs, sind die Mädchen kaum zu sehen. Kinder werden aber auch dazu benutzt, um durch Betteln ein bisschen Geld herbei zu schaffen. Manche Jungs haben alte Blechdosen um den Hals. Sie laufen neben mir her, flüstern mir auf französisch etwas ins Ohr und ihr herzerweichender Blick lässt mein Herz fast schreien. Aber gibt man einem Geld, muss man allen etwas geben, d.h. man kann keinem etwas geben.
Es gibt aber auch Kinder, denen man gerne etwas in die Hand drückt, weil man genau weiß, dass sie darauf angewiesen sind. Z.B. sahen wir auf dem Markt ein kleines Mädchen, dass an einem Stock einen Blinden führte und um Geld bat. Aber es gibt auch sehr aufdringliche Menschen, Jungs vor allem, die uns durch die ganze Stadt bis ins Hotel verfolgen.

Die Tuareg-Männer (Gorom-Gorom)

Als wir auf dem Viehmarkt in Gorom-Gorom waren, haben wir auch viele Tuaregs gesehen, die mit Ziegen handelten. Mit bunten Gewändern und hohen Turbanen liefen sie stolz und erhaben über den Markt. Wunderschöne Menschen konnte man hier entdecken. Die Tuareg haben im Gegensatz zu den Mossis schmale lange Gesichter. Ihre sonnengegerbten Münder sieht man selten lachen und auch sonst strahlen sie eine gewisse Strenge und Weisheit aus. Ihre Säbel, die sie an ihrem Gürtel befestigt haben, wirken ziemlich bedrohlich und Respekt einflößend.

Männer auf dem Land (Tamiga)

In Tamiga gab es alte Männer, wie den blinden Geschichtenerzähler, der uns ein Lied widmete. Oder den Dorfältesten, der uns im Alter von 102 Jahren mit seinem Humor doch sehr beeindruckte. Wir haben ihm ein langes Leben gewünscht und er antwortete uns, er wisse wohl, dass der Tod nicht mehr weit wäre.
Der Lehrer genoss in seinem Haus ungeahnten Komfort: Er hatte sich eine Solaranlage auf seinem Dach installieren lassen, so dass er abends seine Lampe anschalten konnte. Als er dann noch seinen Schwarzweiß-Fernsehgerät vorstellte, waren wir total überrascht. Am Abend kamen alle Nachbarn und viele Bewohner Tamigas, um in die Röhre zu schauen. Ein Stadtmensch auf dem Land, welcher Kontrast! Auch andere Beobachtungen machten mich wütend und traurig zugleich: Junge Männer trugen T-Shirts mit einem Bin Laden-Konterfei oder das Firmenemblem von Siemens war aufgedruckt.

Männer in der Stadt (Ouagadougou)

Wenn ich an die Stadt denke, denke ich zuerst an unseren Busfahrer und all die Anderen. Denn wenn man etwas fragt, kommt garantiert die Antwort : „ Pas de problème !" Auch wenn man ganz genau weiß, dass es unmöglich ist. Die Männer in der Stadt sind ziemlich anstrengend. Nicht nur, dass sie „baggern" und „dich voll quatschen", sondern die machen dir doch tatsächlich auch Heiratsanträge. Aber im Allgemeinen sind sie sehr, sehr nett und freundlich. Es gibt also, wie überall, solche und solche. Den zentralen Markt haben wir lieber gemieden und später stellte sich heraus, dass das auch nicht die schlechteste Idee gewesen ist. Denn als ein Taxifahrer nicht weiter fahren wollte, sind die Menschen auf ihn losgegangen wie hungrige Löwen auf eine Gazelle.
Man sieht in der Stadt hauptsächlich ganz junge oder ganz alte Menschen. Dabei muss ich aber zugeben, dass das Alter der afrikanischen Bevölkerung sehr schlecht zu schätzen ist. Deshalb kann es gut sein, dass dieser letzte Eindruck täuscht.


Als Weißer in Afrika

von Uta Baroke 2002

"Da sind wir nun", mitten in der Hauptstadt Burkina Fasos, dem Land der sauberen Hände, Ouagadougou. Es war dunkel, aber warm. Die europäische Kälte, der Flug und die zahlreichen Impfungen saßen uns noch in den Knochen, doch die Freude, endlich am Ziel zu sein, machten die bisherigen Belastungen schlagartig zunichte.
Während wir im Flughafen auf unser Gepäck warteten, prasselte heftiger Regen vom Himmel auf die staubige, ausgedörrte Erde herab, doch schon spätestens nach einer halben Stunde war dieses Spektakel wieder vorbei und von dem vielen Wasser nur noch wenig zu sehen.
Am nächsten Morgen hieß es dann: "Mischen wir uns unters Volk und erkunden in Ruhe die Stadt.". Doch leider wurde da nicht viel draus, sich unauffällig unters Volk zu mischen, war unmöglich. Egal, wo man war, man fiel auf. Unsere Erkundungstour durch die Stadt machten wir natürlich nicht alleine, stets wurden wir von Händlern und unzähligen Augenpaaren begleitet, in unserem Umfeld schien sich vieles um uns zu drehen. Wir standen außerhalb des Geschehens, waren aber gleichzeitig der Mittelpunkt.
Doch noch interessanter und schöner wurde es, als wir die Stadt Richtung Kongoussi verließen. Mit Ouagadougou ließen wir das städtische Leben, den Trubel und den kleinen Rest von westlichem Komfort hinter uns und mussten uns von nun an daran gewöhnen, dass wir nicht jeden morgen warmes oder überhaupt fließendes Wasser hatten. Doch an diese Umstände gewöhnten wir uns erstaunlich schnell. Viele Dinge, auf die man zu Hause viel Wert legte, ergaben in Burkina einfach keinen Sinn mehr: Fön, Haarspray - völlig überflüssig, Deo dagegen: unverzichtbar!

Die Menschen auf dem Land waren freundlicher und neugieriger als in der Stadt. Aus einer sicheren Entfernung beobachteten viele, was wir, die Weißen, machten. Wie wir uns bewegten, miteinander sprachen und lachten. Wir waren jetzt nicht mehr nur die Kunden, die einen Marktbesuch machten, wir waren jetzt eher Gäste oder Eindringlinge. Denn durchquerten wir ein Dorf, hielt das Leben für einen kurzen Moment inne und nahm erst mit unserem Verschwinden wieder seinen normalen Lauf. Die Integration in das Landleben gelang uns nicht, wobei die unterschiedliche Hautfarbe sicherlich entscheidend war.
Ein besonders schöner und zugleich aufregender Teil der Reise war für mich der Aufenthalt in Tamiga; zu sehen, wie die Menschen dort leben und miteinander umgehen, zu sehen, dass noch eine Gemeinschaft besteht, zu sehen, wie Menschen einander helfen, das war einmalig. Es war schön von unserer gewohnten Lebensart so weit weg zu sein, Probleme, die man zuhause für unüberwindbar hielt, wurden schlagartig zur Nichtigkeit. Ein prägender Moment war es für mich, die Schule zum ersten Mal zu betreten, zu sehen, was man aufgebaut hat und wie viel es den Menschen tatsächlich bedeutet. Man kann mit Gewissheit sagen, dass jeder Dorfbewohner freundlich zu uns war. Die Kommunikation zwischen der Dorfgemeinschaft und uns war kompliziert, aber oft sprach schon ein freundlicher Händedruck für sich. So ließen wir Tamiga mit guten Erinnerungen hinter uns und schlugen den Weg über Kongoussi nach Dori ein. Von Dori aus machten wir eine Tagestour nach Gorom-Gorom zu einem riesigen Markt und nach Oursi zu einer gewaltigen Sanddüne. Das Angebot auf dem Markt war überwältigend. Es gab alles zu kaufen, von kleinen Bohnenbällchen bis hin zu Kamelen. Die Händler auf dem Markt waren weder aufdringlich, noch abweisend, so dass es ein Vergnügen war, den Markt in seiner Vielseitigkeit zu erleben. Der Geruch änderte sich an fast jeder Ecke, mal roch es nach gegrilltem Fleisch, mal nach verbranntem Holz oder Gewürzen.

In Oursi angekommen, strömten uns sofort Kinder aus einem kleinen Dorf entgegen mit den Worten: "He, le blanc, donne-moi un cadeau! Un cadeau!". Die Kinder des Dorfes waren es gewöhnt, Besuch von weißen Touristen zu bekommen und verhielten sich dementsprechend fordernd, was die Stimmung unter uns Reisenden sehr drückte. Plötzlich war man nicht mehr der erwartete Gast und Helfer wie in Tamiga, sondern ein reicher, weißer Tourist.
Erst mit der Zeit sah man, wie facettenreich dieses Land ist, die Landschaft, besonders die Menschen, alles steht in einem harmonischen Einklang zueinander. Respekt und Hilfsbereitschaft, Grundvoraussetzungen für ein Zusammenleben sind in unserer "modernen" Welt langsam verloren gegangen. Ich hatte auf meiner Reise das Gefühl, dass speziell in Tamiga diese Grundvoraussetzungen für das Zusammenleben oberste Priorität haben, dass es unter den vorhandenen harten Lebensbedingungen nur möglich ist, miteinander und nicht gegeneinander die Zukunft zu sichern.


Die Schule in Tamiga

von Yasmin Gruska 2002

63 tiefdunkle Augenpaare blicken neugierig Richtung Eingang, dünne, kleine Körper erheben sich von den einfachen Holzbänken, und einstimmig wird ein französisches Lied angestimmt. Die Schüler der dritten und vierten Klasse der Dorfschule Tamiga begrüßen uns. Auch wir sind neugierig und schauen uns um. Das sind also die Menschen, denen wir durch unsere Projektarbeit helfen wollen. Und so sieht also die Schule aus, die auch mit unserer Unterstützung gebaut wurde.

Ein großer, rechteckiger Kasten aus Beton, mit kleinen Fenstern und zwei großen, blauen Metalltüren. Die ganze Schule besteht nur aus zwei Räumen, die durch einen kleinen Raum, der als Büro fungiert, getrennt sind. Aber in diesen zwei Räumen können 116 Kinder unterrichtet werden. Jeweils die Kinder der ersten und zweiten Klassenstufe und die der dritten und vierten werden zusammen in einem der zwei Räume unterrichtet. Die Räume sind nur mit dem Nötigsten eingerichtet. Aber das ist hier in Afrika schon viel. Die Kinder müssen nur zu zweit und nicht gar zu dritt auf den schmalen Holzbänken sitzen und der Lehrer hat sein eigenes Pult. Da so viele Schüler zusammen sitzen (im Raum der ersten und zweiten Klasse 53 und im anderem Raum 63 Schüler), läuft der Unterricht meistens nach dem gleichen Muster ab. Der Lehrer sagt oder schreibt etwas vor und die Kinder machen es nach. Übrigens wird im Unterricht französisch gesprochen ( Französisch ist noch auf Grund der Kolonialzeit die Amtssprache Burkina Fasos), aber die Kinder sprechen eigentlich bevor sie zur Schule kommen nur die Stammessprache Moré. Zum Glück beherrschen die beiden Lehrer in Tamiga aber Moré, sowie die französische Sprache. Diese Lehrer wohnen auch direkt vor dem Dorf, ihre Häuser, mit festen Wänden und Dächern, sind im Vergleich zu den Lehmhütten der Dorfbevölkerung luxuriös und wurden auch vom Förderverein finanziert. Ebenso wie die zwei Aborte, die überdacht sind und eine Tür haben und extra für die Schule gebaut wurden.

Das alles so zu sehen, macht uns schon ein wenig stolz, schließlich haben wir alle schon viel Zeit für dieses Projekt investiert, aber am schönsten ist es zu sehen, wie begeistert die Kinder sind. Nach dem Begrüßungslied für uns verteilen wir Bonbons und Luftballons. Viele der Kleinen, die in den ersten beiden Jahrgängen zwischen sieben und neun Jahren und in den beiden anderen Jahrgängen zwischen neun und elf Jahren alt sind, haben solche Dinge noch nie gesehen und bekommen noch nicht einmal das Bonbonpapier alleine geöffnet, geschweige denn die Luftballons aufgepustet. Nach anfänglicher Scheu werden die Kinder immer ausgelassener und der Lehrer muss sie schon bremsen, damit sie sich nicht gegenseitig die Mitbringsel abnehmen. Vor allem die Mädchen können recht rabiat werden und wissen sich gut durchzusetzen gegen die Überzahl der Jungs. Obwohl der Anteil der Mädchen in Tamiga erfreulich hoch ist und über dem Durchschnitt Burkina Fasos liegt, sind sie in der Schule immer noch in der Unterzahl. So besuchen die erste und zweite Klasse 24 Mädchen und die dritte und vierte Klasse 15. In den älteren Jahrgängen gibt es weniger Mädchen, da viele Familien ihre Töchter für die Arbeit zu Hause benötigen, mit der die Jungen nichts zu tun haben.
Aber auch hier vollzieht sich langsam ein Wandel: Viele Familien wollen auch ihren Töchtern eine Schulausbildung ermöglichen, soweit das finanziell überhaupt möglich ist, denn der Schulbesuch in Tamiga kostet Geld, 2000 CFA im Jahr, was zwar umgerechnet nur 3 € sind, aber für die meisten Familien im Dorf ist das sehr viel. Zum Glück werden die Kinder auch dann unterrichtet, wenn ihre Eltern das Geld nicht oder erst später zahlen können.

Zum Abschluss unseres Besuches werden den beiden Lehrern noch Lernspiele, Schreibmaterialien und Springseile für den Sportunterricht übergeben, die sie, nicht ohne eine genaue Erläuterung, wie die Spiel zu handhaben sind , freudig entgegen nehmen. So endet unser Besuch in „unserer Schule" mit dem Gefühl, etwas Gutes getan zu haben, aber auch mit dem Gedanken, noch mehr tun zu wollen. Vielleicht gelingt es ja, den Bau des dritten Klassenraumes im nächsten Jahr fertig zu stellen ...


Stadt – Land

von Rieke Jacobs

Obgleich unsere Reise im eigentlichen Sinne dem Projekt in Tamiga gewidmet war, verbrachten wir dort nur knapp drei Tage und hatten somit auch die Möglichkeit, die Schönheiten und andere Auffälligkeiten, im negativen wie im positiven Sinne, einzelner Regionen Burkina Fasos zu entdecken.

Die Regenzeit war ein Grund, der die Fahrt zu einem Fest für die Augen werden ließ, denn diese hat das sonst so trockene Land in eine grüne Oase umgewandelt.
Die Stationen unserer Tour waren: die Hauptstadt Ouagadougou, die Kleinstadt Kongoussi , das Dorf Tamiga, die Kleinstadt und „das Tor zur Wüste" Dori und schließlich wieder Ouagadougou.
Die Strecken zwischen den einzelnen Orten legten wir tagsüber im Kleinbus zurück und somit konnten wir nicht nur den Wandel vom Stadt- zum Landbild, sondern auch die infrastrukturelle Veränderung der Landschaft mitverfolgen.
Schon in Ouagadougou, wo alles begann, prasselten die neuen Eindrücke auf uns herab und es dauerte seine Zeit, bis man das Gröbste verarbeitet hatte und sich in dieser Großstadt, die für Ammerländer Schüler wie eine andere Welt erscheint, zurechtfand.

Das Leben spielte sich auf den Straßen ab und somit waren diese auch mehr als voll. Tausende Mofas und Mopeds, Fahrräder, veraltete grüne Taxen, Eselskarren und Mercedes-Limousinen quetschten sich nebeneinander durch sämtliche Wege und hüllten alles in eine Wolke aus Abgasen. Im Zentrum dominierte der Verkauf und so waren es Blechhütten, einfache, zusammengezimmerte Verkaufsstände, am Boden hockende Marktfrauen, Schuhputzer oder diverse andere kleine Verkäufer, die das Bild des Stadtinnenlebens prägten. Wir hatten anfänglich den Eindruck, die Straßenhändler hätten es nur auf uns, die weißen Exoten, abgesehen. Die Behausungen der Menschen lagen weiter außerhalb, die Villen der wenigen Reichen waren versteckt und vor den Hotelanlagen postierten Wachen.
Alles in allem ein heilloses und lautes Gewirr, in dem sich ein Fremder erst nach längerer Zeit zurechtfindet, aber in das er auch nie wirklich ganz hineinfinden wird.
Man kann nicht behaupten, dass der Großteil der Reisegruppe sehr traurig war, als wir nach Kongoussi aufbrachen. Die Betonstraße wurde zur roten Sandpiste und dieser folgend fuhren wir an Flächen von hohem Gras, Büschen, Bäumen und Maisfeldern in schwüler Hitze entlang, mussten durch überflutete Straßen geschoben werden, bis schließlich auch Bergketten zu sehen waren. Und alles strahlte in den intensivsten Farben.
Aufgrund einer langwierigen Autopanne kamen wir erst kurz vor der Abenddämmerung am Zielort an. Es war kein Großstadtflair zu erkennen und wir waren überrascht, dort noch ein Hotel zu finden.
Durch Kongoussi führte eine Hauptstraße, an der sich wieder das Marktleben säumte und von der die Wohnviertel abgingen. Die Häuser, die dicht an dicht lagen, waren fast durchgängig aus sandfarbenem Lehm erbaut und in den Gassen liefen überall Ziegen, Rinder und Schweine herum. Alles strahlte eine gewisse Ruhe aus und diese wurde vor allem am Abend deutlich, wenn in der Dunkelheit überall Petroleumlampen die Hauseingänge erhellten. Wir hatten dort einen mehr als angenehmen Aufenthalt. Gingen wir durch die Straßen, kamen uns freudig schreiende Kinder entgegen, denen man bei jeder Begegnung unausweichlich die Hand geben sollte, und überall duftete es nach gegrillten Fleischspießen und Brot.
Die Fahrt ging nach einigen Tagen weiter nach Tamiga. Mit dem Verlassen von Kongoussi kamen wir beinahe sofort in eine noch abgelegenere Gegend Burkinas. Eigentlich nur noch Busch und unwegsame Straßen, die man irgendwann auch nur noch mit der Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h befahren konnte. Der Weg wäre in der Trockenzeit schon schwer passierbar gewesen, aber der Regen hatte die Vegetation wild wuchern lassen.
Das Dorf hat uns alle zutiefst bewegt. Wir hatten zwar vorher Fotos gesehen, aber unsere Vorstellungen waren sehr diffus. Man hat den Eindruck, in einer anderen Welt zu sein, weit weg von der modernen westlichen Lebensart. Es war für mich ein einmaliges Erlebnis, das einfache Leben der Menschen, die trotz der ärmlichen Verhältnissen so viel Zufriedenheit ausstrahlen, für kurze Zeit zu teilen.
Das Dorf gruppiert sich in drei Siedlungen um einen Hügel herum. Die Menschen leben auf engstem Raum zusammen, wobei jeder „Familienhof" mit einer Art Mauer von den Höfen der anderen abgegrenzt ist. Die Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft und demnach ist das Dorf von Feldern umringt. Außerdem sieht man in der Ferne grüne, aber dennoch felsige Bergketten. Ein unbeschreiblicher Aufenthalt!
Die nächste unbekannte Station stellte Dori dar. Auf der Hinfahrt wurden wir Zeugen eines ganz erheblichen Landschaftswandels. Wir befanden uns nun im Sahel. Der Bewuchs war keineswegs mehr so üppig und grün; jetzt waren es eher ausgedorrte Ebenen (je weiter wir in den Norden fuhren), die einen immer weiteren Blick ins Land hinein gewährten, und anstelle der vielen kleinwüchsigen Bäumen und Büsche unserer bekannten Umgebung traten nun die riesenhaften und majestätischen Bäume, wie die Baobabs (Affenbrotbäume), in Erscheinung. Nach einer Sage sollen die Baobabs wie folgt entstanden sein:

Als Gott die Welt erschuf, formte er Mensch, Tier und Pflanzen. Alles wuchs und gedieh und lebte in Frieden. Nur ein Baum, Baobab genannt, der wurde größer und größer und blickte ganz stolz auf die anderen herab. Das erzürnte Gott. Und so packte er ihn an der Krone, riss ihn aus der Erde und pflanzte ihn, die Wurzeln gen Himmel, in den Boden. Seitdem ragen seine Äste bizarr in alle Richtungen des Himmels und tragen nur drei Monate im Jahr (Regenzeit) Laub und Früchte.

Beim seinem Anblick kann man die mystische Funktion, die man ihm zuschreibt, vollkommen nachvollziehen. So gehört er auch zu jedem Dorf, dient als Versammlungs- und Beratungsplatz der Alten und wird vor allem aufgrund der Tatsache, dass in ihm die Ahnen leben sollen, geehrt. Man erhofft sich die weisen Ratschläge der Vorfahren durch die Kraft des Baumes. In einigen Küstenländern Afrikas dürfen sie auch nicht fotografiert werden, da das die Stammesväter erzürnt. Sie haben einen Umfang von bis zu 14 m, wachsen allerdings sehr langsam, können aber trotzdem ihre enorme Größe erreichen, da sie über 100 Jahre alt werden. Dass sie in der Trockenzeit überhaupt überleben, liegt daran, dass sie innerlich aus einer schwammartigen Masse bestehen, die sich bei Gelegenheit voll Wasser saugt, und davon zehrt der Baum in den langen Trockenperioden.
In Dori selbst, dem Tor zur Wüste, war es trotz der Regenzeit heißer als in den vorherigen Orten und auch sehr viel sandiger. In der Region von Dori ist Viehzucht und Viehhandel dominant, da sich hier in der Sahelzone hauptsächlich die Nomaden, die darauf spezialisiert sind, aufhalten.
Bei einem Tagesausflug nach Gorom-Gorom, wo uns ein großer Markt lockte, und nach Oursi, wo wir die hohe Wüstendüne sehen wollten, fuhren wir sogar noch weiter gen Norden. Nun tauchten vereinzelt in der weitläufigen Gegend, geprägt von Geröll, Gräsern, vereinzelten Bäumen und ausgetrockneten, sowie überfluteten Flussbetten, Nomadendörfer der Tuareg und Fulbe auf. Und je näher wir der Marktstadt Gorom-Gorom kamen, desto größere Karawanen von Tuaregs auf ihren Kamelen zogen an uns vorbei. In der Stadt selbst erwartete uns ein bunter und facettenreicher Markt, auf dem ein reges Treiben herrschte.

Oursi überraschte wieder einmal mit einem enormen Kontrast des Landschaftsgefüges. Kurz vor dem Zielort, der Sanddüne, erblickten wir eine endlos scheinende Wasserfläche, die neben Stellen mit Seerosen auch grüne Weideflächen bot. Dann allerdings fuhren wir ein Stück weiter in das hügelige Land hinein und schlagartig war alles Grüne verschwunden und vor uns erschien die riesige Düne, ein ergreifender Wechsel.
Gegen Ende unserer Reise wurde von Dori aus schließlich der direkte Weg zurück nach Ouagadougou genommen, und somit waren wir aus den tiefsten Tiefen und einsamsten Plätzen Burkina – Fasos kommend wieder in der brodelnden Hauptstadt angelangt, wo wir die letzten drei Tage Afrika genossen.


Das Leben in Tamiga

von Claudia Frerichs 2002

Tamiga ist ein Dorf in Burkina Faso (Westafrika). Es liegt zwischen Kaya und Kongoussi. Das Dorf Tamiga gliedert sich in drei kleinere Teile, den sogenannten Cartiers.
Die Einwohner Tamigas gehören dem Stamm der Mossi, dem größten Burkina Fasos, an. Ihre Muttersprache ist Moré und nur sehr wenige sprechen französisch. Sie leben in einfachen runden Lehmhütten, die mit Strohdächern gedeckt sind. Stets bevölkern mehrere Personen diese einfachen Behausungen.
Hauptnahrungsmittel sind Mais und Hirse, den sie anbauen und auf Steinplatten oder in Stampfern zu Mehl verarbeiten. Hühner und Ziegen, die mit den Bewohnern unter einem Dach leben, ergänzen das karge Nahrungsangebot.
Das Projekt „Eine Schule für Tamiga" hat sich nicht nur auf den Schulneubau beschränkt, sondern auch den Bau eines zusätzlichen Trinkwasserbrunnens ermöglicht, so dass drei Brunnen das Dorf mit sauberem Wasser versorgen können. Leider ist einer dieser Brunnen zur Zeit defekt. Das außerdem vorhandene Wasserloch, welches verdrecktes Wasser enthält, wird von den Bewohnern hauptsächlich zum Waschen der Wäsche und für die Körperpflege genutzt. Wurmerkrankungen, die durch unreines Wasser verursacht werden, machen der Bevölkerung zu schaffen.
Auch das enge Zusammenleben von Mensch und Tier bedingt hygienische Probleme. Eine regelmäßige medizinische Versorgung der Bevölkerung ist nicht vorhanden.
Die Dorfbewohner sind einfach, ja ärmlich gekleidet. Viele Männer und Kinder tragen Kleidung, die aus Hilfssendungen stammt. Da zu wenig Kleidung zur Verfügung steht, ist sie auch häufig zerrissen und schmutzig. Die Jugendlichen, die als Gastarbeiter in Ghana Geld verdienen konnten, tragen westliche Kleidung. Die Frauen binden sich bunte Tücher um den Körper und den Kopf. Als Schuhwerk dienen, sofern vorhanden, Sandalen.
Das tägliche Leben in Tamiga ist sehr einfach, überhaupt nicht vergleichbar mit westlichen Standards. Die reale Auseinandersetzung mit den Gegebenheiten vor Ort kann zur Neuorientierung persönlicher Ansichten über Entwicklungshilfe und die „Dritte Welt" führen. Daher empfehle ich jedem Mitschüler, sich in unsere Projektarbeit einzubinden.

Reise nach Burkina Faso im Januar 2007

Bildergalerie:

Bildergalerie der Fahrt 2007 - aufgenommen von W. Baroke:

Allgemeiner Reisebericht:

Allgemeiner Reisebericht:

Eine Projektgruppe des Fördervereins für Schulpartnerschaften in Entwicklungsländern e.V. und der Tamiga-AG des Gymnasiums Bad Zwischenahn-Edewecht reiste vom 3. bis zum 14. Januar 2007 nach Burkina Faso in das Dorf Tamiga. Teilnehmer der Gruppe waren der Vorsitzende des Vereins, Franz Wester, der stv. Schulleiter und Projektleiter am Gymnasium Bad Zwischenahn-Edewecht, Winfried Baroke, sowie die Schülerinnen Laura Alberding (17), Mareike Schmidt (18) und Christina Stolper (18). Alle zwei Jahre besuchen Mitglieder des Projektes, das bereits seit 1992 besteht, das westafrikanische Dorf, um sich vor Ort über die bereits realisierten Projekte einen Eindruck zu verschaffen und neue Vorhaben mit der Dorfbevölkerung Tamigas abzusprechen.

Warten auf den UnterrichtDurch vielfältige Hilfsaktionen am GZE, wie z.B. jährliche Sponsorenrallyes, wurden u.a. eine Primarschule, die zurzeit 150 Kinder besuchen, ein Brunnen und eine Getreidebank finanziert. Ein Unwetter hatte im vergangenen Jahr die ebenfalls vorhandene kleine Gesundheitsstation zerstört und das Dach eines der drei Klassenräume abgedeckt.

Das Team aus Bad Zwischenahn wurde in diesem Jahr besonders herzlich begrüßt. Viele Männer, Frauen und Kinder hatten sich zu Ehren des Besuchs am Dorfplatz eingefunden und begrüßten die Lehrer und Schüler mit Trommelmusik und Tänzen. Geschenke wurden ausgetauscht, Begrüßungsreden gehalten und die Mitglieder der Reisegruppe konnten auch das von den Frauen aus Hirse gebraute Dolobier kosten. Die Stimmung war fröhlich und wurde gegen Abend immer ausgelassener, weil man sich bereits auf die Trauerzeremonie des verstorbenen Dorfchefs vorbereitete, ein Fest, bei dem an den beiden nächsten Tagen viele Menschen aus den umliegenden Dörfern zusammenströmten, um mit traditionellen Tänzen und Riten, Abschied zu nehmen.

In Gesprächen mit Vertretern des Dorfes wurde eine Prioritätenliste für Verbesserungen in der dörflichen Struktur erarbeitet:

  1. Wiederaufbau der Gesundheitsstation
  2. Reparatur der Sturmschäden am Klassenraum 1
  3. Neubau von drei weiteren Klassenräumen und Lehrerwohnungen
  4. Vertiefung des Schulbrunnens um 3 m
  5. Sicherungsbarriere und Holzpaletten für die Getreidebank
  6. Reparatur von Schulmobiliar
  7. Zuschüsse für die Anschaffung von Medikamenten
  8. Anschubfinanzierungen (Mikrokredite) für Frauen und junge Männer, die sich als Näherinnen oder Viehzüchter selbstständig machen möchten
  9. Bau eines Wohnheimes für Kinder aus Tamiga, die eine in der Planung befindliche weiterführende Schule (Kolleg) in einem Nachbarort besuchen möchten.

Nicht alle Kinder gehen zur SchuleEine aus fünf Bewohnern des Dorfes gewählte Gruppe wird zukünftig die Kontakte mit dem Förderverein in Bad Zwischenahn koordinieren und hat inzwischen bereits erste Kostenvoranschläge erarbeitet. Die Positionen 2 und 4 bis 6 konnten vor Ort spontan zugesagt werden, der Wiederaufbau der Gesundheitsstation dank einer großzügigen Spende der Anwaltskanzlei Hibben-Fugger, Oldenburg, ebenfalls. Das Ingenieursbüro Börjes aus Westerstede verzichtete auf Kunden- und Mitarbeitergeschenke zu Weihnachten und überreichte durch ihren Geschäftsführer Stephan Janssen einen 500 €-Scheck für die Vertiefung des Schulbrunnens. Mit Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und den angesparten Spendengeldern des Fördervereins könnte es gelingen, noch in diesem Jahr die Schule mit drei weiteren Klassenräumen und Lehrerwohnungen auszustatten. Dies ist auch nach den neuesten burkinischen Bildungskonzepten erforderlich, da die Regierung für jeden Schülerjahrgang einen Klassenraum vorschreibt.
Die Schülerinnen, die zum ersten Mal Tamiga besuchten, waren tief beeindruckt von der Freundlichkeit, mit der sie in Tamiga aufgenommen wurden, aber es war auch bedrückend für sie, zu erfahren, wie mühsam und fast archaisch der Alltag in Tamiga insbesondere von den Frauen bewältigt werden muss. Am Beginn der Trockenzeit im Januar sind die klimatischen Bedingungen (25 bis 30 oC Tagestemperatur) recht angenehm, wenn das Thermometer aber im Juni/Juli auf 45 bis 50 oC klettert, wird jede körperliche Aktivität zur unerträglichen Anstrengung. Der häufig stark aufkommende Wind wirbelt den roten Staub in die Luft, sodass auch während des Besuches der Zwischenahner die Sonne vernebelt wurde. Viele Bewohner Tamigas leiden an Atemwegserkrankungen und Entzündungen der Schleimhäute. Da es im letzten Jahr in Tamiga etwas stärker geregnet hatte als im Vorjahr, war die Ernte besser ausgefallen und die Menschen hatten mehr zu essen als im Hungerjahr 2005. Die Folgen einer einseitigen Mangelernährung sind offensichtlich, vorgewölbte Kinderbäuche und ausgefallene Zähne bei Erwachsenen sind dafür Indikatoren.
Über ihre Erfahrungen in Tamiga hat die Projektgruppe der Schule und Öffentlichkeit berichtet. Für einen Informationsabend wurden ein Film, Reiseberichte und eine Fotoshow erstellt.

Reisebericht der GZE Schülerinnen:

Unsere Reise nach Tamiga 2007

von Laura Alberding, Mareike Schmidt und Christina Stolper

Am 3. Januar diesen Jahres (2007) ging es los. Wir drei aus der Tamiga-AG, Christina, Laura & Mareike, sowie Herr Baroke und Herr Wester verabschiedeten uns von unseren Familien und wir wussten, dass es im fernen Afrika ein Dorf gab, das schon sehnsüchtig auf uns wartete.
Das Flugzeug landete schließlich in der Hauptstadt Burkina Fasos, Ouagadougou und unsere Aufregung wurde immer größer.
Draußen, die paar Treppen des Flugzeuges hinabsteigend, erwartete uns eine kleine Böe des rötlichen Sandes und eine furchtbar trockene und warme Luft.
Vor uns befand sich eine für unsere Verhältnisse heruntergekommene Halle, durch die wir zur Kontrolle unserer Pässe geschleust wurden. Nach Empfang unserer Gepäckstücke wagten wir uns hinaus ins Getümmel. Aus allen Richtungen stürmten Menschen auf uns zu, die uns entweder etwas verkaufen wollten, um eine Spende baten oder uns im Dienst als Taxifahrer zu unserem Hotel bringen wollten. Im ersten Moment waren wir sichtlich überfordert mit der Situation und wir fürchteten uns ein wenig vor den Menschen, die wir aufgrund ihrer dunklen Hautfarbe in der Nacht nur schlecht erkennen konnten.
Ein weiser Vorschlag von Herrn Baroke hatte im Vorfeld gelautet: „Lasst niemals euer Gepäck aus den Händen".

Wir hatten uns fest vorgenommen, dass wir dem auch folgen, doch irgendwie lief dann doch alles anders ab. Zwei Männer schnappten sich unsere Rucksäcke, stopften sie in einen Kofferraum und schickten uns in das dazugehörige Auto, das den Anschein hatte bei der nächsten Anfahrt auseinander zufallen. Uns wurde nur zugerufen, dass das alles so seine Richtigkeit hätte. Nun gut... wir kamen dann nach einiger Zeit heil im Hotel an. Wie, ist uns ein Rätsel, denn Männer, die vorbeikommen, ihren Kopf in unser Auto stecken, uns vortrommeln und uns etwas verkaufen möchten oder die Elendsviertel, durch die wir fuhren, entsprachen nun wirklich nicht der Welt, aus der wir kamen.

PauseWenn man uns heute nach unseren Eindrücken von Afrika fragt, fällt es schwer die Antwort noch immer so wahrheitsgemäß zu beantworten, wie am ersten Tag, als die Eindrücke noch so intensiv waren, dass man sie stundenlang hätte beschreiben können. Die Nahtstellen zwischen Burkina Faso und unserem Zuhause fehlen einfach. Die Erinnerung kommt einem nach der Rückkehr nach Deutschland so unwirklich vor, dass es schwer fällt, sie zu beschreiben. Die ersten Minuten, als man das Flugzeug verließ, voll mit Erwartungen, die doch nicht erfüllt wurden, war das Erste, was uns auffiel, wohl auch das Banalste. Die Hitze, die einem entgegen schlug und doch nichts zu tun hat mit dem Sommer des Jahrhunderts, den wir in Deutschland erleben durften, der Boden, der eine solche Orangefärbung hat, dass er einem absolut unwirklich vorkommt und selbst die Luft, die wir atmen, ist so anders als wir es gewohnt sind. Die afrikanische Trockenheit erfasst einen schon in den ersten Sekunden und wird immer gegenwärtig bleiben für die nächsten zehn Tage. Als wir den Flughafen verlassen, fühlen wir uns einsamer als jemals zuvor. Unseren Vorstellungen entspricht das, was wir sehen, nicht. Armut. Armut ist ein Wort, das man in Verbindung mit Afrika nicht verwenden kann. Nicht, wenn man Europäer ist, und bis jetzt noch nie an vergleichbaren Orten war. Niemand, der in Europa arm ist, würde in Afrika mit diesem Wort in Verbindung gebracht werden. Ob wir das vorher wussten, bevor wir unsere Reise antraten? Ja. Ob man ein Bewusstsein entwickeln kann, für das, was man in Afrika sieht? Nein. Dinge, die wir hier beschreiben können, bleiben Bilder, kleine Einblicke in eine Welt, die unfassbar ist. Auch wenn das Leben auf dem Land sich ein wenig mit dem deckt, was wir uns selbst vorgestellt haben, so ist die Stadt noch einmal völlig anders. Hier ist ein winziger Fetzen Europa angekommen, zu klein, um die Stadt auszufüllen, aber groß genug, um eine Vorstellung in afrikanische Köpfe zu pflanzen. Fanta und Cola gibt es hier, und diese Produkte kommen einem an diesem Ort fehl am Platz vor. Denn Kinder mit Hungerbäuchen sind kein ländliches Bild, die gibt es auch in der Stadt. Wenn man Dinge entdeckt, die einem bekannt vorkommen, passen sie grundsätzlich nicht in diese Welt, als Resultat fühlen auch wir uns während der ersten Tage absolut unpassend hier. Die Schönheit, die aber auch dieses Land in sich trägt, ist der europäischen unähnlich, sie wird einem nicht an jeder Ecke ins Gesicht geschmettert. Afrikas Schönheit ist leise und muss gefunden werden. Die wunderschönen Augenblicke werden einem erst später bewusst, wenn die Armut und das Elend, diese absolut gegenwärtigen Dinge, nicht alles überschatten. Der afrikanische Mond, den wir nachts in Tamiga sehen konnten, dieser Mond, dem keinerlei künstliches Licht Konkurrenz macht, den werden wir nie vergessen können.

Frauen unter sichUnser Hotel in Ouagadougou sah ganz passabel aus, geschützt durch eine Mauer, sodass niemand hineinkam, der nicht hinein sollte. Doch dadurch wurden wir nicht vor den kleinen Tieren oder der versmogten Luft der Hauptstadt geschützt. Auch der morgendliche Duschvorgang stellte sich als Schwierigkeit dar, denn selten war Wasser durchgängig vorhanden.

Unsere Reise ging zusammen mit unserem gemieteten Geländewagen und dessen Fahrer Pascal sowie mit unserem Dolmetscher Eric weiter - ab in Richtung Norden nach Kongoussi, unserem letzten Zwischenstopp vor Tamiga.
Dort nächtigten wir in einem Hotel, welches in Bezug auf den Komfort das vorherige noch unterbot. Bei den neu eingebauten Toiletten ließ sich der Deckel nicht genügend weit öffnen, folglich fiel dieser bei der Benutzung in den Rücken. Auch kam es zu einigen Stromausfällen im Ortsnetz. Zum Glück waren wir genügend mit Taschenlampen und Kerzen ausgestatten.
Wir hatten hier einiges zu erledigen. Ein Treffen mit unser Partnerorganisation Sougri Nooma stand auf dem Programm, mit dem Deutschen Entwicklungsdienst hatten wir bereits in Quaga konferiert.

Dann kam der Tag, an dem wir drei Mädels das erste Mal in das Dorf Tamiga fuhren. Der Rest unserer Gruppe, Herr Baroke, Herr Wester, Pascal und Eric begleiteten uns natürlich.
Eine holprige Piste führte uns zu unserer Schule in Tamiga.
Viele hatten schon seit einigen Tagen gewartet und stürmten auf uns zu. Immer mehr kamen aus dem Dorf herangeeilt, um uns mit Handschlag und einem freundlichen Lächeln willkommen zu heißen.
Im Folgenden gab es eine ganze Zeremonie zur Begrüßung. Es wurde getanzt, während wir auf Stühlen saßen, die immer wieder so umgestellt wurden, dass wir der prallen Sonne nie ausgesetzt waren und uns wurde das traditionelle Begrüßungsgetränk, ein gesüßtes Wasser, das nach Mehl schmeckte, gereicht. Außerdem bekamen wir die Gelegenheit, selbst hergestelltes Dolo-Bier zu probieren. Der Geschmack war etwas befremdlich und wir beließen es bei einem kleinen Schluck.
Verglichen mit den vergangenen Besuchen in Tamiga konnten wir zum ersten Mal beobachten, dass Männer und Frauen zusammen in einem Kreis tanzten.
Die Frauen trugen ihre Kinder auf dem Rücken in einem Tuch und wir sorgten uns um die Kleinen, die beim Tanz hin und her geschleudert wurden.
Vor dem uns bekanntem Popo-Tanz konnten wir uns leider nicht drücken und so fanden wir uns bald zusammen mit einigen Frauen des Dorfes in einem Kreis wieder, wobei zwei zur selben Zeit in die Mitte gingen und ihre Popos im Rhythmus der klatschenden und singenden Frauen zusammenstießen. Es sah wirklich leichter aus als es war.

Laura und ChristinaWir betrachteten die Kinder, die das Treiben beobachteten. Sie waren nicht mit von den Müttern angefertigter Kleidung bekleidet, sondern trugen abgetragene Hosen und Shirts, die aus Altkleidersammlungen unserer Welt stammen. Kleinere unversorgte Wunden, die sich entzündet hatten, sowie die Hungerbäuche, die fast überall zu sehen waren, machten uns nachdenklich.
Ein Land, das seine Kinder nicht ausreichend ernähren kann, wirft Fragen über eine gerechtere Verteilung auf. Dies hautnah zu erleben, führt bei uns zu Unverständnis und Sprachlosigkeit.

Ein wenig später wurden wir in die Schule geführt, um uns die Räumlichkeiten zeigen zu lassen und dann gab es Essen. Ein schlechtes Gewissen machte sich in uns breit. Wir saßen in einem Klassenraum, bekamen Essen in Töpfen geliefert, während die Kinder des Dorfes zum Fenster hineinschauten und uns bei jedem Bissen zusahen, den wir von unseren vollen Tellern aßen.
Einer der drei Lehrer des Dorfes war für uns mit seinem Moped ca. eine ¾ Stunde bis ins nächste größere Dorf gefahren, um Cola, Fanta und Sprite zu besorgen. Wie wir später erfuhren, musste er diese Fahrt sogar zweimal machen, da beim ersten Versuch die Kühltasche auf seinem Gepäckträger schräg lag und die Flaschen ausliefen. Es ist wohl gut nachvollziehbar, dass uns das sehr unangenehm war.

Eine Nacht wollten wir in Tamiga verbringen. Die mitgebrachten Innenzelte bauten wir als Schutz vor Insekten und kleinen Tierchen in dem Haus des Lehrers auf, der dies extra für uns leer geräumt hatte.
Das Lehrhaus entsprach nicht unseren Vorstellungen von einem gemütlichen Heim. Die kahle Behausung war im Innern durch zwei Querwände in drei Räume aufgeteilt. Im Vergleich zu den kreisrunden Lehmhütten der Dorfbevölkerung, in denen man gerade so eben stehen konnte, war dieses Haus etwas ganz Besonderes, auch wenn man berücksichtigt, dass der Waschplatz draußen vor dem Gebäude war.
Wir erlebten viel. Wir sahen uns im Dorf um, schauten zu, wie die Frauen Hirse mahlten, Wasser pumpten und wir probierten uns selber darin aus. Die Arbeit der Frauen ist sehr schwer.

Am Morgen nach unserer Übernachtung in Tamiga wurden wir mit der Bitte konfrontiert, uns mit zwei Frauen des Dorfes zu unterhalten, die bereits vor dem Haus des Lehrers warteten. Auch wenn die Frauen im Dorf inzwischen mehr Rechte haben als früher und das bei dieser Fahrt neu entstandene Groupement des Dorfes auch ein weibliches Mitglied aufweist, so haben die Männer immer noch das Sagen.
Daher konnten wir uns leider beim ersten Treffen nicht ganz offen mit den Frauen unterhalten, da die Mehrzahl der Anwesenden männlich war und diese auch gerne das Wort ergriffen, ohne gefragt zu werden.
Aber wir verabredeten uns für später, um die Wohnverhältnisse im Dorf kennen zu lernen und einmal nur unter Frauen zu sprechen, mit Ausnahme unseres Dolmetschers Eric.
Dabei wagten wir es auch, Tabuthemen wie Polygamie und HIV anzusprechen.
Wir waren geschockt, als eine Frau uns erzählte, dass es ihr nichts ausmachen würde, wenn ihr Mann eine zweite Frau hätte. Im Gegenteil, sie würde sich freuen, da sie dann weniger Arbeit zu erledigen hätte. Für uns war diese Vorstellung keineswegs nachvollziehbar und in dieser Sichtweise hatten wir im Vorfeld gar nicht über dieses Thema nachgedacht.
Die Machtposition der Männer wird auch beim Thema Geschlechtsverkehr und Verhütung deutlich. So bleibt den Frauen oftmals nur die Möglichkeit, die Pille zu nehmen, welche aber wie auch die anderen Arzneimittel in afrikanischen Ländern sehr teuer ist. Folglich bringt die burkinische Frau durchschnittlich sechs Kinder zur Welt, in Tamiga hat die kinderreichste Familie 12 Kinder.
Die Frauen nahmen ihre für uns untätigen Männer in Schutz und wiesen auf deren Verantwortung für das Vieh hin. Die für uns ungerechte Arbeitsverteilung empfanden sie als ganz normal.

Fehlende WundbehandlungZum Abschluss unseres Tamiga-Besuchs sahen wir uns auch den Unterricht der Schüler an. Die drei Lehrer hatten mit ihren Klassen Unterrichtsvorführungen vorbereitet und wir belohnten Schüler mit guten Lernleistungen mit kleinen Geschenken.
Nach dem Besuch des Unterrichts gingen wir hinaus, um den Schülern ein paar Bonbons zu schenken.
Diesen Moment werden wir wohl nie vergessen. Die Kinder kamen auf uns zugestürmt, drängelten und rissen uns die Süßigkeiten aus den Händen. Sie kämpften um die kleinen Kostbarkeiten und wir bekamen in Folge der Rangeleien ein paar Kratzer ab. Mit diesem Verhalten der Kinder hatten wir überhaupt nicht gerechnet und wir fühlten uns mit der Situation völlig überfordert.

Der Abschied nahte, dem wir mit gemischten Gefühlen entgegensahen. Einerseits wollten wir gar nicht gehen und die vielen Kinder, Frauen und Männer in ihrer häufig ausweglosen Situation alleine lassen, doch andererseits freuten wir uns auch auf unser Zuhause, auf unsere Familie und unser eigenes Bett. Wir fuhren zurück; erst nach Kongoussi, dann nach Ouaga.

Dort empfing uns unser Hotelportier herzlich. Wir erkannten, um wie viel luxuriöser das zunächst kritisierte Hotelleben in der Hauptstadt im Vergleich zum Aufenthalt in Tamiga war. All das, was uns vorher manchmal ein bisschen Kopfschmerzen bereitet hatte, war jetzt unwichtig. Bereits hier haben wir erfahren, wie sehr sich unsere Einstellung zum afrikanischen Leben verändert hat.

Bevor wir am 13. Januar (2007) die Heimreise antraten, hatten wir die Möglichkeit, Katrin Rohde zu treffen, die vor über 10 Jahren nach Burkina Faso ausgewandert war, um dort ein Projekt für Waisenkinder ins Leben zu rufen. Sie hat mit unglaublicher Hartnäckigkeit und Lebensmut das geschafft, woran sich viele versuchen. Ihr Projekt 'A.M.P.O.' hat sich zu einer Hilfsorganisation erweitert, die heute weltweit bekannt ist. Bei Katrin finden Kinder und die Randgruppen der Bevölkerung ein Zuhause. Sie ist ein außergewöhnlicher Mensch und ihre Persönlichkeit greift auch auf alle über, die mit ihr zusammen leben. So viele lachende, selbstbewusste Mädchen wie an diesem Tag haben wir danach nicht noch einmal in Afrika gesehen. Das, was eine einzelne Person aus dem Nichts schaffen kann, macht jedem Mut, der sich in vergleichbaren Projekten engagiert. Auch die Tatsache, dass man es ihr ermöglicht hat, in diesem Land etwas zu verändern, gibt uns die berechtigte Hoffnung, dass unser Projekt etwas bewegen kann. Wenn es auch immer kleine Veränderungen sein werden, im Hinblick auf die Größe der Probleme, mit denen man in einem Land wie Burkina Faso konfrontiert wird, so ist die Größe auch immer davon abhängig, welchen Stellenwert sie in unserem Leben einnehmen und das wird wohl für immer ein großer bleiben.

Fahrt 2009

Bildergalerie:

Bildergalerie der Fahrt 2009 - aufgenommen von W. Baroke:

Reisebericht der GZE Schülerinnen:

Bericht von Jennifer Hoffmann, Alina Kotova und Larissa Schween

Nach einem halbtägigen Flug mit Zwischenstopps in Paris und Niamey (Niger) standen wir sechs, unser Projektleiter und Vorsitzender des Fördervereins für Schulpartnerschaften in Entwicklungsländern, Winfried Baroke, der ehemalige Lehrer des GZE und Begründer des Tamiga-Projektes, Franz Wester, die Journalistin und Afrika erfahrene Ingrid Wernich und wir drei Schülerinnen, Alina Kotova, Larissa Schween und Jennifer Hoffmann, vor dem Flughafen von Ouagadougou im dunklen und warmen Afrika. Wir suchten im Gewimmel vor der im Bau befindlichen Flughafenhalle die drei Männer, die uns abholen sollten: Fidèle Kaboré, den Direktor der Schule von Tamiga, Yassia Ouedraogo, den Dolmetscher, und Jean-Pierre, unseren Fahrer. Wir fanden sie oder besser gesagt, sie uns und unser Gepäck wurde von vielen helfenden Händen auf dem Dach eines gemieteten Landcruisers verstaut. Durch die nur wenig erleuchteten Straßen ging es in wenigen Minuten zu unserem Hotel. Das von der katholischen Gemeinde geführte Hotel „Notre Dame de Lorette" befand sich in einem Hinterhof im Kern der Stadt und hatte sogar eine kleine Kapelle. Müde, aber auch froh, endlich angekommen zu sein, fielen wir in unsere Betten.

Als wir am nächsten Morgen vor das Hotel traten, realisierten wir erst wirklich, dass wir in Afrika waren. Die Sonne schien bereits am Morgen kräftig vom Himmel und wir genossen Temperaturen von mehr als 30°C im Schatten. Aufgrund des Nationalfeiertages waren der Verkehr und auch der Smog der Hauptstadt Ouagadougou erträglich, eine alles bedeckende rote Staubschicht war auf unserem Weg zum Frühstück unübersehbar.

Da unsere Gespräche mit dem Deutschen Entwicklungsdienst erst am Montag stattfinden konnten, nutzten wir die Gelegenheit zu einigen Ausflügen, unter anderem besuchten wir ein Dorf, in dem Krokodile frei in einem großen See leben, und wir ließen die Vielfalt und Fremdheit afrikanischer Märkte auf uns wirken. Beim Schlendern über einen sonntäglichen Markt am Rande der Hauptstadt stolperten wir fast über einen frisch abgetrennten Rinderkopf. In der Vorbereitung auf die Fahrt hatten wir uns in der Tamiga-AG auch mit dem Film „Workingman´s Death" beschäftigt, in dem Schlachtungen in Nigeria unter katastrophalen hygienischen Bedingungen gezeigt wurden. Wir waren also vorbereitet, aber zwischen Film und der realen persönlichen Erfahrung liegen Welten. Das Treiben auf dem Markt und die vielen uns unbekannten Produkte waren sehr beeindruckend. Es wurden viele fremde Gewürze und Gemüsearten angeboten, aber auch das traditionelle Hirsebier Dolo konnte erstanden werden. In den Dolo-Hütten sahen wir alkoholisierte Menschen und auf Tischen mit selbst gebauten Glücksrädern konnte man einen Einsatz wagen. Wir waren auf dem Markt nie allein, wurden häufig angesprochen und man versuchte, uns zu einem Kauf zu überreden. Die Reaktionen der Kinder waren sehr unterschiedlich. Einige waren neugierig und „posten" sogar vor unseren Digitalkameras, andere waren skeptisch und kleinere Kinder, die vermutlich zum ersten Mal weißhäutige Menschen sahen, auch manchmal ängstlich.

Montag, 05. Januar, Berufsverkehr - mit deutschen Straßen nicht zu vergleichen. Jeder fuhr wie er will und wo er will – auf Fußgänger wurde keine Rücksicht genommen! Die Hauptverkehrsstraßen Ouagadougous waren verstopft und der Gestank nach Abgasen nahm uns die Luft zum Atmen. Wir waren froh, am nächsten Tag die Millionenstadt hinter uns zu lassen und wir fuhren über eine neu asphaltierte Straße nach Kongoussi, der ca. 100 km entfernten Hauptstadt der Provinz Bam, zu der auch Tamiga gehört. Aus den Berichten unserer Begleiter wussten wir, dass die Anreise nach Tamiga bei früheren Unternehmungen über eine staubige Rüttelpiste erfolgte und sehr beschwerlich war. Dieses Reisefeeling erhielten wir dann bei zwei Abstechern, bei denen wir Mädchen auf der schmalen Rückbank unseres Landrovers ordentlich durchgeschüttelt wurden. In einem Museum über das Volk der Ouedraogo informierten wir uns über den Totenkult des Stammes. Viele Masken und Kunstgegenstände wurden uns gezeigt und ihre Verwendung bei den Ritualen erläutert. Fotografieren durften wir die Masken nicht, denn der Museumsführer erklärte uns, dass die Masken eine große Macht besäßen und Abbilder sofort zerstörten. Beim Betreten des Hauses mit den Totenreliquien mussten wir aus Respekt vor den Verstorbenen unsere Schuhe ausziehen und rückwärts hinein gehen.

GoldgraeberIn Burkina Faso gibt es an vielen Orten illegale Goldminen, in denen verarmte junge Männer hoffen, einige Körnchen Gold zu finden. Eine dieser Schürfstellen lag auf unserem Weg und wir konnten zunächst nicht glauben, was wir sahen. Mit einer einfachen Hacke über der Schulter und einer am Kopf festgebundenen Taschenlampe kletterten die Männer in bis zu 16 m tiefe Schächte, die sie selbst gegraben hatten, die einen Durchmesser von ca. 1 m haben und die nur äußerst notdürftig abgestützt sind. Die Goldgräber zogen das zusammengekratzte Geröll in einfachen Säcken an Seilen an die Oberfläche, wo es weiter verarbeitet wurde. Sie setzen bei dieser Arbeit tagtäglich ihr Leben aufs Spiel und schaffen es soeben, mit dem Verdienst von ein bis zwei Euro pro Tag ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Wir verließen diesen Ort der Armut sehr bedrückt.

Das Hotel du Lac in Kongoussi, welches wir in den nächsten Tagen als Unterkunft gebucht hatten, war einfach, jedoch mit einem begrünten Innenhof ausgestattet und lag nicht unweit vom wasserspendenden See. Herr Baroke und Herr Wester überredeten uns und ein paar Fischerjungen, eine kleine Bootstour in ausgehöhlten Baumstämmen zu machen. Die Fahrt war sehr wackelig, aber wir genossen einen wunderschönen Sonnenuntergang auf dem See.

ATamigavomHuegelm nächsten Tag ging es endlich nach Tamiga! So nervös waren wir die ganze Zeit noch nicht gewesen. Bei unserer Ankunft gingen wir durch ein Spalier singender Kinder, die schon lange auf uns gewartet hatten. Nachdem uns die Dorfältesten begrüßt hatten, wurde uns zu Ehren getanzt und selbst der Chef de Terre reihte sich in den Tanzkreis ein. Auch ein geschmücktes Pferd umkreiste die Gruppe. Frauen gesellten sich zu den Tänzern und musizierenden Männer und auch wir reihten uns zur Erheiterung der Dorfbevölkerung ein. Anschließend wurde uns als Begrüßungstrunk Hirsewasser in einer Kalebasse angeboten und wir probierten etwas skeptisch die milchige Brühe. Sie schmeckte wie mehliges Wasser.
Begruessung
Natürlich wurden wir auch beschenkt: Die Männer bekamen einen traditionellen burkinischen Anzug, den Frauen wurden Tücher geschenkt, die uns in der Art eines Wickelrockes auch gleich umgelegt wurden. Wir durften dann auch das von den Frauen gebraute Hirsebier, das sogenannte Dolo, probieren. Es hat einen für uns ungewohnten Geschmack, ähnelt dem Hirsewasser, ist aber etwas saurer. Natürlich wurden auch von beiden Seiten Begrüßungsreden gehalten, die unser Dolmetscher Yassia fleißig von Morré, der Stammessprache der Mossi, ins Deutsche übersetzte und umgekehrt.

FrauengespraechIn einem Gespräch mit drei Vertreterinnen der Frauen, bei dem außer dem Dolmetscher keine Männer zugelassen waren, erzählten sie uns von ihrem Alltag in Tamiga, ihrer Stellung im Dorf und in der Familie. In Burkina Faso und somit auch in Tamiga ist Polygamie keine Seltenheit und auch zwei der drei Gesprächspartnerinnen lebten mit ihrem Mann und seiner zweiten Ehefrau zusammen. Für uns eher unverständlich war dies für sie nicht belastend, sondern die Frauen erzählten uns, dass sie und die zweite Frau gute Freundinnen seien, die sich die Arbeit im Haushalt und mit den Kindern teilten.
Am Ende des Nachmittags verteilten wir kleine Geschenke an die Kinder der drei Schulklassen, an die drei Lehrer und die Frauenvertreterinnen. Die Kinder erfreuten sich an Süßigkeiten, Schreibutensilien und unsere ausgeteilten Luftballone sah man noch am letzten Tag durch die Luft sausen. Der erste Tag in Tamiga war erlebnisreich und überwältigend.

MitderBuergermeisterinAm nächsten Tag fuhren wir morgens nach Nasséré, um uns mit der Bürgermeisterin und dem Präfekten der Gemeinde, die beide auch für Tamiga zuständig sind, zu treffen. Mit der Bürgermeisterin hatten wir ein langes Gespräch, in dem es hauptsächlich um die Realisierung der geplanten Projekte in Tamiga ging. Da der Deutsche Entwicklungsdienst unsere finanziellen Transfers nicht mehr unterstützt, musste eine neue Lösung gefunden werden, um den Bau von drei weiteren Klassenräumen in Tamiga realisieren zu können. Mit etwas Ungeduld mussten wir erfahren, wie schwierig und unendlich langsam afrikanische Verwaltungsvorgänge ablaufen. Anschließend zeigte uns der Präfekt die Krankenstation von Nasséré. Es war schockierend zu sehen, in welch einfachen Verhältnissen die Kranken behandelt und versorgt werden müssen. Das medizinische Gerät erfüllt überhaupt nicht unsere Standards: Ein klappriges Moped, auf dem eine Liege befestigt ist, dient zum Krankentransport. Für die Regenzeit gibt es nur eine Plane zum Abdecken dieser Liege. In den Behandlungsräumen sind Liegen und Spülbecken verdreckt, sterile Bestecke sind Mangelware. Die Pflege und die Essensversorgung in den Krankenzimmer ist nur mithilfe von Familienangehörigen möglich. Bei notwendigen Operationen muss das Operationsbesteck vor dem Eingriff gekauft werden, fehlt das Geld dazu, erfolgt keine Behandlung.
In Tamiga gibt es seit 2008 eine mit unserer Hilfe neu aufgebaute Gesundheitsstation, die alte war durch einen Wirbelsturm zerstört worden. Neben der Krankenstation befindet sich der Gebärstein der alten Station, auf dem die Frauen früher ihre Kinder zur Welt brachten. Heute wird er aber nicht mehr genutzt, da die Frauen zur Geburt ihres Kindes in der Regel in die Gesundheitsstation in Nasséré kommen. In der Regenzeit, wenn die Wege kaum passierbar sind, erfolgen Geburten unter problematischen hygienischen Bedingungen in den Hütten. Die Lebenserwartung liegt in Burkina Faso bei 45 Jahren, ein Wert, der vorrangig durch die hohe Säuglingssterblichkeit bedingt ist.

HirsestampfenAn unserem letzten Tag in Tamiga fanden wir endlich Zeit, einen Rundgang durch das Dorf zu machen. Tamiga ist ein sehr schönes Dorf, das in vier Quartiers aufgeteilt ist. Zurzeit leben in Tamiga ungefähr 1000 Menschen. Von einem Hügel neben dem großen Berg, nach dem Tamiga benannt ist (Tamiga = großer Berg), hatte man einen sehr schönen Blick auf das ganze Dorf. Die Landschaft war im Januar, am Beginn der Trockenzeit, noch sehr grün, da es in der vorausgegangen Regenzeit viel und ergiebig geregnet hatte. Beim Gang durch das Dorf folgten uns viele Kinder, die sich immer wieder vor unsere Kameras stellten und mit großer Freude ihr Abbild auf den Displays betrachteten. Die Versorgung der Hütten mit Trinkwasser ist Aufgabe der Frauen und Kinder. Mit den Schwengelpumpen der Brunnen füllten sie Plastikkanister, die auf dem Kopf in die manchmal weit entfernten Hütten getragen wurden. Auch wir versuchten, einen 20-kg-Wasserkanister ein kleines Stück „afrikanisch" zu transportieren und mussten erfahren, wie mühsam es ist. In Tamiga gibt es eine kleine dieselgetriebene Mühle für das Mahlen der Hirse. Da sich viele Familien diesen kostenpflichtigen Service nicht leisten können, mahlen sie ihr Getreide traditionell mit einem Mahlstein. Nur mit großem Kraftaufwand gelang es uns, einige Hirsekörner zu Mehl zu verarbeiten. Wie einfach ist es doch zuhause, wenn die Tüte Mehl beim Discounter in fast unbegrenzter Menge gekauft werden kann.

NichtschulkinderDer Abschied vom Dorf fiel uns allen schwer, die herzliche Aufnahme hatte uns überwältigt. Einen Hahn sollten wir zum Zeichen der Verbundenheit mitnehmen, doch gaben wir diesen in die Obhut eines Junglehrers, da sich der Transport nach Bad Zwischenahn schwierig gestaltet hätte. Es ist schade, denn unsere „Schulhühner" hätten sich über einen afrikanischen Einwanderer sehr gefreut.

Zurück in Ouagadougou besuchten wir das Hilfsprojekt AMPO, das von der deutschen Auswanderin Katrin Rohde geleitet wird. AMPO besteht aus vielen Heimen, in denen Straßenjungen, Waisen und auch junge, von ihren Familien verstoßene Frauen aufgenommen werden. Die Kinder und Jugendlichen erhalten eine Ausbildung und in den Frauenhäusern können die Bewohnerinnen ohne Repressalien für ihre Kinder sorgen und als Schneiderinnen arbeiten. In dem von uns besuchten Frauenhaus fiel uns vor allem die Fröhlichkeit der dort wohnenden Frauen und ihrer Kinder auf, die uns direkt in ihren Bann zogen. Das Lachen der Kinder, ihre Späße und ihre Freude waren überwältigend.

Erst im Flugzeug und mit der Aussicht bald unsere Familien wiederzusehen, wurde uns bewusst, was wir in den letzten Tagen alles erlebt hatten. Wir haben eine Welt kennen gelernt, die man aus den Medien kannte, aber die Realität war viel intensiver und berührender. Das Leben in Burkina Faso und das in Deutschland ist so unterschiedlich, dass man es nicht vergleichen kann. Für uns sind der tägliche Schulbesuch und sich keine Sorgen um das Essen zu machen selbstverständlich. In Burkina Faso sind die elementaren Grundbedürfnisse der Menschen nach wie vor nicht gesichert. Es war gut, im Land der „Aufrechten" gewesen zu sein! Wir werden unsere Erlebnisse und Eindrücke aus Burkina Faso nie vergessen.

Jennifer Hoffmann (12. Jahrgang), Alina Kotova (13. Jahrgang), Larissa Schween (12. Jahrgang)

Fahrt 2011

Bildergalerie:

Bildergalerie der Fahrt 2011

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Dorf Tamiga-7 

1. Bilder aus dem Dorf Tamiga

P1020152

2. Die Primarschule in Tamiga

Mädchen Tamiga-10

3. Mädchen aus Tamiga

Jungen Tamiga-15

4. Jungen aus Tamiga

Frauen BF-17

5. Frauen aus Tamiga

Männer Tamiga-2

6. Männer aus Tamiga

Reisegruppe BF2011-1

7. Unterwegs in Burkina Faso

 

Presse:

Pressemitteilung vom 15.12.2010:

Am 15.12.2010 berichtete die Nordwest-Zeitung in Oldenburg über die bevorstehende Reise von Schülern und Lehrern nach Burkina Faso (Westafrika).

Vier Schülerinnen der „Tamiga-AG" des GZE (Burcin Amet, Elanah Lohse, Gabriele Hexmann und Jessica Nuske) reisten vom 5. bis 14.Januar 2011 mit den Vorsitzenden des Fördervereins, Winfried Baroke und Franz Wester, und der Lehrerin Christina Hartmann nach Burkina Faso und in das Dorf Tamiga, mit dessen Bewohnern eine inzwischen 18jährige Partnerschaft gepflegt wird. Diese Begegnungen finden regelmäßig in einem zweijährigen Rhythmus statt und sind wichtig, da vor Ort die vereinbarte Fortführung des Projektes evaluiert wird. Der Anlass unseres Besuches war ein sehr erfreulicher, den wir konnten mit den „Tamiganern" die Fertigstellung der Primarschule feiern. Drei neue Klassenräume und Lehrerhäuser wurden im letzten Jahr durch uns finanziert und von einheimischen Firmen gebaut. Damit ist die vom Staat geforderte so genannte Normalisation der Schule abgeschlossen: 225 Mädchen und Jungen werden in vier Klassen von drei Lehrern und einer Lehrerin unterrichtet. Da in Burkina Faso zurzeit viele neue Schulen entstehen, kommen die einheimischen Behörden mit der Lehrerausbildung im Land nicht nach und das bedeutet, dass auch in Tamiga zwei Lehrer fehlen und zwei Klassenräume momentan nicht genutzt werden. In vielen Gesprächen konnten wir erfahren, wie viel Hoffnung die Eltern in die Ausbildung ihrer Kinder setzen und wie dankbar sie für diese Hilfe zur Selbsthilfe sind.
In einer auch bei diesem Besuch langen und beeindruckenden Begrüßungszeremonie wurde uns der Dank des Dorfes übermittelt: Die Vorführungen und Gesänge der Schulkinder, die Begrüßungsworte des Schulleiters und der Vertreter der Steuerungsgruppe des Dorfes, die Tänze der Frauen erfreuten nicht nur uns, sondern auch die vielen auf einem staubigen Platz neben der Schule stehenden Dorfbewohner. Für die Ältesten und uns Gäste hatte man Bänke und Stühle bereit gestellt. Traditionell wurde uns zur Begrüßung in einer Kalebasse Hirsewasser gereicht. Natürlich wurden wir auch beschenkt: Kleider und Anzüge im burkinischen Design wurden überreicht und sogleich unter Beifallskundgebungen von uns vorgeführt. Die Lehrer hatten für uns und ehemalige Bewohner aus Tamiga, die jetzt in der Hauptstadt Quagadougou leben und das Dorf ebenfalls unterstützen, gekocht. Das Kuskus mit Hühnchen schmeckte sehr gut. Während wir anschließend die ersten Gespräche führten, wurde auf dem Dorfplatz mit dem alkoholischen Getränk Dolo, einem Hirsebier, kräftig gefeiert.
Vor der Reise wurde im Vorstand des Fördervereins für Schulpartnerschaften in Entwicklungsländern diskutiert, wie die Partnerschaft mit Tamiga in der Zukunft aussehen könnte. Die beiden folgenden Fragen sollten vor Ort mit den burkinischen Partnern erörtert werden:
1. Was ist erforderlich, damit mehr Schülerinnen und Schüler nach Absolvierung der Primarschule weiterführende Schulen besuchen können?
2. Wie können wir helfen, die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung zu verbessern?
Wir besuchten zur Information und Klärung dieser Fragen das College und die Gesundheitsstation im Nachbarort Nassere. Das College ist eine weiterführende Schule für die Jahrgänge 7 bis 10. In diesem Schuljahr existieren drei Klassen, die 10. Klasse wird es ab dem nächsten Schuljahr geben. Alle Klassen waren mit bis zu 150 Schülern pro Klasse total überfüllt, darunter auch Kinder, welche vorher die Primarschule in Tamiga besucht hatten. Die prekäre Raumsituation entstand durch die staatliche Auflage, keine Schüler mehr am College abzuweisen. Eine Entspannung dieses Engpasses könnte erfolgen, wenn in Tamiga ebenfalls diese Schulform zur Verfügung stünde. Der Vorstand des Fördervereins wird in absehbarer Zeit prüfen, ob ein solcher Schritt gewagt werden kann. Leider war es während unseres Aufenthaltes nicht möglich, diese Frage mit der zuständigen Bürgermeisterin zu erörtern, da sie uns trotz eines abgesprochenen Termins einfach versetzte. Wir waren über das Verhalten entsetzt, unsere afrikanischen Gastgeber quittierten diesen Affront unaufgeregt mit einem Lächeln.
Vor der Reise hatten wir uns eigentlich schon darauf verständigt, finanzielle Mittel für die Verbesserung der Gesundheitsstation in Nassere, die auch für die Bewohner Tamigas zuständig ist, zur Verfügung zu stellen. Daher ließen wir uns erneut informieren und besuchten die Station. Bereits vor zwei Jahren hatten wir den desolaten Zustand der Behandlungsräume gesehen, wir waren aber entsetzt über das, was wir sahen. Die Räume waren verdreckt, ebenso die wenigen Betten und medizinischen Gerätschaften. Benutzte Spritzen und Müll wurden nicht entsorgt. Der leitende Gesundheitshelfer wirkte lustlos und desinteressiert. Wir waren uns schnell einig, dass eine finanzielle Hilfe durch uns zurzeit nicht in Frage kommt, da man nicht sicher sein kann, dass diese auch bei den Patienten ankommt. Dass es auch viel besser geht, zeigte uns der Besuch in einem von Patern und Schwestern geführten Krankenhaus in der Provinzhauptstadt Kongoussi. Dort gibt es einen sterilen OP-Raum, einen sauberen Geburtsraum, ein klinisches Labor mit modernen Geräten, einen mit unseren Standards arbeitenden Zahnarzt, eine augenärztliche Abteilung, eine Haus für an Aids Erkrankte, eine kleine Apotheke und einen solarbetriebenen Trinkwasserbrunnen. In diesem Haus wurden die hauptsächlich aus Österreich kommenden Spenden gut angelegt.
Natürlich wurden in Tamiga auch bescheidenere Wünsche vorgebracht: Die Frauen wünschten sich Anschubfinanzierungen für den Kauf von Ziegen und Schafen und eine von uns kritisch beurteilte Dolo-Produktion, die Männer eine verbesserte Gesundheitsversorgung in der örtlichen Station und eine kleine Solaranlage auf dem Dach der Schule und die Lehrer baten um finanzielle Förderung von begabten Schülerinnen und Schülern.
Die weiblichen Mitglieder unserer Delegation waren zum ersten Mal im Land der Aufrechten, wie Burkina Faso heißt. Ihre persönlichen Eindrücke werden sie in einem Reisebericht aufschreiben und sie werden auch im Rahmen einer Informationsveranstaltung der Schulöffentlichkeit berichten. Dazu wird wie in den Vorjahren eine filmische Dokumentation erstellt, die allen Schülerinnen und Schülern des GZE vorgeführt wird. Erste Fotos von der Reise kann man auf der Homepage www.tamiga.de einsehen.

Biografie eines ehemaligen Schülers:

Die Biografie eines ehemaligen Schülers:

Auf dieser Reise lernten wir Casimir Sawagodo kennen, der in Tamiga zur Schule ging und inzwischen als Englischlehrer an einer Oberschule unterrichtet. Wir baten ihn, uns eine kurze Biografie seines Werdegangs zu schicken:

8Mein Name ist Casimir Sawadogo. Ich bin Englischlehrer an der weiterführenden Schule von Tanghin-Dassouri, etwa 25 km von Ouagadougou entfernt. Geboren bin ich am 6.März 1986 in Zokololie, einer Stadt im Süden der Cote d´Ivoire. In dieser Stadt hat mein Vater als Farmer auf seiner eigenen Kaffe- und Kakaoplantage gearbeitet, meine Mutter war Hausfrau.
Als ich sechs Jahre alt war, wurde ich für den Schulbesuch von meinen Eltern nach Burkina Faso geschickt. Sie haben mich an der Grundschule in Silaleba angemeldet, da es die Schule in Tamiga zu dem Zeitpunkt noch nicht gab. Während des Schuljahres legte ich montags, dienstags, mittwochs, freitags und samstags einen Fußweg von 4 Kilometern zurück, um von unserem Haus zur Schule zu gelangen. In der Schule wurde ich von meinen Klassenkameraden schlecht behandelt und weil ich jung und schwach war, konnte ich mich nicht dagegen wehren. Die Gewalt meiner Mitschüler und die lange Weststrecke führten dazu, dass ich Krankheit vortäuschte, um nicht zur Schule zu müssen. In meinem Kopf hatte ich immer den Gedanken, dass meine Eltern mich zur Schule geschickt haben, damit die bösen Mitschüler mich schlagen können. Ich habe auch darüber nachgedachte, die Schule abzubrechen, aber meine Mutter hat mich davon abgehalten. Erst in der dritten Klasse gefiel mir der Unterricht und ich wurde ein Vorbild für meinen kleinen Bruder, der an derselben Schule angemeldet wurde.
1998 habe ich die Grundschule beendet. Ich bekam ein Zertifikat, was mich sehr freute, da ich meinem Traum näher gekommen war, eine weiterführende Schule besuchen zu können. Meine Schulgebühren wurden von meinem Vater mit dem Geld bezahlt, welches er durch den Kaffe- und Kakaoverkauf verdiente. Aber dennoch hatte ich kaum Geld, um mir in der Pause Kuchen oder Süßigkeiten zu kaufen. Ich möchte meinen Dank an unsere deutschen Freunde aussprechen, die unsere Schule in Tamiga gebaut haben und die Schule 1997 ausreichend ausstatteten. Zu diesem Zeitpunkt war ich in der 5.Klasse und profitierte von dieser Hilfe.
Nachdem ich die Grundschule abgeschlossen hatte, wurde ich im Oktober 1998 an der weiterführenden Schule in Kongoussi (20 km von Tamiga) angemeldet. Wegen der großen Distanz hatte mein Vater eine Familie dort gefragt, ob sie mich aufnehmen würden. Mein Vater hat ihnen regelmäßig Geld geschickt, um Lebensmittel wie Hirse, Mais, Bohnen und Reis für mich zu kaufen. Wie in Tamiga waren es 2 Kilometer von meiner Wohnung zur Schule. Da ich kein Fahrrad hatte, lief ich jeden Tag zur Schule. Eines Tages hatte mir meine Gastfamilie erlaubt, nach Tamiga zu gehen, um meine Eltern zu besuchen, aber es konnte mir niemand ein Fahrrad leihen, also bewältigte ich die Distanz zwischen Kongoussi und Tamiga zur Verwunderung meiner Mutter zu Fuß. Jedes Mal, wenn ich nach Hause gekommen bin, habe ich 500 CFA (ungefähr 0,76 Euro) oder 1.000 CFA (ungefähr 1,52 Euro) bekommen und musste damit zwei oder drei Wochen auskommen. Für meine Mutter war es nicht möglich, mir jedes Mal Geld zu geben, besonders in der Zeit, in der mein Vater an der Cote d'Ivoire arbeitete. Da ich in meinem Zeugnis einen Durchschnitt von 13/20 erreichte, wurde ich in die zweite Jahrgangsstufe versetzt.
Wegen der schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse in diesem Schuljahr bat ich meine Eltern, zu meinem Bruder nach Titao (150 Kilometer von Kongoussi) ziehen zu dürfen, um dort weiterlernen zu können. Mein Bruder hat dort als Krankenpfleger in einem Krankenhaus gearbeitet. Er hat es akzeptiert, sich um alle meine Bedürfnisse zu kümmern, sodass ich in Ruhe lernen konnte. Nachdem ich meine Abschlussprüfung bestanden hatte, wollte ich zunächst meine schulische Ausbildung beenden und Lehrer oder Krankenpfleger werden. Aber mit16 Jahren wurde mir klar, dass ich davon profitieren sollte, dass mein Bruder mir so geholfen hatte. Im Juli 2005 habe ich meine Hochschulreife abgelegt. Dieses habe ich meinem Bruder zu verdanken und dafür bin ich ihm sehr dankbar. Mein Vater konnte meinen Schulbesuch nicht mehr finanzieren, da er das meiste Geld, was er verdiente, meiner Familie gab. Die Ernten in Burkina Faso waren einfach zu schlecht.
Nachdem ich die Hochschulreife abgelegt hatte, entschied ich mich, Englisch an der Universität in Ouagadougou zu studieren. Auf der einen Seite war ich sehr stolz darauf, ein Student zu sein, aber auf der anderen Seite hatte ich auch Sorgen, weil ich kein Stipendium bekommen hatte. Mein Bruder und mein Vater haben mir Geld geschickt, aber es war nicht genug. Das Leben in Ouagadougou war einfach zu teuer. Als ich in Ouagadougou ankam, hat mein Bruder zur selben Zeit an der Universität dort studiert. Das hat unsere finanzielle Situation noch mehr verschlechtert, da wir jeden Betrag, den wir zugeschickt bekamen, teilen sollten. Das Geld wurde hauptsächlich für den Kauf von Lernmaterial, die Recherche im Internet und das Essen an der Universität ausgegeben. Glücklicherweise musste ich jedoch keine Miete bezahlen. Ich bekam freie Unterkunft von einem Mann, der aus Tamiga stammte. 2005 erhielt ich ein Stipendium des Staates in Höhe von 130.000 CFA(ungefähr 198,18 €). Die letzten 3 Jahre erhielt ich ein Darlehn in Höhe von 600.000 (ungefähr 914,69 €) von der Regierung. Diese Anleihe musste ich nach Beendigung meines Studiums zurückzahlen. Die Unterstützungen waren sehr wichtig, ohne sie hätte ich mein Studium nicht beenden können. Im September 2008 habe ich einen Bachelorabschluss in Englisch gemacht. Im darauf folgenden Jahr bekam ich ein C2-Zertifikat in Englisch, das besagt, dass ich mein viertes Universitätsjahr erfolgreich abgeschlossen hatte. Dieses Zertifikat berechtigt mich dazu, einen Masterabschluss anzustreben. Im selben Jahr konnte ich mich in einem nationalen Auswahlwettbewerb für zukünftige Englischlehrer qualifizieren. 2009 und 2010 erfolgte an der Universität meine Lehrerausbildung. Seit Oktober 2010 unterrichte ich als Junglehrer an der Oberschule von Tanghin – Dassouri.

Fahrt 2013

Bildergalerie:

Bildergalerie der Fahrt 2013

 Coverbild

Diashow der Reise im pdf-Format

Reisebericht:

Reisebericht:

Donnerstag, 03. Januar: Afrika, wir kommen!

Endlich, nach einer Tagesreise landeten wir am Flughafen in Ouagadougou! Wir konnten es kaum erwarten, aus dem Flugzeug zu steigen, um die afrikanische Luft zu atmen. Nach diversen Kontrollen fanden wir uns in der großen Gepäckausgabehalle wieder und nahmen auch tatsächlich alle unsere Koffer wieder in Empfang. Unsere mutigen Schritte in Richtung Ausgang wurden allerdings abrupt angehalten, denn ein besonders großer Koffer von uns sollte noch von den Beamten peinlich kontrolliert werden. Nachdem der Koffer wieder verschlossen war, konnten wir uns zu dem Ausgang begeben. Dort wurden wir von Fidele, dem Schulleiter in Tamiga, Yassia (unserem Dolmetscher) und etlichen Vertretern aus Tamiga begrüßt. Es gab Küsschen und herzliche Umarmungen.
Auf dem Weg zu den Autos wurden wir regelrecht von potenziellen Kofferträgern belagert und traten sogleich in ein Fettnäpfchen, indem wir den Männern direkt in die Augen blickten, eine Geste, die in Burkina Faso Überlegenheit signalisiert. Doch diese Bedeutung sollten wir erst viel später erfahren, und zeigt, welch unterschiedliche Bedeutung in einer harmlosen Geste dieser Art liegen kann.
Nach dem Gewusel in den abendlichen Straßen der Hauptstadt genossen wir die Ruhe im Hotel.

 

Freitag, 04. Januar: Europäer in Afrika (Wir haben die Uhr, die Afrikaner haben die Zeit.)

Das Erste was uns nach dem Aufstehen auffiel, war die Wärme. Fidele hatte uns erzählt, dass es für ihn zu dieser Jahreszeit kalt hier ist, und Ablasse, einer unserer Fahrer, hatte dementsprechend sogar eine dicke Mütze und Handschuhe an. Doch wir hatten in einem Tag einen Sprung von tiefstem Winter in den Hochsommer gemacht.
Zum Frühstück gab es ab jetzt immer frische Papaya und Omelette, ansonsten war es typisch französisch, wohl ein Erbe der kolonialen Vergangenheit! Erster Punkt auf unserer Liste war, das Geld umzutauschen. Frau Gardewin und Herr Wester hatten uns gewarnt, dass es eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen würde, aber so richtig vorstellen konnten wir uns das nicht. Wir sind aber schnell eines Besseren belehrt worden. Bei stundenlangem Warten vor der Bank fiel auf, dass es in Burkina Faso vielfältige modische Stile gibt. Zum einen tragen viele Menschen die traditionellen Gewänder, die in den schönsten und kräftigsten Farben leuchten. Solche Farben haben wir noch nie gesehen! Zum anderen wird schlichte, westliche Kleidung getragen, teilweise aber auch mit traditionellen Elementen vermischt. Beim anschließenden Bummel durch die Stadt bestätigten sich diese ersten Eindrücke.
Der Markt in Ouagadougou war am Anfang sehr befremdlich, da jeder uns seine Waren verkaufen wollte und dabei teilweise sehr aufdringlich war. Uns wurden Unterwäsche, Smartphones, Fahrradzubehör, Obst und andere Waren angeboten. Auf den Marktstraßen fanden wir uns aufgrund unserer hellen Hautfarbe als der unfreiwillige Mittelpunkt des Geschehens wieder. Es fühlte sich komisch an, in der „Minderheit" zu sein, aber es war eine wichtige Erfahrung.
Nach dem Trubel in der Stadt ging es nachmittags in ein Künstlerdorf an Rand der Stadt. Dort gab es viele Stände mit typisch afrikanischen Kunstgegenständen, wie Trommeln, aus Holz geschnitzte Elefanten oder bunte Tücher. Es war sehr angenehm, sich da alles anzugucken, und alle haben beschlossen, am letzten Tag noch einmal dort hinzugehen, um das restliche Geld dort auszugeben. Zum Abschluss des Tages stand ein Moscheebesuch an, der uns allerdings erst ermöglicht wurde, nachdem alle Besucherinnen ein Kopftuch umgelegt hatten. Abends gab es die wohl leckerste Pizza der Welt. Es klingt vielleicht komisch, aber ja wir haben die leckerste Pizza der Welt in Afrika gegessen! Morgen sollte es dann nach Bobo Dioulasso gehen!

 

Samstag, 05. Januar: Streicheleinheiten für Krokodile

Die lange Fahrt von Ouagadougou nach Bobo Dioulasso konnten wir gut zum Entspannen und Genießen der Landschaft nutzen, denn es gab viel zu entdecken, unter anderem viele kleinere Ansammlungen unterschiedlicher Hüttenstile. Eine Pause bei einem See mit heiligen Krokodilen wurde mit Spannung erwartet. Unser Fahrer beteuerte bereits im Auto, dass wir uns beruhigt auf die Tiere drauf setzen konnten. da sie seine ja heilig.
Nach einigen langsamen, respektvollen Schritten haben wir es uns dann zumindest getraut, die Krokodile am Schwanz zu "streicheln", sich drauf zu setzen, hat sich allerdings niemand getraut, nicht einmal unser Fahrer. Nach diesem aufregenden Erlebnis – wer hat schon jemals so engen Kontakt zu wilden Tieren?- ging unsere Fahrt Richtung Bobo weiter.
Inmitten einer kleinen Ansammlung von Hütten hielten wir an, um uns nach dem Weg zu erkundigen. Hier wurden wir das erste Mal auf erschreckende Weise mit der Armut im Land konfrontiert. Um unsere beiden Autos herum standen Kinder im Alter zwischen vier und zwölf Jahren, fast alle hatten einen großen Hungerbauch und sahen uns mit riesigen Augen an. Wir haben uns gefühlt, als ob wir im Zoo wären, damit dieses Gefühl vergeht, versuchten wir, uns mit ihnen zu unterhalten, doch leider konnte nur ein Mädchen bruchstückhaft Französisch sprechen. Außer „barka" (danke) konnten wir ihr in ihrer Sprache aber auch nichts entgegensetzen.
Unsere weitere Fahrt wurde dann nur noch einmal unterbrochen, um etwas zu Mittag zu essen, während wir auf unsere Pommes Frites und den Mangosaft warteten, wurden wir auf unsere Herkunft angesprochen und auf die Antwort „Aus Deutschland." bekamen wir ein freudiges: „ Ah Michael Ballack "zu hören.
Gegen Abend war dann die Ankunft in Bobo (also fast eine ganze Tagesreise für 370 km!) und die Stadt vermittelte einen ganz anderen Eindruck als Ougadoudou: Hier ist die Armut des Landes noch mehr zu spüren. Eine kurze Stadtrundfahrt in der Rushhour war zudem ein beeindruckendes Erlebnis.

 

Sonntag, 06. Januar: Stadt und Land

Für unser Zimmer war diese Nacht nicht ganz so erholsam. Wir sind morgens mit dem Gefühl aufgewacht, dass kann's doch nicht sein, man ist in Afrika und nachts fast erfroren. Die Ursache war schnell gefunden – eine zu kalt eingestellte Klimaanlage. Um diese Erfahrung reicher ging's dann um neun Uhr los zur Stadtbesichtigung.
Die erste Station war eine Moschee, die 1880 im sudanesischen Baustil aus Lehm errichtet wurde. Sehr interessant sieht sie aus, denn aus den weißen Wänden ragen in regelmäßigen Abständen Holzstreben heraus, die das Bauwerk stabiliseren. Nachdem wir ein weiteres Mal unsere Fähigkeiten im Kopftuchbinden ausprobiert haben (wobei einige kläglich versagten) durften wir die Moschee auch von innen besichtigen. Dort war es angenehm kühl aber auch relativ dunkel, denn Licht kommt nur durch kleine Luken aus der Decke.
Die zweite Station war das älteste Stadtviertel der Stadt. Dieses Viertel ist in vier Bereiche aufgeteilt: Musiker, Handwerker, Animisten (Angehörige der traditionellen afrikanischen Naturreligion) und Muslime. So sind wir auch an Musikern vorbeigekommen, zu deren Musik Kinder ausgelassen tanzten, und an Schmieden, die alles, auch die Bedienung des Blasebalgs per Hand vornahmen. In diesem Stadtviertel ist uns besonders der Müll aufgefallen. Am schlimmsten war es am Ende des Viertels, das von der Straße her abschüssig bis zu einem Bach verläuft. Dort waren die größten Müllberge zu finden, in denen sich nicht nur die Schweine vergnügten, sondern auch Frauen im Wasser standen, um dort Wäsche und Gemüse zu waschen. Seit dem Zeitpunkt wissen wir die Präsenz der vielen Mülleimer und einer Müllabfuhr in Deutschland mehr zu schätzen!
In dem Dreckwasser schwimmen außerdem die „heiligen Welse", die deshalb als heilig gelten, weil sie in der Wasserstelle geschwommen sind, die ein Dorf vor der Vertrocknung gerettet hat.
Mit diesen Eindrücken ging es noch weiter in den Süden, nach Banfora. Auf dem Weg dorthin haben wir an einem Markt gehalten. Wahnsinn, dieses durchorganisierte Chaos! Viele Frauen sind dort zu finden, die einen Teil ihrer Ernte verkaufen. Wir selber haben frittierte Teigklümpchen aus Bohnenmehl und Wasser, die dann entweder mit Salz oder Zucker bestäubt werden, sehr zur Freude der Verkäuferin probiert. Schmeckt... interessant.
Während der Fahrt gab es viele Baobabs (Affenbrotbäume) zu sehen, die sind echt irre! Sie sehen in dieser Jahreszeit wie abgestorben aus, sind sie aber nicht. Die Legende dazu besagt, dass ein Naturgott die Bäume erschaffen hat. Alle Bäume waren mit ihrem Aussehen zufrieden, nur der Baobab nicht. Daraufhin nahm ihn der Gott und steckte ihn umgekehrt in die Erde, sodass es aussieht, als würden die Wurzeln nun in den Himmel ragen.
Auch Zuckerrohrfeldern in unterschiedlichsten Reifezuständen, von grün mit Bewässerung bis stoppelfeldähnlich abgeerntet, sind wir begegnet.
In Banfora gab es ein super leckeres Picknick mit Baguette, Käse und Tomaten. So gestärkt konnten wir den Berg erklimmen, von dem sich die einzigen Wasserfälle des Landes in die Tiefe stürzen. Toll sieht das aus! Dem sauberen, klaren Wasser dort oben konnten wir nicht widerstehen und haben uns zur Begeisterung unserer Fahrer selber in die ruhigeren Becken zu einem Bad gewagt. Eine beeindruckende Landschaft ist im Süden von Burkina Faso zu finden, die viel grüner ist als die im Norden (Kongoussi und Tamiga), die uns von nun an umgeben sollte.

 

Montag, 07. Januar: Goldrausch in der Savanne

Wir starteten früh morgens mit dem üblichen perfekten afrikanischen Frühstück. Nachdem alles im Auto verstaut war, begaben wir uns auf eine lange Autofahrt gen Norden, von Bobo Richtung Kongoussi. Während der Fahrt beobachteten wir die vorbeiziehende Landschaft, die immer karger und farbloser wurde. Etliche Pausen lockerten unsere Rückenmuskulatur. Eine der Pausen wurde abrupt abgebrochen, da einer unserer Fahrer, Jean-Pierre, einen Motorradfahrer beobachtet hatte, der zweimal an unseren haltenden Autos langsam vorbei gefahren war. Sie befürchteten einen Überfall und mahnten deshalb zur Eile. Zügig stiegen alle wieder ein und wir waren sehr froh, Jean-Pierre an unserer Seite zu wissen.
Baumwollfelder und ein Lagerplatz für die geerntete Baumwollfrüchte boten Anlass für Foto- und Filmstopps .
Kurz vor unserem Ziel in Kongoussi stoppten wir abermals: Wir hatten ein riesiges eingezäuntes Areal entlang der Straße entdeckt. Im Hintergrund erkannte man große Maschinen, die Erde umschichteten und zu Bergen auftürmten. Später erfuhren wir, dass dieses Gebiet seit ca. einem Jahr von einem kanadischen Konzern gepachtet wird, um Gold abzubauen. In Richtung Kongoussi schlossen sich neue Wohnhaussiedlungen für die Minenarbeiter an, die bei unserem letzten Besuch vor 2 Jahren noch nicht existierten. Dieser Konzern brachte zwar Umweltprobleme (u.a. durch die Verwendung von Quecksilber zur Gewinnung des Goldes), aber leider keine Arbeitsplätze für die lokale Bevölkerung, da Fachkräfte benötigt werden, währen die Bevölkerung ungelernt ist.
Gegen frühen Abend ging die Reise nach Kongoussi weiter, wir bezogen unser Hotel, bei dem sich die Zimmerpreise im Vergleich zum vorherigen Besuch vor zwei Jahren aufgrund der Präsenz der kanadischen Investoren fast verdoppelt hatten. An diesem Abend entdeckten wir in unser zukünftiges Stammlokal in der Mitte des Ortes und es gab Couscous mit Gemüsesoße und Fleischsoße – und schmeckte mal wieder köstlich!

 

Dienstag, 08.Januar: Tamiga- Lernen und Leben im Dorf

Heute war der Höhepunkt der gesamten Reise: Endlich fuhren wir in das Dorf Tamiga. Dorthin, wo wir sehen konnten, was die AG, in der wir uns engagieren, bis jetzt alles erreicht hat. Wir konnten es kaum erwarten, mit den Dorfbewohnern in Kontakt zu kommen. Im Auto unterhielten wir uns noch darüber, wie wir die Begrüßung wohl meistern werden. Als wir endlich ankamen, war alles problemlos: Wir wurden wir von einer großen Menge an Schülern empfangen, die sich in zwei Reihen aufgestellt hatten. Vorne standen der Schulleiter Fidele und die Lehrer der Schule, die uns freundlich begrüßten. Sie führten uns durch die beiden Reihen, während die Schüler uns mit einem zuvor eingeübten Lied mit dem Titel ".Soyez les bienvenues.." (auf Deutsch ".Ihr seid herzlich willkommen") begrüßten. Nachdem wir vielen uns unbekannten Menschen die Hand geschüttelt hatten, wurden wir, uns auf die Stühle, die in den Schatten gestellt worden waren, gebeten. Kurz darauf saßen dort mit uns die Lehrer und Lehrerinnen und andere wichtige Dorfmitgliedern in einem Stuhlkreis. Eine Begrüßung, so wie es die Jahre zuvor üblich war, gab es bei uns leider nicht. Herr Wester hielt kurz eine Rede über die Ziele und Wünsche der Fahrt, danach stellte uns Frau Gardewin der Reihe nach vor. Die Tatsache, dass jede von uns Applaus bekam, gab uns erneut das Gefühl, dass wir hier willkommen sind. Nachdem auch die für uns fremden Afrikaner vorgestellt worden waren, wollten wir die Schule von innen sehen. Hierzu rief Fidele die Schüler in ihre Klassen, um uns zu zeigen, wie eine Unterrichtsstunde in Tamiga abläuft. Wir teilten uns in Zweiergruppen auf und besuchten jeweils verschiedene Unterrichtsfächer. Die einen erlebten den Biologieunterricht mit, die anderen den Matheunterricht, wieder andere ein drittes Fach. Ein großer Unterschied zu Deutschland ist, dass hier jedes Fach für die Schüler nicht in ihrer Muttersprache (Mooré), sondern in ihrer ersten Fremdsprache, Französisch, unterrichtet wird. Die Schüler haben sozusagen ab der ersten Klasse „bili".
Anschließend wohnten wir einem Fußballspiel bei, das zu unseren Ehren angesetzt worden war, und erlebten, wie eine Herde von Rindern das Spiel beeinträchtigte, indem sie in aller Ruhe das Fußballfeld überquerte. Im Unterschied zu Deutschland gibt es keine eingezäunten Areale für die Haustiere, sie laufen frei herum. Anschließend begaben wir uns auf einen Rundgang durch das Dorf. Viele neue Gesichter kamen uns entgegen und begrüßten uns erfreut. So wie bei jeder der bisherigen Fahrten nach Tamiga probierten auch wir, Hirse zu stampfen oder zu Mehl zu mahlen und Wasser aus dem Brunnen zu schöpfen. Dies war nicht nur für die Frauen aus dem Dorf ein Spaß, indem sie sahen, wie ungeschickt und ungeübt wir uns anstellten. Auch wir hatten sehr viel Spaß daran, uns in die Frauenrolle aus dem Dorf zu versetzen, auch wenn es traurig war, festzustellen, wie schwer sie es mit den alltäglichen Aufgaben haben, die sie erledigen müssen und die körperlich sehr anstrengend sind. Sehr oft tragen die Frauen noch ein Kind auf dem Rücken oder auf der Hüfte und /oder sind schwanger. Wir bestiegen auch den Hügel, dem das Dorf ihren Namen zu verdanken hat. Von dort oben konnte man weit über das gesamte Dorf in die Umgebung gucken.
Nach dem Ende dieses Rundgangs ging es zum Krankenhaus nach Kongoussi weiter, wo wir einen Termin mit dem Leiter des „Centre Medical Notre Dame la Misricorde de Bam" vereinbart hatten. Hier wird ein Laborgebäude gebaut, welches unsere Schule finanziert. Auch hier machten wir eine Führung durch das Krankenhaus und durch den Rohbau des Labors. Aufgrund der Bauarbeiten ließ sich nur erahnen, wie der fertige Bau später aussehen könnte. Der Verantwortliche Leiter, Abbe Jean-Pierre Sarkouri, empfing uns zur Klärung weiterer Fragen in seinem Büro Zusätzliche Informationen über die medizinische Lage dort bekamen wir durch das Interview, was wir mit ihm führten. Uns interessierte, warum der Ausbau des Krankenhauses so viel Zeit koste. Die Erklärung war, dass es nicht vorhersehbare Erdarbeiten zu erledigen gab und dass auch der hohe Wasserverbrauch ein Grund für die Verzögerung sei. Er selbst rechne noch mit etwa zwei Monaten, bis das Gebäude fertig ist, da der Bau wegen der notwendigen 1,5 m tiefen Fundamente sehr aufwändig sei. Handwerker im Alter von 25-28 Jahren sind auf dem Bau beschäftigt. Fast alle Arbeiter kommen aus Koudougou, einem kleinen Ort in der Nähe. Täglich arbeiten sie bis zu 17 Stunden Eine weitere Frage von uns bezog sich auf das Personal des Krankenhauses und auf die Kriterien, die ein Arzt oder Krankenpfleger erfüllen muss. Wir erfuhren, dass die Bewerber landesübliche Qualifikationen im medizinischen Bereich haben und über eine christliche Einstellung verfügen müssen, da der Leiter garantieren will, dass die Kranken als Mitmenschen wahrgenommen und behandelt werden. Die Konfession spiele beim Einstellungsverfahren dagegen keine Rolle. In Fragen der Hygiene bestätigte Abbé Sarkouri unseren Eindruck vom Rundgang, indem er sagte, dass die Hygiene dort nicht dem europäischen Standard entspricht. Im Vergleich zu anderen Krankenstationen in dem Gebiet sei es aber in seiner Einrichtung deutlich besser. Außerdem hätten die Kranken dort den Vorteil, auch behandelt zu werden, wenn sie kein Geld haben. In dem zukünftigen Laborgebäude wird das Blut und der Urin der Kranken untersucht werden, um schneller Diagnosen erstellen zu können. Das Problem aber, welches besteht, so Sarkouri, ist, wie es nach der Diagnose weitergeht. Für die Behandlung haben die Afrikaner dort meistens kein Geld. Da die Gesundheit der Bewohner von Tamiga, insbesondere der Schüler, für uns von großer Bedeutung ist, muss jedes Kind vor der Einschulung durch die Schuleingangsuntersuchung. Am häufigsten, erfuhren wir, treten die Krankheiten Malaria, Bronchitis und Aids auf. Aufgrund dessen wünscht sich Pater Sarkouri vor allem einen effektiven Aufklärungsunterricht bezüglich Aids und der Übertragungswege.

 

Mittwoch, 09. Januar: Partnerschaft ist Brüderschaft

An diesem Tag erhielten wir Besuch: Der „Inspekteur" der Grundschule kam zu uns zum Hotel. In dem Gespräch ging es darum, den Schülern in Tamiga nach ihrem Grundschulabschluss den Besuch einer weiterführenden Schule zu ermöglichen
Anschließend setzten wir unseren Besuch in Tamiga fort. Die Dorfbewohner hatten an diesem Tag viele ehemalige Tamiganer, die mittlerweile außerhalb des Dorfes leben, zu einer Besprechung mit den Mitgliedern des Fördervereins in Bad Zwischenahn eingeladen, bei der wir mit einer Rede des Schulleiters und der Stammesältesten offiziell begrüßt und mit Willkommensgeschenken überrascht wurden. Die sonst so festliche Tamtam-Begrüßung konnte aufgrund organisatorischer Probleme leider bei diesem Besuch nicht stattfinden.
Nach der Besprechung haben wir noch mit einigen Bewohnern Interviews geführt. wodurch wir erfuhren, dass viele Jugendliche im Alter von ungefähr 17 Jahren in Städte ziehen, da es vor allem in der Trockenzeit keine Möglichkeiten gibt, eine bezahlte Arbeit zu finden. Mit den Frauen wurde ein langes Gespräch über das alltägliche Leben in Tamiga geführt. Wir haben erfahren, dass sie sich eine Gesundheitsstation in Tamiga vor Ort wünschen, damit sie auch gerade während der Regenzeit von Krankenpflegern versorgt werden können. Gerade bei einer Schwangerschaft sei dies wichtig, da es während der Regenzeit kaum möglich ist, nach Nazree zur nächstgelegenen Krankenstation zu fahren. Schön zu hören ist jedoch, dass auch die Frauen von unseren Projekten profitiert haben und unsere Partnerschaft als Brüderschaft wahrnehmen. Während des Gesprächs mit den Dorffrauen haben sich unsere Lehrer mit den Verantwortlichen der Schule in Tamiga über das neue Ziel der weiterführenden Schule ausgetauscht. Mit einer gemeinsamen Mahlzeit und ein paar Erinnerungsfotos wurde unser Abschied eingeleitet. Die Stimmung in den Autos war bedrückt, als wir an den winkenden Kindern vorbei zurück fuhren. Bei einem Zwischenstopp bei den Goldgräberfeldern in der Nähe von Tamiga sind wir auf die letzten beiden Goldgräberinnen des Tages gestoßen. Eine ältere Dame packte gerade mit ihrer Enkelin ihre Sachen nach fünf bis acht Stunden Arbeit zusammen und machte sich auf den Heimweg, nachdem sie mit uns ein paar Worte gewechselt hatte. Die Ausstattung der Frauen zum Goldschürfen ist sehr ärmlich: Sie durchwühlen die Erde im Wesentlichen mit den bloßen Händen.
Der anschließende Besuch der Krankenstation Nazree, die für die Bewohner in Tamiga zuständig ist und von der die Frauen schon berichtet hatten, war nicht geeignet, unsere Stimmung zu heben: Die Behandlungstische, ja selbst der Desinfektionsraum, waren mit einer dicken Staubschicht bedeckt. Da die Fenster kein Glas, sondern nur Jalousien hatten, konnte jeder Windstoß Sand und Staub hereintragen. Bei uns kann man sich solche Behandlungsorte nicht einmal vorstellen.

Vor dem Abendessen kamen wir noch in den Genuss einer kleinen Ausstellung lokaler Kunsthandwerker, Mit den dort erworbenen Schlüsselanhängern als Erinnerungsstücke in der Hand haben wir den Abend dann mit einem schönen Abendessen ausklingen lassen.

 

Donnerstag, 11. Januar: Goldschürfen als Mittel zum Überleben

Unser vorletzter Tag brach an. Er führte uns zurück nach Ouagadougou, jedoch nicht auf dem direkten Weg; Der Besuch eines Goldgräberdorfes sollte unsere Erfahrungen mit dem Edelmetall in Burkina Faso ergänzen. Uns allen war dort nicht ganz wohl, denn Arbeiter graben schmale Gänge in die Berge, die bis zu 100 Meter in die Tiefe gehen. Das Alter und die Herkunft der Jungen und Männer spielt dabei keine Rolle, die Gruppen der Dörfer entscheiden, ob sie einen neuen Bewerber aufnehmen. Deshalb sind auch Kinder, die Geld für ihre Familien brauchen, dort zu finden. Ein junger Mann hat uns vorgeführt, wie die Goldgräber an einem Seil ohne moderne Sicherung in die Tiefe hinein gleiten - mutige junge Männer, die sich für wenig Geld das trauen und dazu tagtäglich Lebensgefahren aussetzen.
Wir hatten uns erhofft, im Vergleich dazu den modernen industriellen Abbau der kanadischen Firma näher anschauen zu können, jedoch kamen wir leider nicht weiter als zu dem Eingangsbereich. Uns fehlten die notwendigen Genehmigungen.

Der letzte Abend in Ouagadougou klang mit einem gemütlichen Beisammensein bei „unserem" Italiener (s. Tag 2!) aus.

 

Freitag, 12.Januar: Tradition und Zukunft

Unser letzter Tag sollte mit einer Zeremonie beginnen, die in jedem Tourismus-Führer über Burkina Faso verzeichnet ist und uns von Herrn Wester als etwas ganz Besonders angekündigt worden war. Leider war dies aber der Tag der Zwischenfälle. So kam einer unserer Fahrer gar nicht, weil ihm jemand ins Auto gefahren war. und Yassia, unser Dolmetscher, hatte eine Panne mit seinem Moped. Während wir auf sie warteten, wurden wir Zeugen des frühmorgendlichen Getümmels auf der Straße, Unmengen von Fahrradfahrern, Mopedfahrern und Autos waren kreuz und quer unterwegs. Irgendwann ist tauchte dann der zweite Fahrer auf. Obwohl wir spät dran waren, hatte das Spektakel aber noch nicht begonnen. Die Zeremonie vergegenwärtigt ein Ereignis aus dem 16. Jahrhundert und wird jeden Freitag durchgeführt. Damals wurde eine Prinzessin entführt, woraufhin wollte ihr Vater, der König, in den Krieg ziehen wollte, um sie zu befreien. Die Häuptlinge der vielen kleinen Dörfer kommen, um ihn von dem Vorhaben abzubringen. Nach angedeuteten Unterwerfungsgesten vor ihm als Zeichen des Respekts treten sie in Gruppen vor den König. Zu Beginn der Zeremonie trägt der König rot, symbolisch für die Kampfbereitschaft und das Pferd ist gesattelt. Nach dem Gespräch mit den Häuptlingen zieht der König ein weißes Gewand an, das nun seinen Friedenswillen unterstreicht, und das Pferd wird weggeführt. Das aufregendste an der Zeremonie waren zwei unerwartete Kanonenschüsse, die das Geschehen beendeten
Erst nach diesem Spektakel gab's das liebgewonnene afrikanische Frühstück im Hotel und anschließend den Besuch im Künstlerdorf, der am ersten Tag beschlossen worden war. Unsere letzten Francs CFA blieben dort.
Der letzte Programmpunkt unseres Aufenthaltes in Burkina Faso war der Besuch bei Katrin Rohde, einer Deutschen, die vor über 15 Jahren nach Burkina Faso ausgewandert ist. Dort hat sie zunächst ein Waisenhaus aufgebaut und, dann nach und nach weitere Projekte ins Leben gerufen, wie z.B. ein Frauenhaus, ein Mehrgenerationenhaus und eine Bio-Farm. Ihr Konzept hat uns sehr beeindruckt. Jedes der Häuser ist eigenständig und untersteht der Leitung eines/einer Einheimischen. Den Waisenkindern wird durch Bildung und Ausbildungsmöglichkeiten eine Perspektive geboten und gleichzeitig der Kontakt zu noch vorhandenen Familienmitgliedern gehalten, damit sie, wenn sie mit 18 das Waisenhaus verlassen, nicht ganz alleine dastehen und ihr Leben meistern können. Nach einem Gespräch mit Frau Rohde, das wegen der Kürze der Zeit leider nur sehr oberflächlich verlaufen konnte, begaben wir uns auf den Weg zum Flughafen. Umso mehr freuen wir uns, dass uns Frau Rohde am 22. Mai in Bad Zwischenahn besuchen wird, um den Besuch zu vertiefen.

Danach: Noch ein letzter Atemzug der milden afrikanischen Abendluft und dann: Auf Wiedersehen Afrika!

Es war eine spannende und lehrreiche Reise, die wir nicht missen mögen!

 

Fahrt 2005

Bildergalerie:

Bildergalerie der Fahrt 2005 - aufgenommen von W. Baroke:

Reiseberichte von Schülerinnen und Schülern:

Reiseberichte von Schülerinnen und Schülern:

Märkte in Burkina Faso

Katharina Krause 2005

Märkte in Burkina Faso sind wie jeder Markt in erster Linie ein Ort zum Waren austauschen. Aber natürlich ist dies auch der Platz, an dem sich alle Leute treffen und die wichtigsten Neuigkeiten ausgetauscht werden. Da in den ländlichen Regionen Burkina Fasos Handys, Fernseher, Internet oder auch normale Telefone nicht sehr verbreitet sind, ist der Markt ein sehr wichtiges Kommunikationsmittel.

20050076Natürlich kann man aber auch alle Lebensmittel auf den Märkten bekommen. Ob man nun tote oder lebende Hühner haben will, Gemüse, Obst, Bohnenbällchen oder frisch gebackenes Brot, alles ist zu haben. Auf vielen Märkten bekommt man dann noch Tücher in allen Farben oder bunte Eimer, was in Burkina Faso Standard ist. Einen einfarbigen Eimer haben wir nirgends entdeckt.

In Kongussi war der Markt eine Art Labyrinth in dem wir uns erst zurecht finden mussten. Aber wir bekamen Hilfe von einem Eingeborenem, der uns gerne herumführte, aber da er leider kein Französisch sprach und im Englischen nur „I love you" sagen konnte, gestaltete sich die Kommunikation etwas schwierig. Beim ersten Besuch wurden wir noch neugierig von den Menschen auf dem Markt betrachtet und besonders die Kinder folgten uns die ganze Zeit mit ihren Waren auf dem Kopf. Aber nach drei Tagen in Kongussi gewöhnten wir uns an den engen und immer vollen Markt und die Eingeborenen gewöhnten sich an uns. Auf den Märkten gibt es nicht nur viele verschiedene Waren, Menschen und Farben, sondern auch viele verschiedene Gerüche. Gerüche nach frisch gebackenem Brot und daneben der Schlachter vor dessen Tür die Aasgeier gierig hocken.

Aber neben den Märkten mit Nahrungsmitteln gibt es auch noch Viehmärkte oder Kunstmärkte. In Gorom-Gorom besuchten wir einen Viehmarkt. Hier stehen die Schafe friedlich neben den Ziegen, Kühen und Eseln. Viele Herden treffen hier auf einander und einige wechseln ihren Besitzer. Neben dem großen Viehmarkt ist auch ein Kunst- und Nahrungsmittelmarkt sehr berühmt in Gorom-Gorom. Auf diesem Markt trifft man auch andere Weiße, die hier Schmuck, Tücher, Trommeln, Skulpturen und vieles mehr bekommen können. Nach ein paar Minuten auf dem Markt hatten wir sofort einen eigenen Führer für uns, der uns die schönsten Stände zeigen und für uns den Preis verhandeln wollte. Aber gerade das war für uns das spannendste. Am Anfang waren wir noch etwas unsicher, aber nach einer Zeit hatten wir schon unsere besonderen Tricks um einen niedrigen Preis auszuhandeln.

Auch hier sahen die Marktleute uns gerne, da wir gute Abnehmer ihrer Ware waren. Doch nicht überall wurden wir, die immer nur „les blances" genannt wurden, so gerne gesehen. In Dori, einer Stadt weiter im Norden, waren die Menschen skeptischer. Auf ihrer Bank wollten sie uns nicht so viel Geld umtauschen, weil die Weißen ihnen alles klauen würden. Aber nachdem wir eine Stunde in der Bank waren, diskutierten wir nicht länger mit ihnen und gaben uns mit dem Geld was wir umgetauscht bekamen zufrieden. Dann endlich, nach eineinhalb Stunden, konnten wir die Bank wieder verlassen mit Geld von dem wir uns auf ihrem Markt Nahrungsmittel kauften.
Auf anderen Märkten, wie zum Beispiel auf dem Kunstmarkt in Ouagadougou, waren wir wieder sehr beliebt, sogar so sehr, das uns ein Marktbesitzer heiraten wollte und sehr traurig war, dass wir dann doch nur seine Skulpturen mit nach Hause nahmen. Meistens waren es jedoch die Kinder, die uns schon beim Aussteigen aus dem Auto umzingelten und um Geld baten oder sich freuten, wenn wir sie fotografierten und anlächelten.

20050073Oft gaben sich die Einwohner sehr viel Mühe um uns etwas verkaufen zu können. So bauten sie in Bani für uns erst einen improvisierten Markt auf. Bei unserer Ankunft saßen nur einige Kinder und einige ältere Leute an der Wand einer Moschee, die wir besichtigten. Als wir später wieder aus der Moschee heraustraten saßen 10 oder 15 Frauen und Mädchen mit bunten Topfuntersetzern und Rasseln vor uns und warteten, dass wir ihnen was abkauften. Wie aus dem Nichts waren sie alle gekommen und priesen ihre Ware an.

Ein anderes Mal kam ein Kunsthändler mit seiner Ware zu uns ins Hotel, damit wir dort in Ruhe Sachen aussuchen konnten und nicht auf dem vollen Markt mussten. Innerhalb weniger Minuten hatte er eine Decke ausgebreitet, die voller Ketten und Ringe war. Außerdem verkaufte er uns noch Trommeln, aber erst nachdem er uns mit seinen Freunden etwas vorgespielt hatte und auch versuchte uns das Trommeln beizubringen.

Diese vielen verschiedenen Märkte zeigten uns eine ganz andere Welt. Sie symbolisieren die Vielseitigkeit Burkina Fasos. Und zeigten uns auch, wie unterschiedlich die Menschen auf uns reagierten. Die vielen verschiedenen Gerüche, Farben und Gesichter der Menschen, die sehr viel Leid, aber auch Freude zeigten, werden uns immer in Erinnerung bleiben.


Unser Aufenthalt in Tamiga

Anja Frerichs 2005

Es ist der 2.Januar 05, der fünfte Tag unserer Reise durch Burkina Faso. Es ist der Tag, an dem wir das erste Mal nach Tamiga fahren, in das Dorf, mit dem unsere Schule seit 12 Jahren eine Partnerschaft pflegt.

Aufgeregt fahren wir mit unserem Jeep in der Mittagszeit los. Die Autofahrt von Ouagadougou nach Kongussi war ja schon recht holprig, wobei auch eine Sitzbank unter unserem Gewicht zusammenbrach und jetzt durch einen Wagenheber erfolgreich oben gehalten wird. Aber die Straßen zwischen den beiden Städten sind nichts gegen den schmalen Weg, der nach Tamiga führt und kaum als ein Weg erkennbar ist.

20050124Nach einer etwa halbstündigen Autofahrt kommen wir in Tamiga an und zwar direkt neben der Schule. Die Mitglieder des Ältestenrats warten schon auf uns und das, obwohl sie weder wussten an welchem Tag, noch um welche Uhrzeit wir kommen würden. Wir werden in einen der drei Klassenräume der von uns finanzierten Schule geführt. Wir bekommen ein Begrüßungsgetränk, welches jeder Gast in Tamiga serviert bekommt. Es besteht aus Wasser aus einem ihrer Brunnen, Zucker und Mehl. Sofort erinnern wir uns an die Worte von Herrn Wester: „Das Wasser in den Kleinstädten und in den Dörfern Burkina Fasos können unsere europäischen Mägen nicht gut vertragen, d.h. ungekocht besser nichts davon trinken!" Aus Höflichkeit trinken wir zumindest etwas und einige auch alles von diesem nicht unbedingt leckeren Trank. Zum Glück bereitet dieses Getränk später Niemandem Probleme.

Das anschließende Gespräch verläuft so, dass Herr Wester erzählt und Fragen stellt, dies wird dann von Fanny Coutier ins Französische übersetzt. Der Schulleiter der Schule übersetzt das Französische dann für die Bewohner in Moré, die Muttersprache der Dorfbewohner Tamigas. Auf die Frage, ob es ein gutes Jahr für sie gewesen sei, erhalten wir die Antwort: „Nein!" Das Wasserloch, das zum Wäsche waschen, zum Vieh tränken, zum Getreide wässern und zum Häuser bauen benötigt wird, sei völlig leer. Es gäbe nicht genug Nahrung für alle Bewohner und viele seien krank. Dies ist wohl das Erschütterndste, was wir bis jetzt gehört haben und auch bis zum Schluss unserer Reise hören werden.

Nach dem Gespräch machen wir einen kleinen Rundgang durch das Dorf, auf dem wir von vielen Kindern begleitet werden. Die Kinder haben allesamt Hungerbäuche, einige von ihnen haben entzündete Augen. Sie husten stark, dies liegt zum Teil an der staubhaltigen Luft, die in diesen Tagen sehr schlimm ist. Daher haben wir unsere Kopftücher zweckentfremdet und tragen sie als Staubschutz vor Nase und Mund. Wir sehen, dass das Wasserloch völlig ausgetrocknet ist, obwohl die Trockenzeit erst begonnen hat. An einem der Trinkwasser-Brunnen versuchen wir, die Besucher, auch einmal Wasser zu schöpfen. Das Wasser schöpfen ist Aufgabe der Kinder in Tamiga und es ist sehr anstrengend. Genau wie die Frauen des Dorfes mahlen wir Hirse mit einem Stein.

D20050212ie Frauen haben viele Kinder, um die ausschließlich sie sich kümmern. Wenn die älteren Geschwister etwa 4 Jahre alt sind, müssen sie die jüngeren betreuen, da die Mutter meistens bereits ein weiteres Kind erwartet. Die Babys werden von den Müttern und Geschwistern mit einem Tuch auf dem Rücken festgebunden. Die Frauen führen auch den Haushalt, waschen Kleidung und bauen Getreide an... Die Männer dagegen haben die „schwierigste" Aufgabe: Sie tragen die Verantwortung und müssen organisieren!

Von einem Hügel in der Mitte des Dorfes aus sehen wir, wie Tamiga aufgebaut ist: Das Dorf besteht aus drei kleineren Teilen, die „Cartiers" genannt werden.

Bevor wir wieder nach Kongussi zurückfahren, lassen wir noch ein paar leere Trinkflaschen für die Kinder im Dorf. Sie freuen sich riesig, denn damit können sie Wasser aus den Brunnen mit zur Schule nehmen.

Am nächsten Morgen laden wir in Kongussi unser Gepäck auf das Dach unseres Jeeps. Wir wollen wieder nach Tamiga fahren, diesmal aber mit der Absicht, die Nacht dort zu verbringen. Wir haben uns entschlossen, nur eine Nacht zu bleiben, damit wir den Bewohnern keine zusätzliche Arbeit machen. Dies war eine gute Entscheidung, denn bereits am gestrigen Tag haben wir bemerkt, dass der Staub uns ganz schön zu schaffen macht. Das Atmen fiel uns schwer und abends hatten wir Nasenbluten.

In Tamiga angekommen, bauen wir unsere Zelte in einem der Klassenzimmer auf, zum Schutz vor Mücken und anderen Kleintieren. Es zeigt sich, dass Frauen einfach geschickter im Aufbauen der Zelte sind.
Danach führen wir erneut ein Gespräch mit den Dorfbewohnern. Wir möchten wissen, was sich die Dorfbewohner wünschen und wie es mit den Kindern nach Ende der Schulzeit weitergehen soll. Über unsere Idee und Planung, eine Berufsschule zu bauen, die ihre Kinder nach Abschluss der 6. Klasse besuchen können, sind die Dorfbewohner begeistert. Darüber hinaus wird Tamiga einen weiteren Brunnen erhalten. Außerdem soll ein Gebäude für die Getreidebank gebaut und die Anzahl der Getreidesäcke zur Lagerung aufgestockt werden.

Wir erhalten Gastgeschenke, die jedem von uns persönlich überreicht werden. Die Frauen erhalten eine Ledertasche und die Männer traditionelle Kleidung. Die männlichen Bewohner Tamigas müssen nun den Klassenraum verlassen, damit wir fünf Frauen alleine mit den Dorfbewohnerinnen sprechen können. Wir möchten wissen, was sich speziell die Frauen wünschen und erfahren, dass sie gerne mit einer Afrikanerin über Probleme wie Beschneidung und Aids sprechen möchten. Wir haben sehr gehofft, dass die Frauen diesen Wunsch äußern, denn die Beschneidung ist eine grausame Tradition, die keinem Mädchen und keiner Frau zugefügt werden dürfte.

Vor dem Schulgebäude tanzen die Frauen; sie stehen dabei in einem Kreis und jeweils zwei Frauen gehen in die Kreismitte. Der Rhythmus wird durch Klatschen erzeugt. Die beiden Frauen stoßen während des Tanzens ihre Pos aneinander. Einige Frauen haben dabei ihre Kinder auf dem Rücken. Wir Mädchen durften bei dem Tanz mitmachen, durch den Frauen in die Dorfgemeinschaft aufgenommen werden.

20050204Erneut besichtigen wir das Dorf und sehen, wie die Bewohner leben. Die muslimischen Männer haben mehrere Frauen. Diese Männer haben eine eigene Lehmhütte, genau wie jede ihrer Frauen gemeinsam mit ihren Kindern. Unser Patenkind Abul wird von uns beschenkt. Er ist das Patenkind unseres Projektes, da er geboren wurde, als die Grundsteinlegung zum Schulbau war. Abul schenkt uns im Gegenzug ein Huhn. Noch stand die Frage offen, wer von uns es schlachten soll, denn wir können ja kein lebendes Huhn mitnehmen. Zum Abendessen können wir es allerdings noch nicht essen, denn die Frau des Schulleiters hat uns etwas gekocht. So verschiebt sich die Schlachtfrage erst einmal. Es gibt Reis mit Huhn und Salat. Und schon wieder haben wir ein Problem. Der Salat wird mit dem Wasser aus den Brunnen gewaschen, aber wir haben ihn trotzdem mutig verspeist. Anschließend unterhalten wir uns mit den zwei Bewohnern, die eine medizinische Ausbildung erhalten haben. Sie möchten, dass das Geburtshaus des Dorfes erneuert wird, allerdings weniger von innen, sondern von außen. Wir sind damit nicht einverstanden, da das Gebäude von innen nicht hygienisch sauber gehalten wird. Und solange sie dies nicht ändern, wird das Gebäude nicht erneuert.

In dieser Nacht in Tamiga haben wir aufgrund einer harten Isomatte und der Kälte wenig geschlafen. Nach dem Frühstück, das wie immer aus Baguette mit Marmelade oder Schmierkäse besteht, sehen wir beim Schulunterricht der 2. Klasse zu. In jedem Klassenraum werden ca.80 Schüler zur gleichen Zeit unterrichtet. Es besuchen mehr Mädchen als Jungen die Schule, was äußerst selten in Burkina Faso ist. Mädchen werden eigentlich nicht zur Schule geschickt, da sie sowieso früh heiraten, dann den Haushalt führen und sich um die Kinder kümmern. Heute haben die Kinder Biologieunterricht, sie melden sich alle und zwar fast die gesamte Stunde. Anschließend bekommen sie Luftballons von uns; weil das Aufpusten ihnen Schwierigkeiten bereitet, pusten wir zahlreiche Luftballons auf. Außerdem schenken wir den Kindern Schreibmaterial, Süßigkeiten und weitere Flaschen.

Nach einem abschließenden Gespräch verlassen wir Tamiga mit gemischten Gefühlen.
Erst viel später bemerken wir, dass wir das Huhn beim Schulleiter vergessen haben, wir sind nicht gerade traurig darüber.


Eindrücke aus Tamiga

Sandra Hinzmann 2005

Als wir in Tamiga ankamen, wollten wir weder Geschenke, noch knicksende Begrüßungen oder Cola. Wir wollen nur sehen, dass dort ein Prozess in Gange ist, der ein Ziel der Gesundheit, Bildung und Aufklärung der dortigen Bevölkerung durchsetzt. Natürlich möchten uns die Dorfbewohner ihre Dankbarkeit zeigen und uns etwas zurückgeben. Doch jeder weiß, dass dort wo die Not ohnehin schon groß ist, das wenige Geld für andere Dinge besser investiert wäre.

20050175Und ein jeder dort reisender wird solche Zwiespälte erleben müssen und auch jedes Handeln meinerseits führte mich in einen inneren Konflikt. Wenn ich zum Beispiel Männer, Kinder, und Frauen und deren Tiere fotografierte, die von Armut und Krankheit gezeichnet worden sind, dann tat ich das eigentlich um Dinge zu dokumentieren und um diese Bilder dann nach Hause zu transportieren und um sie dort auch an Andere zu vermitteln. Doch in dem Moment, in dem man vor einem Kind steht, das durch einen einfachen Fingerdruck und mit Hilfe unseres Wohlstands nach nur wenigen Sekunden in eine Anordnung von Pixeln auf dem Display einer Digitalkamera zerfällt, fühlt man sich nicht wie ein „toller, weißer Helfer", wie es vielleicht manche von euch vielleicht glauben mögen.
Und auch die Erweiterung meines Selbstwertgefühls, durch das „Danke" eines Menschen im Dorf steht nicht auf der Liste von Dingen die ich in Tamiga erfahren wollte.
Jeder der glaubt, eine solche Fahrt beruhigt das Gewissen, denn man tut doch etwas gegen die herrschende Armut, weiß nicht wie es sich anfühlt, wenn man Kinder sieht, deren Bauchnabel vor Hunger nach außen gedreht ist.
Stellt euch vor, vor euch sitzen zwei Menschen - eine Frau und ein Mann - die beide über Hygiene und medizinische Ersthilfe aufgeklärt worden sind. Doch was sie fordern ist nicht eine Vergrößerung des Bestands an Medikamenten oder neue medizinische Schulungen für die Dorfbewohner. Nein, sie halten dagegen eine Sanierung der Fassade der Gesundheitsstation für notwendig. In solchen Momenten beißt man sich auf die Lippe und fragt sich was falsch läuft.

Doch was habe ich erwartet?
Einen Ausbau sozialer europäischer Werte und unserer Kultur inmitten in der Sahelzone Westafrikas?
Wie sollen Menschen die nicht verstehen warum sie krank werden begreifen, das Dreck zwischen Arzneimitteln nichts zu suchen hat?
Man spürt wie in einem die Wut kocht, wenn man feststellen muss, dass die Tochter des Lehrers mehr Freiräume hat, als andere Kinder des Dorfes. Es bring einen zur Verzweiflung Männer zu sehen, die den gesamten Tag nur im Schatten sitzen, während deren Frauen schwerste körperliche Arbeit leisten.
Ich habe an ein Dorf geglaubt, welches Zusammenhalt lebt und auch aus den geringsten zur Verfügung stehenden Mitteln, den größten nutzbaren Erfolg zieht. Denn „Not macht erfinderisch" gehört wohl auch zu den Dingen, die ich mir in einer solchen Situation vorstellte. Zwar ist es nicht falsch zu glauben, dass sich die Dorfbewohner nicht bemühen ihren Zustand zu verbessern, aber es ist dagegen auch nicht richtig zu denken, dass diese ihre gesamte Kraft in ihr Schicksal legen.
Fährt man zum Beispiel von Ouagadougou weiter in Richtung Kongussi, sieht man dort andere Dörfer, in denen kein verputztes oder Wellblech Haus ein Entwicklungshilfe Projekt vermuten lässt. Man sieht Dörfer, die selbst Sonnendächer gegen die Hitze gebaut haben. Und zwar lediglich ein paar Pfähle in den Boden geschlagen und eine verzweigte Dachkonstruktion mit aufliegendem Stroh zum endgültigen Schutz vor der Sonne. Das ist etwas, das für jedes Dorf zu schaffen ist. Doch der Ältestenrat von Tamiga bittet uns darum für sie ein solches zu bauen, damit die Kinder in den Pausen einen Schattenplatz haben.
Aber sollen wir uns nun zurückziehen, damit es für die Dorfbewohner keine andere Möglichkeit mehr gibt außer der, selbstständig zu Handeln? Oder stagniert der bis jetzt erreichte Fortschritt lediglich und man sollte bereits erreichte Strukturen verändern um einen Fortschritt weiter voran zu treiben?
Aber ganz egal was wir tun werden: Niemand kann die Grundsätze ändern, die dieses Land beherrschen. Und selbst der höchsten Instanz des Landes klebt Blut an den Händen.

Burkina Fasos Präsident Blaise Compaoré lies vor 17 Jahren seinen Vorgänger Thomas Sankara mit Hilfe eines Militärputsches ermorden.
Dessen Politik war, im Gegensatz zur heutigen, ausgerichtet auf den Kampf gegen den Hunger und die herrschende Korruption, die Verbesserung des Bildungswesens und der Gesundheitsversorgung, sowie die Gleichstellung der Frau. Er verbot in Westafrika die Beschneidung von Frauen, was in dieser Region vergeblich nach Nachahmern sucht. Er verurteilte Polygamie und propagierte Verhütung zum Schutz vor AIDS. Dieser Mann versprach Fortschritt und hätte ihn vielleicht wirklich erreicht. Doch diese neunen Ideen passten nicht in das System der immer noch existierenden Seilschaften. Und solange diese Hürden bestehen, wird es auch für Dörfer wie Tamiga schwierig einen massiven Fortschritt ihrer Lebenssituation und ihrer Gesellschaftsprinzipien zu erzielen.

Frauen und Mädchen waren, sind und werden auch weiterhin noch lange das erste Opfer bleiben. Doch wer hier nur die entsetzliche Ungerechtigkeit sieht, vergisst, dass trotz all dem ein Frauenrat aufgebaut wurde. Dass mehr Mädchen wie Jungen in der ersten Klasse sind. Dass sich Frauen über die Jahre ein immer mutigeres Auftreten wagten. Und auch, dass es eine immer größer werdende Zahl von Aufklärungskampagnen gibt.
Die gemeinsame Unternehmung, das schon erwähnte Sonnendach zu bauen, hieße das gesamte Dorf würde zusammen für die eigenen Kinder arbeiten. Diese zwei Dinge liegen in Tamiga, und ganzheitlich gesehen auch in der gesamten Mossi Kultur leider nicht unbedingt dicht aneinander.
So schwer es uns auch fallen mag, das zu verstehen.
Um uns das deutlicher zu machen: Stellt euch vor, ihr haltet einen Schraubenschlüssel in eurer Hand und ihr seht ein kaputtes Gerät, an dem lediglich eine Schraube angezogen werden müsste. Für euch wäre alles Weitere klar.

20050012Doch eben dieses Problem führte die Menschen in Tamiga dazu, die lokale Baugesellschaft einzuberufen um diesen banalen Schaden zu beheben. Erst als ein Dorfbewohner darauf angesprochen wurde, man könne den Schaden eigentlich auch selbst beheben, und dieser keine Antwort wusste, verdeutlichte das den herrschenden Mangel an Selbstständigkeit.
Und eben diese Umstände sind mit einer kurzzeitigen Unterstützung kaum zu ändern. Zukunftsorientierte Hilfe und nicht nur der Blick auf die Gegenwart muss Ziel der „Hilfe zur Selbsthilfe" sein.
Und auch wenn Schulen keine Mägen füllt, eine Hebamme keine Beschneidung verhindert und eine Getreidebank keine Hungerbäuche verschwinden lässt. Es sind eben diese kleinen Erfolge, die uns darauf hoffen lassen, dass nach einem langen, steinigen Weg endlich eine bessere Zukunft auf unsere Schützlinge wartet.
Eine Zukunft in der auch unsere Hilfe hoffentlich nicht mehr notwenig sein wird.
Wann dieser Weg von der durch Schlaglöcher durchzogenen Landstraße zu einer geteerten wird, ist noch nicht abzusehen. Doch wer soll anfangen diesen Weg zu ebnen, wenn nicht wir? Und „kleine Abgründe werden immer wieder Dinge zu Fall bringen, aber Ideen lassen sich nicht töten" (Thomas Sankara, in einer Rede eine Woche vor seiner Ermordung).


Zwischen Stadt und Land liegen Welten

Sina Zimmermann 2005

Roter Sandstaub vernebelte die Luft. Der Asphalt der Straße brennt. Links und rechts sind Verkaufsstände mit Kleidung und CDs. Es stinkt nach warmen Fäkalien und verrottendem Abfall. Sie verfaulen in einer Rinne neben der Straße – abgedeckt durch ein paar Steine. An jeder Ampel stehen etwa zwei bis drei Jungen, nicht älter als 15 Jahre, und verkaufen Handykarten. Wir sind in Ouagadougou, der Hauptstadt Burkina Fasos. Mädchen und Jungen verkaufen Obst oder einfachen Schmuck an wohlhabende Afrikaner oder an uns - „le blanc" (= die Weißen). Ihre jüngeren Geschwister betteln. Mit alten, kaputten Blechbüchsen gehen sie umher. Ihre Kleidung ist zerrissen, ihre Gesichter verdreckt, ihr Blick gesenkt. Ein leises Gemurmel, ein trauriges Bitten.

20050053Die Lebenserwartung in Burkina Faso beträgt im Durchschnitt 44 Jahre. Das tägliche Einatmen der Abgase verschlechtert ihre Lebensbedingungen enorm, doch eine andere Möglichkeit zum Überleben haben sie nicht. Armut prägt das Bild. Wir würden den Kindern gerne helfen, aber es wäre nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Sie würden lächeln, es würde ihnen für den Moment gut gehen. Dennoch, würde es bei diesem einen Moment auch bleiben. Wie viel die Kinder selber von dem Geld haben und wie viel sie davon ihrer Familie geben, wissen wir auch nicht.
Es bleibt der traurige Blick der Sechsjährigen, ihre zarten flehenden Stimmen, das herzerweichende Fordern. Die Kinder werden auch morgen wieder an dieser Stelle stehen, die gleiche verrostete Büchse in ihren kleinen Händen, der gleiche unglückliche Blick in ihren dunklen Augen.

Es geht weiter mit dem Jeep in Richtung Norden zu den drei Dörfern Kongoussi, Tamiga und Dori. Die offenherzige Begrüßung der Kinder und die freundliche, aber schüchterne Zurückhaltung der Erwachsenen zeigen sich vor allem in Kongoussi und Tamiga. Mädchen und Jungen stehen am Wegrand, ihre Kleidung ist rot von dem Sandstaub, ihre T-Shirts sind ausgebeult durch Hungerbäuche, ihre Gesichter sind mit Dreck beschmiert. Sie stehen und sitzen auf einem Müllberg, schauen uns an. In ihren Gesichtern ist keine Spur von Traurigkeit zu sehen. Sie lächeln uns an, winken und laufen dem Jeep mit „den Weißen" hinterher. Der enorme Unterschied zwischen der Mentalität in der Stadt und der auf dem Land wird deutlich.
Kinder wühlen im Müll, neben ihnen Schweine und Ziegen bei der gleichen Tätigkeit. Die Häuser aus Lehm, nicht wesentlich größer als ein 3-Personen-Igluzelt, das Dach aus geflochtenem Stroh. Sie halten in der Regel nicht länger als zehn Jahre, dennoch ist der Zerfall bereits jetzt deutlich. Nur wenige Dorfbewohner können sich eine „Toilette" leisten, ein noch geringerer Anteil hat fließendes Wasser. Die äußeren Lebensbedingungen scheinen hier schlimmer zu sein, als in der Stadt. In dem Dorf Tamiga gibt es bloß drei Brunnen für mehr als 1.000 Einwohner, die einzige Quelle von sauberem Wasser. Die Hungerbäuche der Landkinder sind ausgeprägter, viele haben nur eine kure Hose an, versuchen ihre nach außen gestülpten Nabel zu verdecken. In ihren Gesichtern klebt der trockene Sand, Waschen ist nutzlos.

Auf dem Land gibt es nicht viele Möglichkeiten Geld zu verdienen. Es sind zu wenige Menschen dort, denen sie etwas verkaufen könnten, noch weniger von denen sie Geld erbetteln könnten. Hier ist der Unterschied zwischen arm und reich nicht so deutlich erkennbar wie in den Städten, wo neben dem Geschäftsmann in Anzug und Krawatte ein anderer Mann mit verstümmeltem Körper am Boden liegt. Hier sind sie fast alle arm, man versteht die Probleme der anderen.

20050052Mit scheuen Blicken, weit aufgerissenen dunklen Augen beobachten die Mädchen und Jungen jeden Schritt, jede Bewegung von uns, den Fremden. Wir schenken ihnen leere Wasserflaschen, die sie für die Schule gut gebrauchen können. Sie lachen und winken; beginnen zu singen und tanzen, sobald sie unseren Fotoapparat erblicken. Die Kinder haben einen Stock und einen alten Fahrradreifen bei sich, mit dem sie im Sand spielen. Für die Kleinen mit den europäischen Pokémon- und 50Cent-T-Shirts war es das Größte, uns die Hand zu geben oder für Fotos posieren zu dürfen. Es geht den Bewohnern Tamigas im Moment nicht gut, die Ernte fiel schlecht aus. Es ist nicht sicher, ob die Brunnen in der Trockenzeit weit genug in das Grundwasser hineinreichen werden. Sie haben viel gelacht und hatten unbeschreiblich viel Spaß mit den von uns mitgebrachten Luftballons, Cappies, Kugelschreibern, Ansteckern und weiteren kleinen Geschenken. Für ihre Eltern war es viel mehr eine Lebensmotivation. In Gesprächen wurde festgelegt, wie wir im Weiteren mit dem Schulbau vorgehen werden, welche Bedeutung die Gesundheit und die Bildung im Dorf hat und wo Verbesserungen wichtig sind.

Auf dem Land haben die Menschen noch Hoffnung und Energie die schlechten Zeiten zu überwinden. Die Möglichkeit zur Schule zu gehen gibt den Erwachsenen ein größeres Vertrauen in die Zukunft ihrer Kinder.
Diese Zuversicht in den Gesichtern der Menschen ist es, die uns dazu bringt mit aller Kraft weiter zu machen. Für sie gibt es noch Chancen durch Bildung in ihrem Leben etwas zu erreichen, für das es sich zu kämpfen lohnt.

Fahrt 2016

Reisevorbereitungen:

Absage der Tamiga Fahrt 2016

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Reisevorbereitungen der Fahrt 2016

Stellwand

 

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