Bericht über einen Besuch bei AMPO in Ouagadougou im Februar 2018
- Zuletzt aktualisiert am 16. Februar 2018
- Veröffentlicht am 16. Februar 2018
- Geschrieben von Amira Brugmans
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03.02. Samstag
Während die anderen Tamiga-Fahrer, mit denen ich bereits zehn Tage in Burkina Faso verbracht hatte, sich auf ihre Rückreise ins kalte Europa machten, durfte ich noch weitere neun Tage bei Ampo verbringen.
Für meinen ersten Abend stand schon das erste Highlight an: eine große Fete, zu der alle "Ampo-Kinder" zusammengekommen sind. Zusammen mit ein paar weiteren "weißen" Besuchern durfte ich mir von Ehrenplätzen aus eine bunte Vorstellung der Ampo-Kinder angucken. (Bei den anderen weißen Besuchern, mit denen ich auch meine folgenden Tage verbringen sollte, handelte es sich um Mitglieder des Vereines „Freunde für Ampo e.V.", also Partnern des Projektes.) Es wurde gezeigt, was in den letzten Ferien in Workshops erlernt wurde. Von Tänzern über Riesen und einem Einradfahrer bis hin zu einem Jongleur, der brennende Fackeln durch die Luft schleuderte, war alles dabei. Für den notwendigen afrikanischen Rhythmus sorgte eine Reihe von Trommlern. Unterstützt wurde das Ganze noch durch Knicklichter, die an jedes Kind verteilt wurde. Dadurch entstand eine großartige Atmosphäre. Es war sehr toll zu sehen, wie alle Kinder und Jugendliche mit den bunten Knicklichtern in den Händen die Akteure anfeuerten. Eine Fete, die ein voller Erfolg war und sicherlich allen Beteiligten noch lange im Gedächtnis bleiben wird.
04.02. Sonntag
Mein erster "richtiger" Tag bei Ampo begann mit einem leckeren Frühstück im Ampo-Restaurant. Anschließend fuhren wir (die anderen Besucher, Katrin und ich) zu der Tondtenga-Farm - hier werden Jugendliche zu Landwirten ausgebildet, nach einer dreijährigen Ausbildung bekommen sie die Grundlagen einer Farm zur Verfügung gestellt, sodass sie sich ein eigenes Leben aufbauen können - und zu Mia Alma. Dort finden Mädchen Zuflucht, die auf Grund von Zwangsehen, Vergewaltigungen, Zwangsprostitution o.ä. traumatisiert sind. Ziel ist es auch hier die Mädchen auf ein Leben nach Ampo vorzubereiten. Wir bekamen auf der Farm sehr viele Tiere, eine kleine Baumschule, die Klassenräume und den Gemüseanbau zu sehen. Sehr faszinierend ist hier die fortschrittliche Anbauweise. Beim Düngen wird beispielsweise auf den eigens hergestellten Kompost gesetzt, ohne jeglichen Zusatz an Chemikalien.
Der anschließende Besuch bei Mia Alma erschien uns allen aber etwas kurz. Wir wurden sehr herzlich mit einem Willkommenslied empfangen. Dann wurden wir auf dem Gelände herum geführt. Uns wurden die Schlafzimmer, die Küche, der Kindergarten, der Garten und die Schneiderei gezeigt. Selbst eine kleine Schule gab es dort. Nachdem uns die Mädchen sehr stolz ihre Näh- und Stickarbeiten gezeigt haben und alle "Weißen" eine kleine Tanzeinlage einlegen mussten (sehr zur Belustigung der Mädchen) war unser Besuch auch schon wieder vorbei und wir kehrten zum Ampo-Restaurant zurück.
Am Nachmittag erwartete uns eine Trommelstunde bei Abraham genannt Yaba (das ist Mòoré und bedeutet Großvater).
05.02. Montag
Für heute stand ein Besuch der Krankenstation und der Besuch der Behindertenwerkstatt an. Denis, der Direktor der Station, führte uns herum. Zu Beginn der Führung warteten bereits sehr viele Menschen auf ihre Untersuchung. Die medizinische Versorgung richtet sich hier an die Öffentlichkeit. Zu einer kleinen Preispauschale, von umgerechnet weniger als einem Euro wird hier jeder bestmöglich versorgt. Uns wurden die verschiedenen Behandlungsräume gezeigt. Es war ein komisches Gefühl, dass extra für uns die Behandlungen unterbrochen wurden. Es wurde uns jedoch versichert, dass wir nicht als Störung aufgefasst wurden. Die Krankenstation inkludiert einen Zahnarzt, einen Gynäkologen, einen Augenarzt und einen Physiotherapeuten. Besonders schön fand ich, dass auch ehemalige Ampo-Kinder hier arbeiten.
Im Anschluss besuchten wir noch die Behindertenwerkstatt. Hier werden im Monat bis zu 15 Rollstühle gefertigt und geben so den gehandicapten Personen eine ganz neue Perspektive im Leben. Direkt neben der Werkstatt liegt eine Jungen-WG mit ehemaligen Ampo-Kindern, die hier die Möglichkeit bekommen sich ein eigenes Leben zu aufzubauen und ihre Ausbildung absolvieren zu können.
06.02. Dienstag
An diesem Tag besuchten wir die Unterernährtenstation. Wieder führte uns Denis herum und versorgte uns mit vielen interessanten und für den europäischen Geschmack auch zum Teil befremdlichen Informationen. Es gibt beispielsweise immer noch Bevölkerungsgruppen, die Zwillinge als unnatürlich empfinden. Es soll vorkommen, dass dann der eine Zwilling in einen Termitenhügel gelegt wird und so einen qualvollen Tod erleiden muss. Nachdem man hier die mangelernährten Kinder zu Gesicht bekommen hat, ist es ein tröstlicher Gedanke, dass die Kinder zusammen mit ihren Müttern hier betreut werden, um langfristig vermitteln zu können, wie mit lokalen Mitteln eine gesunde Ernährung der Kinder gewährleistet werden kann.
Danach waren wir noch bei P.P.Filles, wo uns ein weiteres Projekt vorgestellt wurde. Dieses Projekt richtet sich auch an Frauen. Es wird Aufklärung (z.B. über Verhütung oder Aids bzw. HIV o.ä.) betrieben. Außerdem haben Frauen auch die Möglichkeit sich über Mikrokredite ein Startkapital zu sichern und sich so, mit der passenden Geschäftsidee, ein unabhängiges Leben aufbauen können.
Zum Mittagessen gingen wir zu den Ampo-Mädchen ins Waisenhaus. Es entstand ein interessantes Gespräch und als die Mädchen wieder aufbrechen mussten, um zur Schule zu gehen, musste ich ihnen versprechen, dass ich am Samstag wieder kommen würde.
07.02. Mittwoch - 09.02. Freitag
Für die restliche Woche hatte ich einen Aufenthalt bei Mia Alma eingeplant. Die anderen Besucher werden am Abend schon wieder abreisen. Ein letztes Mal die Mädchen bei Mia Alma zu sehen, wollten sie sich dennoch nicht entgehen lassen. Zusammen fuhren wir also noch einmal los. Wir wurden wieder sehr herzlich von den Mädchen empfangen mit einem Willkommenslied. Dafür unterbrachen sie extra ihre Arbeit in der Schneiderei. Unterdessen war eine Gruppe der Mädchen dabei, mit Yaba zu trommeln. Während ich noch meinen Rucksack im Gästezimmer unterbrachte, waren die anderen Besucher schon dabei, mit den Mädchen zu singen. Erst sangen alle einzeln eine Tonleiter, dann zusammen „Frère Jacques" (Bruder Jakob) und zuletzt als Dreier-Kanon. Wie im Fluge war die gemeinsame Gesangsstunde auch schon wieder vorbei und die anderen Besucher wurden schon wieder unter Gesang verabschiedet. Ich blieb dort.
Am Abend kam, sehr zur Freude der Mia-Alma-Mädchen, das Ciné-Mobil (Dies ist ein Aufklärungsmobil, mit Hilfe von Filmen wird (meist) sexuelle Aufklärung geleistet.) vorbei und zeigte einen Sensibilisierungsfilm von dem ich zwar nicht sehr viel verstanden habe, da er hauptsächlich auf Mooré war, aber die Mädchen hatten auf jeden Fall ihren Spaß. Ich fand es sehr schön dieses Projekt auch einmal live mitzuerleben.
Meine nächsten beiden Tage waren erfüllt von Freude - beim Tanzen oder beim Spiel mit den Kindern oder die ansteckende Belustigung darüber, wie ich mich im Nähen versuche. Mir wurden viele Fragen über Europa gestellt und wir haben festgestellt, dass die Afrikaner nach dem Erscheinungsbild eines Europäers (lange & glatte Haare, helle Haut) streben, während die Europäer sich eher eine dunklere Haut wünschen und viele auch Locken wünschen.
Insgesamt war es ein gelungener Aufenthalt bei den Mia-Alma-Mädchen & Frauen. Es hat sich als deutlich einfacher als gedacht herausgestellt. Ich hatte zumindest beim Wasserholen zum Duschen oder beim Essen mit Schwierigkeiten gerechnet, weil ich nicht wusste, wie die Abläufe sind. Doch ich wurde sehr herzlich in die Gemeinschaft aufgenommen und es war immer jemand da, der sich in irgendeiner Weise um mich "gekümmert" hat.
10.02 Samstag - 12.02. Montag
Die letzten Tage verbrachte ich bei den Ampo-Mädchen. Auch hier war es sehr schön. Ähnlich wie bei Mia Alma waren die Mädchen sehr von meinen langen Haaren und meiner hellen Haut fasziniert. Sie hatten sehr viel Freude daran meine Haare zu frisieren.
Auch sie hatten viele Fragen über Europa. Außerdem haben sie versucht, mir Mooré beizubringen („Nassaara" heißt zum Beispiel: „Weiße/r". Es ist sehr interessant, wie oft das Wort in meiner Anwesenheit fällt, wenn sich z.B. die Burkinabé untereinander unterhalten und sich in einer Sprache wähnen, die ich nicht verstehe ;-)) und im Austausch dazu habe ich ihnen mit ihren Deutschhausaufgaben geholfen. An meine Grenzen kam ich dann, als ich den Gebrauch der Objektpronomen im Deutschen erklären sollte.
Zusammen haben wir Verstecken und ein Ballspiel mit den Namen "Je déclare la guerre à..". (Bei dem Spiel wirft man einen Ball in die Luft und ruft gleichzeitig einen Namen. Der Gerufene muss dann versuchen den Ball zu fangen, bevor er den Boden berührt. Schafft er es nicht, muss er eine andere Person versuchen abzuwerfen. Trifft er, muss die getroffene Person einen Namen rufen, trifft er nicht, ist er selbst dran.) Außerdem haben sie mir gezeigt, wie man die Früchte eines bestimmten Baumes als Süßigkeit genießen kann.
Insgesamt hat mir der Aufenthalt bei Ampo sehr gut gefallen. Ich kehre mit sehr vielen neuen Erfahrungen und Eindrücken zurück. Ich hoffe, dass ich noch einmal wieder kommen kann, um alle noch einmal wiederzusehen. Man kann besonders die Mädchen bei Mia Alma sehr gut als Vorbild für mehr Lebensfreude im Alltag nehmen.
Amira Brugmans
Burkina Faso-Informationsbox des GZE |
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