Sponsorenlauf 2017
- Zuletzt aktualisiert am Dienstag, 13. Juni 2017 20:22
- Veröffentlicht am Dienstag, 14. März 2017 17:16
- Geschrieben von Christina Gardewin
- Zugriffe: 6014
Informationen zum Sponsorenlauf 2017:
Vorläufiger Spendenstand: 10020,72 € (Stand: 13.06.2017)
Die Spendengelder werden nach dem Lauf in der Woche vom 12. - 16.06.2017 in den Klassen von Herrn Scherwitzki, Frau Kasulke und Frau Gardewin eingesammelt!
oder auf das Spendenkonto überweisen:
Sponsorenlauf 2016
- Zuletzt aktualisiert am Donnerstag, 26. Mai 2016 21:03
- Veröffentlicht am Mittwoch, 25. Mai 2016 21:33
- Geschrieben von Christina Gardewin
- Zugriffe: 6489
Informationen zum Sponsorenlauf 2016:
Tamiga Förderverein
- Zuletzt aktualisiert am Freitag, 10. Dezember 2021 19:38
- Veröffentlicht am Montag, 21. Juli 2014 18:04
- Geschrieben von Winfried Baroke
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Vereinsdaten:
Förderverein für Schulpartnerschaften in Entwicklungsländern e.V.
Humboldtstraße 1
26160 Bad Zwischenahn
1. Vorsitzende: Christina Gardewin
2. Vorsitzender: Jan Scherwitzki
Kassenwart: Winfried Baroke
Schriftführer: Norbert Schween
Beisitzer:
Amira Brugmanns
Paul Laduch
Hanna Uffken
Klara Lobmeyer
Mitglieder: 72
Jahresbeitrag: 24 € bzw. 12 € (Schüler und Auszubildende)
Historie:
Die-Schule1992 befasste sich ein Politik-Leistungskurs mit Entwicklungspolitik. Die Schülerinnen und Schüler entwickelten dabei den Wunsch, konkrete Hilfe für Menschen in Entwicklungsländern zu leisten. So entstand die Idee zum „Tamiga-Projekt“. Grundsätze des Projektes sind Achtung und Verständnis gegenüber der Kultur und der Lebensweise der Menschen in Entwicklungsländern. Dazu braucht es direkte Kontakte und die Bereitschaft auch auf deutscher Seite, sich zu entwickeln und den eigenen Horizont zu erweitern. Zwei Informationsreisen 1995 und 1996, an denen Schüler und Lehrer teilnahmen, dienten sowohl der Konkretisierung des Vorhabens, eine Schule in Tamiga zu bauen, als auch der Begegnung mit den Menschen und ihrer Lebensweise. Die Reise wurde von den Teilnehmern selbst finanziert. Die ersten Spenden wurden in Abstimmung mit dem Deutschen Entwicklungsdienst in die Sanierung von Brunnen und einer Schule aus einem Nachbarort investiert. In Deutschland wurden Diavorträge und Projekttage veranstaltet, um über das Projekt zu informieren. 1999 wurde auf einer weiteren Reise der Grundstein für den Bau einer ersten Klasse gelegt. Das Vorhaben war mit den lokalen Behörden und dem zuständigen Gouverneur abgesprochen. Ab 1999 sammelten die Projektbeteiligten in einem Netzwerk vieler schulischer Aktionen mit Weihnachtsbasaren, CD-Projekten, Infoständen, Spendenläufen oder Theater- und Musikveranstaltungen über 203.000 Euro an Spendengeldern. Mittlerweile können in der Schule in Tamiga sechs Klassen unterrichtet werden. Das Projekt wurde finanziell mit 15.000 Euro vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung unterstützt. Ein Förderverein, der von Lehrern und Schülern gegründet worden ist, verwaltet die Spendengelder.
Die Ziele:
Die Ziele: Bau einer Grundschule und Verbesserung der Lebensbedingungen in Tamiga, einem Dorf in Burkina Faso am südlichen Rand der Sahelzone. Dabei sollen direkte Kontakte helfen, die Menschen und ihre Situation verstehen zu lernen. Entwicklung soll als Entwicklung von Menschen verstanden werden. Weitere Ziele: Frauen am MahlsteinRegelmäßige Reisen nach Tamiga zeigen, dass sich das Engagement der Schüler, afrikanischen Kindern zu helfen, das Lesen und Schreiben zu erlernen, lohnt. Der Bau der Primarschule zu einer sechsklassigen Schule, sodass jeder Jahrgang einen eigenen Klassenraum hat, ist abgeschlossen. Leistungsstarken Schülern und Schülerinnen wird der Besuch weiterführender Schulen durch Stipendien ermöglicht. Wünschenswert ist auch der Aufbau eines beruflichen Ausbildungsganges. Die Reise nach Tamiga im Jahr 2003 hat jedoch auch deutlich gemacht, dass nicht nur Bildungsarbeit von Nöten ist, sondern aufgrund schlechter Ernten auch Hungerhilfe. Daher wurde der Aufbau einer selbstverwalteten Getreidebank finanziert. Die Bewohner Tamigas kaufen z.B. Hirse dann ein, wenn sie auf dem Markt günstig angeboten wird und geben sie zum Einkaufspreis wieder ab, wenn sie knapp und teuer ist. Die vorhandene Gesundheitsstation wurde im Herbst 2006 durch einen Wirbelsturm vollständig zerstört. Die Steuerungsgruppe des Dorfes hat bei unserem Besuch im Januar 2007 den Neuaufbau der Station als besonders dringlich bezeichnet. Inzwischen wurde eine neue Gesundheitsstation für 13.000 € neu aufgebaut. Eine Dorfbewohnerin und ein Dorfbewohner wurden bereits zu Gesundheitshelfern ausgebildet. Im Nachbarort Nassere gibt es eine vom Staat unterhaltene Gesundheitsstation, die dringend saniert werden muss. Bei unserem Besuch im Januar 2009 wurde erörtert, ob und wie Hilfen für eine verbesserte medizinische Grundversorgung für den Ort und damit auch für die Bewohner Tamigas gegeben werden könnten. Während der Reise 2011 wurde das Krankenhaus in Kongoussi besucht. Während der Besichtigung wurde klar, dass das baufällige Laborgebäude eine Möglichkeit zur Investition bietet. 2013 soll der Bau des Laborgebäudes abgeschlossen sein, so dass damit auch die medizinische Versorgung in Tamiga abgesichert ist. Dabei sollen Kooperationsverträge geschlossen werden, so dass beispielsweise eine Schuleingangsuntersuchung von medizinischen Fachkräften in Tamiga durchgeführt wird. Schülerinnen und Schüler, die einen erfolgreichen Besuch der Primarschule nachweisen können haben zukünftig nicht nur die Möglichkeit im Nachbardorf Nazeree eine weiterführende Schule zu besuchen, sondern auch in Tamiga. Bei der Reise 2013 ist dieser Neubau als Ziel für Tamiga formuliert worden.
Was wurde erreicht?
Was wurde erreicht? Karte Burkina FasoTamiga, das ist ein Dorf mit ungefähr 1000 Bewohnern im westafrikanischen Burkina Faso in der Provinz Bam. In den Dorf gab es keine Schule. Burkina Faso weist Rangplatz 183 des HDI von 186 Ländern auf (2012). Der Alphabetisierungsgrad betrifft dabei ca. 23 %. Für die positive Entwicklung des afrikanischen Kontinents ist es unabdingbar, dass alle Kinder eine obligatorische Grundschulbildung erhalten und auch beenden. KlassenbildDurch das nachhaltige Engagement vieler Schülerinnen und Schüler und einiger Lehrer am Gymnasium Bad Zwischenahn-Edewecht konnte in dem Dorf eine vollständige Primarschule aufgebaut werden, in der zurzeit 191 Mädchen und Jungen regelmäßig durch drei Lehrer unterrichtet werden. Weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Lebenssituation der Bevölkerung in Tamiga waren der Aufbau einer Getreidebank und der Bau von Brunnen. Der Neuaufbau der von einem Wirbelsturm zerstörten Gesundheitsstation konnte 2008 abgeschlossen werden. Seit 2017 unterstützt der Verein mehrere Frauengruppen mit zinslosen Mikrokrediten. Ebenfalls startete in diesem Jahr das Mensaprojekt für die Schule. Im Rahmen dieses Projektes kocht eine Gruppe von Frauen aus Tamiga das Mittagessen für die Schülerinnen und Schüler. Die Lebensmittel werden durch den Verein gestellt.
Informationen zur Tamiga-AG
- Zuletzt aktualisiert am Donnerstag, 23. Februar 2023 09:43
- Veröffentlicht am Samstag, 29. Juni 2013 12:12
- Geschrieben von Christina Gardewin
- Zugriffe: 4922
Gemeinsam Zukunft gestalten!
Wir planen das erste Incoming burkinischer SchülerInnen am GZE! Im September 2023 werden burkinische SchülerInnen mit ihrem Lehrer und unserem langjährigen Partner Yassia endlich nach Bad Zwischenahn kommen!
Tamiga AG in Leipzig 25.-27.11.2022
Auf dem "Eine Welt Wochenende" von ENSA.
Tamiga AG mit "children Jugend hilft!" in Berlin unterwegs 21.-25.09.2022
Die Tamiga AG ist unter den Preisträgern des children Jugen hilft! Award und reist nach Berlin!
Brücken für Begegnungen bauen!
Am 09./10.12.2021 fand die 1. internationale Partnerschaftskonferenz der im Netzwerk "Niedersächsischer Schulen MIT Afrika" organisierten Schulen und deren Partnerschulen statt.
Wir waren dabei und haben mit Yassia und Krissi aus Kaya (Burkina Faso) weiter an unserem gemeinsamen Brückenbau geplant, diskutiert und uns ausgetauscht. Im Graphic Recording findest du mehr Informationen und natürlich auf der ENSA Homepage.
09.12.2021:
10.12.2021:
Nachhaltige Entwicklung: Thema in den Videokonferenzen
Videokonferenz Kaya - Bad Zwischemahn
Jeden Dienstag um 20:00 Uhr trifft sich die Tamiga AG mit Schüler*innen aus Kaya.
Durch die Förderung von CHILDREN konnten wir ein Gebäude renovieren und das monatliche W-LAN Abo finanzieren.
Die Tamiga AG gewinnt den dritten Platz bei dem bridge.it award 2020! Hier könnt ihr mehr dazu erfahren:
Ein Freund von Yassia hat diese Szene aus dem burkinischen Märchen gezeichnet.
Das folgende Märchen haben wir gemeinsam ausgewählt:
"Mba soamba, der Hase, und Mba nagnuri, die Hyäne, gehen fischen
Eines Tages gingen Mba soamba, der Hase, und Mba nagnuri, die Hyäne, fischen. Im Gegensatz zu Mba soamba, dem Hasen, konnte Mba nagnuri, die Hyäne, ihren Korb mit Fischen füllen. Sie beschlossen, wieder nach Hause zu gehen. Mba soamba, der Hase, der mit seinem Fang nicht zufrieden war, versuchte unterwegs, eine List anzuwenden. Während Mba nagnuri, die Hyäne, ganz stolz ging, sagte Mba soamba, der Hase: ,,Geh weiter! Ich verrichte mal meine Notdurft im Busch und hole dich bald ein.’’
Er lief fort durch den Wald, legte sich vorne auf dem Weg nieder und schloss die Augen, als ob er tot wäre. Mba nagnuri, die Hyäne, kam näher und schrie: ,,Oh, Hasenfleisch! Schade, dass mein Korb heute voll ist.’’ Sie lief weiter.
Mba soamba, der Hase, stand auf, lief wieder durch den Wald und legte sich erneut mit geschlossenen Augen nieder, als ob er tatsächlich tot wäre. Mba nagnuri, die Hyäne, kam vorbei und sagte: ,,Noch ein verstorbener Hase. Ich hätte dich auch mitgenommen, wenn ich noch Platz in meinem Korb hätte.’’ Und sie ging weiter. Mba soamba, der Hase, wiederholte sein Täuschungsmanöver zum dritten Mal und Mba nagnuri, die Hyäne, fing an zu bedauern: ,,Hätte ich den ersten verstorbenen Hasen mitgenommen, hätte ich jetzt schon drei Hasen haben.’’ Sie stellte ihren Korb nieder und ging zurück, um die ersten Hasen zu holen. Da stand Mba soamba, der Hase, auf, nahm den vollen Korb von Mba nagnuri, der Hyäne, und floh nach Hause.
Mba nagnuri die Hyäne stellte fest, dass weder der erste noch der zweite Hase da waren. Blitzschnell lief sie zurück und und bemerkte, dass ihr Korb und der dritte Hase auch verschwunden waren.
Lehre: Wer zu viel gewinnen will, könnte alles verlieren."
Fahrt 2001
- Zuletzt aktualisiert am Dienstag, 26. März 2013 11:51
- Veröffentlicht am Mittwoch, 12. Dezember 2012 11:23
- Geschrieben von C Logemann
- Zugriffe: 4211
Reisebericht von einer Schülerin:
Reisebericht von einer Schülerin:
Eine Reise nach Tamiga
von Eva Baroke
Letzter Aufruf: Flug SN609 Brüssel nach Ouagadougou. Das Ziel meiner Reise, Burkina Faso (Westafrika), schien für mich noch so endlos weit weg zu sein, als ich in Brüssel die Boeing 747 der Sabena Airlines betrat. Nicht der Flug von ca. 4500 Kilometern machte mir Angst, sondern die Ungewissheit, was mich da erwartete. Bis zu meiner Abreise hatte ich eine Reihe von Impfungen über mich ergehen lassen müssen, und meine Reiseapotheke drohte überzuquellen. Ich war also bestens präpariert und abflugbereit. Trotzdem betrat ich den Flieger mit einem mulmigen Gefühl im Bauch. Afrika – was erwartete mich dort?
Im Rahmen eines Entwicklungshilfe-Projektes des Gymnasiums Bad Zwischenahn-Edewecht und des Fördervereins für Schulpartnerschaften hatten nicht nur ich, sondern zwei weitere Schülerinnen des Gymnasiums, Nele Veddeler und Astrid Heesch, die Gelegenheit in eine ganz andere Welt einzutauchen.
Rotbraune Farben, Trockenheit, Hitze, Staub und ein absolutes Chaos auf den Strassen von Ouagadougou, der Hauptstadt Burkina Fasos, waren meine ersten Eindrücke. Das ist also Afrika! Etwas irritiert und überwältigt durch die Vielzahl fremder Eindrücke wurde ich in den Pick-up des Deutschen Entwicklungsdienstes verfrachtet, der uns rechtzeitig vor einer Horde von Kofferträgern und Taxifahrern rettete, die sich auf uns stürzte.
Im Hotel angekommen blieb nicht viel Zeit zur Erholung. Da wir nur zwei Tage in Ouaga eingeplant hatten, wurde es höchste Zeit, sich unter die Leute zu mischen und die Stadt zu erkunden, da die nächsten Tage auf Grund des vollen Programms nicht die Gelegenheit dazu boten. Nur das „Sich unter die Leute mischen" klappte nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Der Versuch, einen entspannten Bummel über den Markt zu machen, entwickelte sich schnell zum Alptraum, unsere Gruppe verursachte einen immer größer werdenden Menschenauflauf, aus dem es fast kein Entrinnen gab. Die bei uns vermutete Kaufkraft ließ viele Händler zur Hochform auflaufen: Tücher, Ketten, Badelatschen.... wurden uns vor das Gesicht gehalten und die Vorzüge der Ware lautstark angepriesen. Auch unser freundliches, aber bestimmtes „Non, merci!" ermöglichte es mir nicht, mehr als einen Meter nach vorn zu schauen. Mir wurde sehr schnell klar, dass allein meine auffällige Haut- und Haarfarbe und nicht mein Verhalten, das sicherlich unterschiedlich motivierte Interesse meiner afrikanischen Gastgeber an mir verursachten.
Nach zwei Tagen Aufenthalt in Ouaga und einer Übernachtung in Kongussi rückte unser eigentliches Reiseziel, Tamiga, immer näher. Eine anstrengende Fahrt in einem engen, klapprigen Jeep führte uns über sandige Buckelpisten durch eine karge, ebene Steppenlandschaft, hin und wieder bedeckt mit trockenem, hohen Gras und Bäumen in den verschiedensten Formen, wobei der mächtigste unter ihnen, der Baobab sofort ins Auge stach; mit seinem dicken Stamm und den skurril geformten Ästen erweckte er den Eindruck, als würde er auch oberirdisch nach Wasser suchen.
Müde und abgekämpft erreichten wir schließlich unser Ziel, das „Bilderbuchdorf" Tamiga. Es ist ein typisch afrikanisches Dorf inmitten der Sahelzone Burkinas. 1992 hatte der damalige Leistungskurs meines begleitenden Lehrers, Herrn Wester, beschlossen, diesem Dorf zu helfen, die Wasserversorgung zu sichern und den Bau einer Schule finanziell zu unterstützen. Dank der Spendeneinnahmen (ca. 40.000 €) sind inzwischen zwei Brunnen im Dorf funktionstüchtig und die ersten beiden Klassenräume der Grundschule sowie eine Lehrerwohnung sind fertiggestellt. Dichtgedrängt sitzen 130 Kinder auf schmalen Schulbänken in doch letztlich viel zu kleinen Klassenzimmern. Es ist klar, dass sich der sehr engagierte Lehrer nur mit kräftiger Stimme verständlich machen kann. Aber die Kinder sind glücklich, dass sie zur Schule gehen dürfen und präsentierten uns stolz, was sie gelernt hatten.
Ganz besonders beeindruckt hat mich die Gastfreundschaft der äußerst liebenwürdigen Bevölkerung dieses Dorfes. Bei meinem Gang durch das Dorf, stets umringt von einer großen Zahl von Kindern, die sich alle fünf Minuten zu verdoppeln schien und die jeden Schritt ganz genau und interessiert verfolgten und mich mit ihren großen dunklen Augen fixierten, passierte es mir immer wieder, dass sogar die Erwachsenen aus ihren kleinen, runden Lehmhütten, die mit spitzen Strohdächern gedeckt sind, kamen, um mich persönlich zu begrüßen. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so viele Hände geschüttelt, wie in diesen zwei Wochen.
Nach den drei Tagen im Dorf und nachdem die weiteren Planungen für den Bau der Schule und mögliche Hilfsprojekte besprochen waren, machten wir uns auf, den burkinischen Norden, eine Nomadenregion, zu entdecken. Hier informierten wir uns z.B. über ein schweizerisches Projekt, welches den Nomaden unterschiedliche Anbaumethoden in der Landwirtschaft vermitteln möchte. Wir verbrachten einige Tage auf dieser Versuchsfarm und konnten auch Einblicke in die Lebensphilosophie und Denkweise der ehemaligen Peulh-Nomaden gewinnen. Für sie ist Mittellosigkeit weniger bedeutsam als beispielsweise die spirituelle, emotionale und geistige Armut.
Meine anfänglichen Bedenken bezüglich des Gesundheitsrisikos haben sich aber während des Aufenthaltes nicht bestätigt, und ich möchte Erfahrungen und Eindrücke, die ich während der zwei Wochen gesammelt habe, nicht missen.Am Ende dieser Reise fiel es mir nicht leicht, in unsere Überflussgesellschaft zurückzukehren.
Fahrt 2002
- Zuletzt aktualisiert am Dienstag, 26. März 2013 11:39
- Veröffentlicht am Mittwoch, 12. Dezember 2012 11:23
- Zugriffe: 3834
Reiseberichte von Schülerinnen und Schülern:
Reiseberichte von Schülerinnen und Schülern:
Menschen und ihre Mentalität
von Anja Luther 2002
Fulbe – Frauen (Gorom-Gorom)
Die Fulbe, wie auch die Tuareg, waren einst Nomadenstämme, die heute aber mehr und mehr sesshaft werden. Die Frauen der Fulbe sind mir besonders aufgefallen, weil sie ein sehr auffälliges Äußeres haben. Ihre Kleidung besteht aus Baumwollkleidern, die eine schlanke Taille hervorheben, und langen Baumwolltüchern, die sie über dem Kopf nach hinten wegfallend tragen und eines, wie einen Wickelrock, um die Hüfte schwingen. Die Stoffe sind bunt und vielfältig bedruckt, man nennt diese auch „pagné". Unter den Kopftüchern tragen sie in Zöpfe geflochtene Silbermünzen und viele Ketten mit silbernen Anhängern. Sie tätowieren sich häufig die Unterlippe dunkel. Die Fulbe halten sich für heller als der Rest der afrikanischen Völker. Um diesen Unterschied besonders zu betonen, tätowieren sie sich. Sie haben außerdem auch eine andere Gesichtsform. Ihr Gesicht ist schmaler und wirkt dadurch länger. Auf dem Markt erscheinen mir diese Frauen sehr viel stolzer, ehrwürdiger oder auch erhabener, reservierter anderen Frauen gegenüber als die Frauen in der Stadt oder die Mossi-Frauen.
Mossi-Frauen (Tamiga)
In Tamiga waren die scheinbar jüngeren Frauen eher altmodisch europäisch gekleidet. Einige trugen nur Tücher um die Hüften, so dass ihr Oberkörper unbekleidet war. Beim ersten Besuch im Dorf fiel mir gleich auf, dass die Frauen zwar freundlich, aber dennoch eine distanzierte Haltung bewahrten. Eine ältere Frau zeigte uns mit Freude und einem Lächeln, wie man mit einem Stein aus Körnern Mehl herstellt. Andere hingegen guckten uns eher musternd an, irgendwie skeptisch reserviert und dennoch neugierig. Selbst bei der Frau des Lehrers fiel mir auf, dass sie eine eher untergeordnete Rolle spielt, dass es die Frauen im Dorf aber auch gar nicht zu stören scheint, sich in diese Rolle hinein zu begeben. Wir fragten, ob sie nicht mit uns allen essen wolle. Obwohl sie das Essen gekocht und liebevoll auf den Tisch gestellt hatte, verneinte sie mit einem Kichern, so dass man vermuten konnte, diese Frage sei urkomisch und total absurd.
Frauen in der Stadt (Ouagadougou)
In der Stadt scheint es eine Art unsichtbare Grenze zwischen Frau und Mann zu geben. Frauen sieht man meist nur zu zweit und nie mit Männern. Man sieht auch keine Pärchen händchenhaltend oder küssend herumlaufen. Nur ein Pärchen habe ich bemerkt, und das war in der Bank, wo man eigentlich kaum sah, dass man in Ouaga und nicht in einer westlichen Bank war. Frauen liefen dort in Kostümen herum, die Männer trugen Anzug und Krawatte. Nur zwei Dinge erinnerten mich daran, dass ich in in einer Bank in Ouga war. Erstens die Haartrachten der Frauen und zweitens die Hautfarbe. Die Haartrachten spielen hier eine große Rolle. Man sieht die verschiedensten und aufwendigsten Frisuren: mit Kunsthaar, am Kopf entlang geflochten, mit Draht zusammengebunden usw. ...
Es ist Aufgabe der Frau, auf den Markt zu gehen und zu kaufen und zu verkaufen. Oft sieht man sie entweder schwanger, mit Kind oder beides.
Aber nicht nur bei uns, sonder auch in Burkina Faso gibt es Prostitution. Frauen, z.B. aus Ghana, versuchen so, hier für ihre Familie, die in Ghana zurück bleibt, Geld zu verdienen, mit welchen Mitteln auch immer. Meist wissen ihre Familie und ihr Dorf nichts davon. Alles in allem aber strahlen die meisten Frauen eine starke und unbeschreibliche Güte aus.
Kinder und Jugend auf dem Land
Die Kinder werden in den ersten Jahren auf den Rücken gebunden. Oft schlafen sie und man befürchtet, sie könnten gleich aus dem Tuch fallen.
Ältere Kinder sieht man oft im Sand sitzen, mit „einfachen" Werkzeugen hantieren oder Spielzeugautos aus Draht formen. Als wir durch Kongoussi spazierten, ist es nicht selten vorgekommen, dass wir mit wilden „cava"- Rufen begrüßt wurden und darauf hin jedem Kind die Hand geben mussten. Je älter jedoch die Kinder wurden, desto mehr flaute die Begeisterung über unser Erscheinen ab. Es war sogar so, dass man uns mit bösen Blicken empfing, vor allem die Frauen.
Auf unseren Autofahrten sahen wir meist Viehherden mit Jungen als ihre Hüter.
Aber nicht nur solche idyllische Bilder, sondern auch Bilder von dicken Hungerbäuchen und nach außen gewölbten Bauchnabeln werden mir noch lange im Gedächtnis bleiben.
Wenn ich an die Mädchen und Jungen in Tamiga denke, denke ich an die Mädchen, die Getreide im Holzkübel stampfen mussten. Oder auch an die Jungs, die ganz selbstverständlich ein Huhn fingen und rupften. Bei uns wäre es undenkbar, dass ein Achtjähriger ein Huhn tötet, ausnimmt und anschließend rupft.
Kinder und Jugend in Ouagadougou
Typisch für die Stadt ist, dass die Jungen alles, was sich irgendwie verkaufen lässt, unter die Leute bringen. Man fragt sich, wer wohl Taschentuchpackungen einzeln kauft. Aber im Gegensatz zu den um dich herum wuselnden Jungs, sind die Mädchen kaum zu sehen. Kinder werden aber auch dazu benutzt, um durch Betteln ein bisschen Geld herbei zu schaffen. Manche Jungs haben alte Blechdosen um den Hals. Sie laufen neben mir her, flüstern mir auf französisch etwas ins Ohr und ihr herzerweichender Blick lässt mein Herz fast schreien. Aber gibt man einem Geld, muss man allen etwas geben, d.h. man kann keinem etwas geben.
Es gibt aber auch Kinder, denen man gerne etwas in die Hand drückt, weil man genau weiß, dass sie darauf angewiesen sind. Z.B. sahen wir auf dem Markt ein kleines Mädchen, dass an einem Stock einen Blinden führte und um Geld bat. Aber es gibt auch sehr aufdringliche Menschen, Jungs vor allem, die uns durch die ganze Stadt bis ins Hotel verfolgen.
Die Tuareg-Männer (Gorom-Gorom)
Als wir auf dem Viehmarkt in Gorom-Gorom waren, haben wir auch viele Tuaregs gesehen, die mit Ziegen handelten. Mit bunten Gewändern und hohen Turbanen liefen sie stolz und erhaben über den Markt. Wunderschöne Menschen konnte man hier entdecken. Die Tuareg haben im Gegensatz zu den Mossis schmale lange Gesichter. Ihre sonnengegerbten Münder sieht man selten lachen und auch sonst strahlen sie eine gewisse Strenge und Weisheit aus. Ihre Säbel, die sie an ihrem Gürtel befestigt haben, wirken ziemlich bedrohlich und Respekt einflößend.
Männer auf dem Land (Tamiga)
In Tamiga gab es alte Männer, wie den blinden Geschichtenerzähler, der uns ein Lied widmete. Oder den Dorfältesten, der uns im Alter von 102 Jahren mit seinem Humor doch sehr beeindruckte. Wir haben ihm ein langes Leben gewünscht und er antwortete uns, er wisse wohl, dass der Tod nicht mehr weit wäre.
Der Lehrer genoss in seinem Haus ungeahnten Komfort: Er hatte sich eine Solaranlage auf seinem Dach installieren lassen, so dass er abends seine Lampe anschalten konnte. Als er dann noch seinen Schwarzweiß-Fernsehgerät vorstellte, waren wir total überrascht. Am Abend kamen alle Nachbarn und viele Bewohner Tamigas, um in die Röhre zu schauen. Ein Stadtmensch auf dem Land, welcher Kontrast! Auch andere Beobachtungen machten mich wütend und traurig zugleich: Junge Männer trugen T-Shirts mit einem Bin Laden-Konterfei oder das Firmenemblem von Siemens war aufgedruckt.
Männer in der Stadt (Ouagadougou)
Wenn ich an die Stadt denke, denke ich zuerst an unseren Busfahrer und all die Anderen. Denn wenn man etwas fragt, kommt garantiert die Antwort : „ Pas de problème !" Auch wenn man ganz genau weiß, dass es unmöglich ist. Die Männer in der Stadt sind ziemlich anstrengend. Nicht nur, dass sie „baggern" und „dich voll quatschen", sondern die machen dir doch tatsächlich auch Heiratsanträge. Aber im Allgemeinen sind sie sehr, sehr nett und freundlich. Es gibt also, wie überall, solche und solche. Den zentralen Markt haben wir lieber gemieden und später stellte sich heraus, dass das auch nicht die schlechteste Idee gewesen ist. Denn als ein Taxifahrer nicht weiter fahren wollte, sind die Menschen auf ihn losgegangen wie hungrige Löwen auf eine Gazelle.
Man sieht in der Stadt hauptsächlich ganz junge oder ganz alte Menschen. Dabei muss ich aber zugeben, dass das Alter der afrikanischen Bevölkerung sehr schlecht zu schätzen ist. Deshalb kann es gut sein, dass dieser letzte Eindruck täuscht.
Als Weißer in Afrika
von Uta Baroke 2002
"Da sind wir nun", mitten in der Hauptstadt Burkina Fasos, dem Land der sauberen Hände, Ouagadougou. Es war dunkel, aber warm. Die europäische Kälte, der Flug und die zahlreichen Impfungen saßen uns noch in den Knochen, doch die Freude, endlich am Ziel zu sein, machten die bisherigen Belastungen schlagartig zunichte.
Während wir im Flughafen auf unser Gepäck warteten, prasselte heftiger Regen vom Himmel auf die staubige, ausgedörrte Erde herab, doch schon spätestens nach einer halben Stunde war dieses Spektakel wieder vorbei und von dem vielen Wasser nur noch wenig zu sehen.
Am nächsten Morgen hieß es dann: "Mischen wir uns unters Volk und erkunden in Ruhe die Stadt.". Doch leider wurde da nicht viel draus, sich unauffällig unters Volk zu mischen, war unmöglich. Egal, wo man war, man fiel auf. Unsere Erkundungstour durch die Stadt machten wir natürlich nicht alleine, stets wurden wir von Händlern und unzähligen Augenpaaren begleitet, in unserem Umfeld schien sich vieles um uns zu drehen. Wir standen außerhalb des Geschehens, waren aber gleichzeitig der Mittelpunkt.
Doch noch interessanter und schöner wurde es, als wir die Stadt Richtung Kongoussi verließen. Mit Ouagadougou ließen wir das städtische Leben, den Trubel und den kleinen Rest von westlichem Komfort hinter uns und mussten uns von nun an daran gewöhnen, dass wir nicht jeden morgen warmes oder überhaupt fließendes Wasser hatten. Doch an diese Umstände gewöhnten wir uns erstaunlich schnell. Viele Dinge, auf die man zu Hause viel Wert legte, ergaben in Burkina einfach keinen Sinn mehr: Fön, Haarspray - völlig überflüssig, Deo dagegen: unverzichtbar!
Die Menschen auf dem Land waren freundlicher und neugieriger als in der Stadt. Aus einer sicheren Entfernung beobachteten viele, was wir, die Weißen, machten. Wie wir uns bewegten, miteinander sprachen und lachten. Wir waren jetzt nicht mehr nur die Kunden, die einen Marktbesuch machten, wir waren jetzt eher Gäste oder Eindringlinge. Denn durchquerten wir ein Dorf, hielt das Leben für einen kurzen Moment inne und nahm erst mit unserem Verschwinden wieder seinen normalen Lauf. Die Integration in das Landleben gelang uns nicht, wobei die unterschiedliche Hautfarbe sicherlich entscheidend war.
Ein besonders schöner und zugleich aufregender Teil der Reise war für mich der Aufenthalt in Tamiga; zu sehen, wie die Menschen dort leben und miteinander umgehen, zu sehen, dass noch eine Gemeinschaft besteht, zu sehen, wie Menschen einander helfen, das war einmalig. Es war schön von unserer gewohnten Lebensart so weit weg zu sein, Probleme, die man zuhause für unüberwindbar hielt, wurden schlagartig zur Nichtigkeit. Ein prägender Moment war es für mich, die Schule zum ersten Mal zu betreten, zu sehen, was man aufgebaut hat und wie viel es den Menschen tatsächlich bedeutet. Man kann mit Gewissheit sagen, dass jeder Dorfbewohner freundlich zu uns war. Die Kommunikation zwischen der Dorfgemeinschaft und uns war kompliziert, aber oft sprach schon ein freundlicher Händedruck für sich. So ließen wir Tamiga mit guten Erinnerungen hinter uns und schlugen den Weg über Kongoussi nach Dori ein. Von Dori aus machten wir eine Tagestour nach Gorom-Gorom zu einem riesigen Markt und nach Oursi zu einer gewaltigen Sanddüne. Das Angebot auf dem Markt war überwältigend. Es gab alles zu kaufen, von kleinen Bohnenbällchen bis hin zu Kamelen. Die Händler auf dem Markt waren weder aufdringlich, noch abweisend, so dass es ein Vergnügen war, den Markt in seiner Vielseitigkeit zu erleben. Der Geruch änderte sich an fast jeder Ecke, mal roch es nach gegrilltem Fleisch, mal nach verbranntem Holz oder Gewürzen.
In Oursi angekommen, strömten uns sofort Kinder aus einem kleinen Dorf entgegen mit den Worten: "He, le blanc, donne-moi un cadeau! Un cadeau!". Die Kinder des Dorfes waren es gewöhnt, Besuch von weißen Touristen zu bekommen und verhielten sich dementsprechend fordernd, was die Stimmung unter uns Reisenden sehr drückte. Plötzlich war man nicht mehr der erwartete Gast und Helfer wie in Tamiga, sondern ein reicher, weißer Tourist.
Erst mit der Zeit sah man, wie facettenreich dieses Land ist, die Landschaft, besonders die Menschen, alles steht in einem harmonischen Einklang zueinander. Respekt und Hilfsbereitschaft, Grundvoraussetzungen für ein Zusammenleben sind in unserer "modernen" Welt langsam verloren gegangen. Ich hatte auf meiner Reise das Gefühl, dass speziell in Tamiga diese Grundvoraussetzungen für das Zusammenleben oberste Priorität haben, dass es unter den vorhandenen harten Lebensbedingungen nur möglich ist, miteinander und nicht gegeneinander die Zukunft zu sichern.
Die Schule in Tamiga
von Yasmin Gruska 2002
63 tiefdunkle Augenpaare blicken neugierig Richtung Eingang, dünne, kleine Körper erheben sich von den einfachen Holzbänken, und einstimmig wird ein französisches Lied angestimmt. Die Schüler der dritten und vierten Klasse der Dorfschule Tamiga begrüßen uns. Auch wir sind neugierig und schauen uns um. Das sind also die Menschen, denen wir durch unsere Projektarbeit helfen wollen. Und so sieht also die Schule aus, die auch mit unserer Unterstützung gebaut wurde.
Ein großer, rechteckiger Kasten aus Beton, mit kleinen Fenstern und zwei großen, blauen Metalltüren. Die ganze Schule besteht nur aus zwei Räumen, die durch einen kleinen Raum, der als Büro fungiert, getrennt sind. Aber in diesen zwei Räumen können 116 Kinder unterrichtet werden. Jeweils die Kinder der ersten und zweiten Klassenstufe und die der dritten und vierten werden zusammen in einem der zwei Räume unterrichtet. Die Räume sind nur mit dem Nötigsten eingerichtet. Aber das ist hier in Afrika schon viel. Die Kinder müssen nur zu zweit und nicht gar zu dritt auf den schmalen Holzbänken sitzen und der Lehrer hat sein eigenes Pult. Da so viele Schüler zusammen sitzen (im Raum der ersten und zweiten Klasse 53 und im anderem Raum 63 Schüler), läuft der Unterricht meistens nach dem gleichen Muster ab. Der Lehrer sagt oder schreibt etwas vor und die Kinder machen es nach. Übrigens wird im Unterricht französisch gesprochen ( Französisch ist noch auf Grund der Kolonialzeit die Amtssprache Burkina Fasos), aber die Kinder sprechen eigentlich bevor sie zur Schule kommen nur die Stammessprache Moré. Zum Glück beherrschen die beiden Lehrer in Tamiga aber Moré, sowie die französische Sprache. Diese Lehrer wohnen auch direkt vor dem Dorf, ihre Häuser, mit festen Wänden und Dächern, sind im Vergleich zu den Lehmhütten der Dorfbevölkerung luxuriös und wurden auch vom Förderverein finanziert. Ebenso wie die zwei Aborte, die überdacht sind und eine Tür haben und extra für die Schule gebaut wurden.
Das alles so zu sehen, macht uns schon ein wenig stolz, schließlich haben wir alle schon viel Zeit für dieses Projekt investiert, aber am schönsten ist es zu sehen, wie begeistert die Kinder sind. Nach dem Begrüßungslied für uns verteilen wir Bonbons und Luftballons. Viele der Kleinen, die in den ersten beiden Jahrgängen zwischen sieben und neun Jahren und in den beiden anderen Jahrgängen zwischen neun und elf Jahren alt sind, haben solche Dinge noch nie gesehen und bekommen noch nicht einmal das Bonbonpapier alleine geöffnet, geschweige denn die Luftballons aufgepustet. Nach anfänglicher Scheu werden die Kinder immer ausgelassener und der Lehrer muss sie schon bremsen, damit sie sich nicht gegenseitig die Mitbringsel abnehmen. Vor allem die Mädchen können recht rabiat werden und wissen sich gut durchzusetzen gegen die Überzahl der Jungs. Obwohl der Anteil der Mädchen in Tamiga erfreulich hoch ist und über dem Durchschnitt Burkina Fasos liegt, sind sie in der Schule immer noch in der Unterzahl. So besuchen die erste und zweite Klasse 24 Mädchen und die dritte und vierte Klasse 15. In den älteren Jahrgängen gibt es weniger Mädchen, da viele Familien ihre Töchter für die Arbeit zu Hause benötigen, mit der die Jungen nichts zu tun haben.
Aber auch hier vollzieht sich langsam ein Wandel: Viele Familien wollen auch ihren Töchtern eine Schulausbildung ermöglichen, soweit das finanziell überhaupt möglich ist, denn der Schulbesuch in Tamiga kostet Geld, 2000 CFA im Jahr, was zwar umgerechnet nur 3 € sind, aber für die meisten Familien im Dorf ist das sehr viel. Zum Glück werden die Kinder auch dann unterrichtet, wenn ihre Eltern das Geld nicht oder erst später zahlen können.
Zum Abschluss unseres Besuches werden den beiden Lehrern noch Lernspiele, Schreibmaterialien und Springseile für den Sportunterricht übergeben, die sie, nicht ohne eine genaue Erläuterung, wie die Spiel zu handhaben sind , freudig entgegen nehmen. So endet unser Besuch in „unserer Schule" mit dem Gefühl, etwas Gutes getan zu haben, aber auch mit dem Gedanken, noch mehr tun zu wollen. Vielleicht gelingt es ja, den Bau des dritten Klassenraumes im nächsten Jahr fertig zu stellen ...
Stadt – Land
von Rieke Jacobs
Obgleich unsere Reise im eigentlichen Sinne dem Projekt in Tamiga gewidmet war, verbrachten wir dort nur knapp drei Tage und hatten somit auch die Möglichkeit, die Schönheiten und andere Auffälligkeiten, im negativen wie im positiven Sinne, einzelner Regionen Burkina Fasos zu entdecken.
Die Regenzeit war ein Grund, der die Fahrt zu einem Fest für die Augen werden ließ, denn diese hat das sonst so trockene Land in eine grüne Oase umgewandelt.
Die Stationen unserer Tour waren: die Hauptstadt Ouagadougou, die Kleinstadt Kongoussi , das Dorf Tamiga, die Kleinstadt und „das Tor zur Wüste" Dori und schließlich wieder Ouagadougou.
Die Strecken zwischen den einzelnen Orten legten wir tagsüber im Kleinbus zurück und somit konnten wir nicht nur den Wandel vom Stadt- zum Landbild, sondern auch die infrastrukturelle Veränderung der Landschaft mitverfolgen.
Schon in Ouagadougou, wo alles begann, prasselten die neuen Eindrücke auf uns herab und es dauerte seine Zeit, bis man das Gröbste verarbeitet hatte und sich in dieser Großstadt, die für Ammerländer Schüler wie eine andere Welt erscheint, zurechtfand.
Das Leben spielte sich auf den Straßen ab und somit waren diese auch mehr als voll. Tausende Mofas und Mopeds, Fahrräder, veraltete grüne Taxen, Eselskarren und Mercedes-Limousinen quetschten sich nebeneinander durch sämtliche Wege und hüllten alles in eine Wolke aus Abgasen. Im Zentrum dominierte der Verkauf und so waren es Blechhütten, einfache, zusammengezimmerte Verkaufsstände, am Boden hockende Marktfrauen, Schuhputzer oder diverse andere kleine Verkäufer, die das Bild des Stadtinnenlebens prägten. Wir hatten anfänglich den Eindruck, die Straßenhändler hätten es nur auf uns, die weißen Exoten, abgesehen. Die Behausungen der Menschen lagen weiter außerhalb, die Villen der wenigen Reichen waren versteckt und vor den Hotelanlagen postierten Wachen.
Alles in allem ein heilloses und lautes Gewirr, in dem sich ein Fremder erst nach längerer Zeit zurechtfindet, aber in das er auch nie wirklich ganz hineinfinden wird.
Man kann nicht behaupten, dass der Großteil der Reisegruppe sehr traurig war, als wir nach Kongoussi aufbrachen. Die Betonstraße wurde zur roten Sandpiste und dieser folgend fuhren wir an Flächen von hohem Gras, Büschen, Bäumen und Maisfeldern in schwüler Hitze entlang, mussten durch überflutete Straßen geschoben werden, bis schließlich auch Bergketten zu sehen waren. Und alles strahlte in den intensivsten Farben.
Aufgrund einer langwierigen Autopanne kamen wir erst kurz vor der Abenddämmerung am Zielort an. Es war kein Großstadtflair zu erkennen und wir waren überrascht, dort noch ein Hotel zu finden.
Durch Kongoussi führte eine Hauptstraße, an der sich wieder das Marktleben säumte und von der die Wohnviertel abgingen. Die Häuser, die dicht an dicht lagen, waren fast durchgängig aus sandfarbenem Lehm erbaut und in den Gassen liefen überall Ziegen, Rinder und Schweine herum. Alles strahlte eine gewisse Ruhe aus und diese wurde vor allem am Abend deutlich, wenn in der Dunkelheit überall Petroleumlampen die Hauseingänge erhellten. Wir hatten dort einen mehr als angenehmen Aufenthalt. Gingen wir durch die Straßen, kamen uns freudig schreiende Kinder entgegen, denen man bei jeder Begegnung unausweichlich die Hand geben sollte, und überall duftete es nach gegrillten Fleischspießen und Brot.
Die Fahrt ging nach einigen Tagen weiter nach Tamiga. Mit dem Verlassen von Kongoussi kamen wir beinahe sofort in eine noch abgelegenere Gegend Burkinas. Eigentlich nur noch Busch und unwegsame Straßen, die man irgendwann auch nur noch mit der Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h befahren konnte. Der Weg wäre in der Trockenzeit schon schwer passierbar gewesen, aber der Regen hatte die Vegetation wild wuchern lassen.
Das Dorf hat uns alle zutiefst bewegt. Wir hatten zwar vorher Fotos gesehen, aber unsere Vorstellungen waren sehr diffus. Man hat den Eindruck, in einer anderen Welt zu sein, weit weg von der modernen westlichen Lebensart. Es war für mich ein einmaliges Erlebnis, das einfache Leben der Menschen, die trotz der ärmlichen Verhältnissen so viel Zufriedenheit ausstrahlen, für kurze Zeit zu teilen.
Das Dorf gruppiert sich in drei Siedlungen um einen Hügel herum. Die Menschen leben auf engstem Raum zusammen, wobei jeder „Familienhof" mit einer Art Mauer von den Höfen der anderen abgegrenzt ist. Die Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft und demnach ist das Dorf von Feldern umringt. Außerdem sieht man in der Ferne grüne, aber dennoch felsige Bergketten. Ein unbeschreiblicher Aufenthalt!
Die nächste unbekannte Station stellte Dori dar. Auf der Hinfahrt wurden wir Zeugen eines ganz erheblichen Landschaftswandels. Wir befanden uns nun im Sahel. Der Bewuchs war keineswegs mehr so üppig und grün; jetzt waren es eher ausgedorrte Ebenen (je weiter wir in den Norden fuhren), die einen immer weiteren Blick ins Land hinein gewährten, und anstelle der vielen kleinwüchsigen Bäumen und Büsche unserer bekannten Umgebung traten nun die riesenhaften und majestätischen Bäume, wie die Baobabs (Affenbrotbäume), in Erscheinung. Nach einer Sage sollen die Baobabs wie folgt entstanden sein:
Als Gott die Welt erschuf, formte er Mensch, Tier und Pflanzen. Alles wuchs und gedieh und lebte in Frieden. Nur ein Baum, Baobab genannt, der wurde größer und größer und blickte ganz stolz auf die anderen herab. Das erzürnte Gott. Und so packte er ihn an der Krone, riss ihn aus der Erde und pflanzte ihn, die Wurzeln gen Himmel, in den Boden. Seitdem ragen seine Äste bizarr in alle Richtungen des Himmels und tragen nur drei Monate im Jahr (Regenzeit) Laub und Früchte.
Beim seinem Anblick kann man die mystische Funktion, die man ihm zuschreibt, vollkommen nachvollziehen. So gehört er auch zu jedem Dorf, dient als Versammlungs- und Beratungsplatz der Alten und wird vor allem aufgrund der Tatsache, dass in ihm die Ahnen leben sollen, geehrt. Man erhofft sich die weisen Ratschläge der Vorfahren durch die Kraft des Baumes. In einigen Küstenländern Afrikas dürfen sie auch nicht fotografiert werden, da das die Stammesväter erzürnt. Sie haben einen Umfang von bis zu 14 m, wachsen allerdings sehr langsam, können aber trotzdem ihre enorme Größe erreichen, da sie über 100 Jahre alt werden. Dass sie in der Trockenzeit überhaupt überleben, liegt daran, dass sie innerlich aus einer schwammartigen Masse bestehen, die sich bei Gelegenheit voll Wasser saugt, und davon zehrt der Baum in den langen Trockenperioden.
In Dori selbst, dem Tor zur Wüste, war es trotz der Regenzeit heißer als in den vorherigen Orten und auch sehr viel sandiger. In der Region von Dori ist Viehzucht und Viehhandel dominant, da sich hier in der Sahelzone hauptsächlich die Nomaden, die darauf spezialisiert sind, aufhalten.
Bei einem Tagesausflug nach Gorom-Gorom, wo uns ein großer Markt lockte, und nach Oursi, wo wir die hohe Wüstendüne sehen wollten, fuhren wir sogar noch weiter gen Norden. Nun tauchten vereinzelt in der weitläufigen Gegend, geprägt von Geröll, Gräsern, vereinzelten Bäumen und ausgetrockneten, sowie überfluteten Flussbetten, Nomadendörfer der Tuareg und Fulbe auf. Und je näher wir der Marktstadt Gorom-Gorom kamen, desto größere Karawanen von Tuaregs auf ihren Kamelen zogen an uns vorbei. In der Stadt selbst erwartete uns ein bunter und facettenreicher Markt, auf dem ein reges Treiben herrschte.
Oursi überraschte wieder einmal mit einem enormen Kontrast des Landschaftsgefüges. Kurz vor dem Zielort, der Sanddüne, erblickten wir eine endlos scheinende Wasserfläche, die neben Stellen mit Seerosen auch grüne Weideflächen bot. Dann allerdings fuhren wir ein Stück weiter in das hügelige Land hinein und schlagartig war alles Grüne verschwunden und vor uns erschien die riesige Düne, ein ergreifender Wechsel.
Gegen Ende unserer Reise wurde von Dori aus schließlich der direkte Weg zurück nach Ouagadougou genommen, und somit waren wir aus den tiefsten Tiefen und einsamsten Plätzen Burkina – Fasos kommend wieder in der brodelnden Hauptstadt angelangt, wo wir die letzten drei Tage Afrika genossen.
Das Leben in Tamiga
von Claudia Frerichs 2002
Tamiga ist ein Dorf in Burkina Faso (Westafrika). Es liegt zwischen Kaya und Kongoussi. Das Dorf Tamiga gliedert sich in drei kleinere Teile, den sogenannten Cartiers.
Die Einwohner Tamigas gehören dem Stamm der Mossi, dem größten Burkina Fasos, an. Ihre Muttersprache ist Moré und nur sehr wenige sprechen französisch. Sie leben in einfachen runden Lehmhütten, die mit Strohdächern gedeckt sind. Stets bevölkern mehrere Personen diese einfachen Behausungen.
Hauptnahrungsmittel sind Mais und Hirse, den sie anbauen und auf Steinplatten oder in Stampfern zu Mehl verarbeiten. Hühner und Ziegen, die mit den Bewohnern unter einem Dach leben, ergänzen das karge Nahrungsangebot.
Das Projekt „Eine Schule für Tamiga" hat sich nicht nur auf den Schulneubau beschränkt, sondern auch den Bau eines zusätzlichen Trinkwasserbrunnens ermöglicht, so dass drei Brunnen das Dorf mit sauberem Wasser versorgen können. Leider ist einer dieser Brunnen zur Zeit defekt. Das außerdem vorhandene Wasserloch, welches verdrecktes Wasser enthält, wird von den Bewohnern hauptsächlich zum Waschen der Wäsche und für die Körperpflege genutzt. Wurmerkrankungen, die durch unreines Wasser verursacht werden, machen der Bevölkerung zu schaffen.
Auch das enge Zusammenleben von Mensch und Tier bedingt hygienische Probleme. Eine regelmäßige medizinische Versorgung der Bevölkerung ist nicht vorhanden.
Die Dorfbewohner sind einfach, ja ärmlich gekleidet. Viele Männer und Kinder tragen Kleidung, die aus Hilfssendungen stammt. Da zu wenig Kleidung zur Verfügung steht, ist sie auch häufig zerrissen und schmutzig. Die Jugendlichen, die als Gastarbeiter in Ghana Geld verdienen konnten, tragen westliche Kleidung. Die Frauen binden sich bunte Tücher um den Körper und den Kopf. Als Schuhwerk dienen, sofern vorhanden, Sandalen.
Das tägliche Leben in Tamiga ist sehr einfach, überhaupt nicht vergleichbar mit westlichen Standards. Die reale Auseinandersetzung mit den Gegebenheiten vor Ort kann zur Neuorientierung persönlicher Ansichten über Entwicklungshilfe und die „Dritte Welt" führen. Daher empfehle ich jedem Mitschüler, sich in unsere Projektarbeit einzubinden.